Klare Botschaft: Integration!

Um bundesweit Best Practices zu er­arbeiten, hat das NUiF im fünften Jahr Betriebe aus den einzelnen Bundesländern ausgewählt, die jeweils einen Regionalbotschafter stellen. Das Ziel: Experten zu haben, deren Unternehmen Arbeitsmarktintegration praktisch leben und ihre Expertise regional weitergeben. Wie genau das funktioniert haben wir nachgefragt bei Frank Giesker von der fdu GmbH & Co. KG, die hochwertige Betonelemente und Betonfertigteile an 28 Standorten fertigt.
Der DIHK in Berlin koordiniert die Arbeit des „Netzwerk Unternehmen integrierenFlüchtlinge“, kurz: NUiF. Der Regionalbotschafter aus¬ ¬Niedersachsen für die -Integration von Geflüchteten in den ¬Arbeitsmarkt kommt aus dem Landkreis ¬Osnabrück: Frank Giesker, Ausbildungsleiter bei der fdu GmbH & Co. KG, Georgsmarienhütte.
Herr Giesker, warum wurde Ihr Betrieb vom DIHK-Netzwerk für die Botschafter-­Aufgabe ausgewählt?
Mitte Januar 2023 war fdu als eines von drei Unternehmen von der IHK Osnabrück zum NUiF-Workshop „Mutmacher*innen‘‘ einge­laden worden. Gemeinsam wurde geprüft, ob sich das erfolgreiche Modell der Azubi-Botschafter, bei dem Azubis in Schulen aus ihrer Berufspraxis berichten, auch für die direkte Ansprache von Geflüchteten eignet. Bei Rollenspielen hat unser afghanischer ­Auszubildender einen so positiven Eindruck hinterlassen, dass Herr Dr. Lauer vom NUiF unserem Unternehmen die Aufgabe als ­Regionalbotschafter Niedersachsens angeboten hat.
Was war Ihre Motivation, einem Geflüchteten einen Ausbildungsplatz anzubieten?
Wir hatten bereits viele Bewerbungsgespräche mit Geflüchteten, haben uns aber wegen mangelnder Sprachkenntnisse bis auf ­wenige Ausnahmen gegen eine Beschäftigung entschieden. Dann bekamen wir im November 2020 die Bewerbung eines ­afghanischen Geflüchteten für einen Ausbildungsplatz als ­In­dustriekaufmann: FH-Reife und C1 Sprachlevel. Im Bewerbungsgespräch hat er alle überzeugt und zehn Tage später seinen Ausbildungsvertrag ­unterschrieben. Über die Zusage haben wir uns sehr gefreut und hofften, ihm andererseits mit der Ausbildung bei fdu eine ­Perspektive für seine Zukunft in Deutschland bieten zu können.
Gab es bei der Integration besondere Herausforderungen?
Innerhalb unseres Unternehmens gab es keinerlei Probleme! Unser Auszubildender hat sich schnell persönliche und fachliche An­erkennung verdient. Insgesamt haben Geflüchtete im Vergleich zu unseren anderen Auszubildenden jedoch zusätzliche Belastungen, wie z. B. Behördengänge, das Organisieren von Nebenjobs oder die Wohnungssuche nach Beendigung eines betreuten Wohnens. Hier ist zusätzliche praktische und moralische Unterstützung vom ­Unternehmen hilfreich. Eine weitere Hürde sind die Fachsprache und teilweise komplexen Aufgabenformulierungen in der Berufsschule und bei den Prüfungsaufgaben.
Welche positiven Erfahrungen haben Sie während der Aus­bildung gemacht?
Es gab bei Fragen oder Problemen immer eine große Hilfsbereitschaft: sei es in der Berufsschule, bei der IHK, dem NUiF, der Agentur für Arbeit oder der Caritas als betreuende Organisation. Durch unseren Auszubildenden haben wir als Unternehmen einen viel besseren Einblick über die Situation der Geflüchteten erhalten. Und durch diese Erfahrungen auch eine erhöhte Bereitschaft, weitere Geflüchtete einzustellen.
Sie arbeiten in einem bundesweiten Netzwerk mit Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen zusammen. Wie können Sie voneinander lernen?
Es gibt vom NUif einen intensiven Austausch zu den bundesweiten Aktivitäten und zu rechtlichen Regelungen. Dadurch hat jedes ­Unternehmen als Netzwerkmitglied direkten Zugriff auf nützliche Informationen und praktische Anregungen im Ausbildungsalltag.
Haben Sie eigene Tipps für Unternehmen, die Geflüchtete ­einstellen wollen?
Anders als bei den meisten Auszubildenden, die den Feierabend im familiären Umfeld verbringen, müssen Geflüchtete ihr Leben komplett selbst organisieren. Mein Tipp ist daher: Suchen Sie ­regelmäßig das persönliche Gespräche und hören Sie gut zu – und auch auf das, was aufgrund kultureller Unterschiede nicht gesagt wird. Und außerdem natürlich: Werden Sie Mitglied im ­„Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge“. Und wer Unterstützung beim Thema Integration sucht, für den bin ich Ansprechpartner für die ­niedersächsischen Unternehmen. Nehmen Sie gern über die IHK den Kontakt zu mir auf!
≥ www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de
Dr.Maria Deuling
Aus- und Weiterbildung
Internes Qualitätsmanagement und Controlling