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#GemeinsamBesseresSchaffen
#GemeinsamBesseresSchaffen
Unter dem Motto „#GemeinsamBesseresSchaffen“ setzt sich unsere IHK dafür ein, Probleme sichtbar zu machen. Ziel der Kampagne ist es, den Dialog zwischen Wirtschaft und Politik zu stärken und den Handlungsdruck zu erhöhen.
Ein wichtiger Anlass ist die aktuelle schwache Wirtschaftsentwicklung. In unserer Region ist der IHK-Konjunkturklimaindex zuletzt zum Ende des 3. Quartals um zehn Punkte auf 73 Zähler gefallen und liegt damit weiterhin sehr deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 101 Zählern. „Der seit Ende 2021 anhaltende konjunkturelle Abschwung setzt sich fort. Mittlerweile befinden wir uns auch hier in unserer Region in einer echten Rezession“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf anlässlich der Vorstellung der Zahlen.
Die Region kann sich damit nicht von dem Negativtrend in Deutschland abkoppeln. „Wir erleben gerade Verlagerungen ins Ausland, weniger Industrieproduktion im Inland, Geschäftsaufgaben und steigende Insolvenzzahlen. Lauter können Weckrufe kaum sein“, skizziert in Berlin DIHK-Präsident Peter Adrian die Lage. Der Grund liegt für ihn auch auf der Hand: Wachsende Bürokratie, lange Planungsverfahren, hohe Kosten, insbesondere bei Energiepreisen oder fehlende Digitalisierung bremsen die deutsche Wirtschaft jeden Tag aufs Neue.
Adrian erinnert daran, dass es zwei Jahre in Folge mit sinkendem Bruttoinlandsprodukt nur einmal in der deutschen Nachkriegsgeschichte gegeben habe – vor mehr als 20 Jahren. „Die damalige Bundesregierung hatte deshalb die Agenda 2010 aufgesetzt“, so Adrian. „Mit einem ähnlichen Anspruch muss die Politik jetzt noch mal ran – ‚Wirtschaft First‘ muss das Motto lauten. Denn eine gut laufende Wirtschaft ist zwar nicht alles, aber ohne sie können wir die vielen Veränderungen in unserem Land nicht schultern.“
Bundesweite Kampagne
Diese Entwicklungen sind der Hintergrund der Kampagne „#GemeinsamBesseresSchaffen“, die die IHK-Organisation bundesweit gestartet hat. Sie macht mit Beiträgen in den sozialen Medien, Anzeigen und Plakaten, aber auch durch Gespräche mit Abgeordneten auf konkrete Probleme aufmerksam – und zeigt Lösungsvorschläge auf.
An der Kampagne beteiligen sich auch regionale Unternehmerinnen und Unternehmer. Den Auftakt machte IHK-Präsident Uwe Goebel: „Die regionale Wirtschaft kann so nicht arbeiten – weil staatliche Überregulierung für eine immense Bürokratie und unternehmensgefährdende Kosten sorgt,“ sagt er und schlägt zugleich vor, wie die regionale Wirtschaft arbeiten kann: etwa durch eine Eindämmung der ausufernden Bürokratie und Überregulierung, insbesondere bei der Nachhaltigkeitserstattung CSRD oder beim Lieferkettengesetz, mit Energiepreisen auf einem international wettbewerbsfähigen Niveau sowie einer rechtsformneutralen Besteuerung mit einer Steuerbelastung für Unternehmensgewinne unter 25 %.
Ricker: „Bürokratie bremst aus“
Vor allem die Bürokratiebelastung treibt auch Gerrit Ricker, Geschäftsführer der pro tec Gruppe in Nordhorn, um: „Ich kann so nicht arbeiten, weil der Gesetzgeber durch Bürokratie und Gesetzgebung verhindert, dass mehr Menschen Arbeit finden“, sagt er. Wünschen würde er sich konkret, dass Prüfungserfordernisse und -befugnisse bei den Behörden reduziert werden, um die Verfahren bei der Arbeits- und Fachkräftezuwanderung zu beschleunigen. Hilfreich wäre außerdem, Prozesse zu digitalisieren und Schnittstellen zwischen den beteiligten Akteuren effizient auszugestalten. Und nicht zuletzt sollte das generelle Verbot der Zuwanderung zur Beschäftigung bei einer Zeitarbeitsfirma aufgehoben werden.
Forderungen leiten sich aus IHK-Grundsatzpapier ab
Inhaltlich beruht die Kampagne auf einem Grundsatzbeschluss, in dem die IHK-Organisation zehn konkrete Forderungen für eine neue Wirtschafts- und Standortpolitik formuliert hat (abrufbar unter: www.dihk.de/de/aktuelles-und-presse/besserjetzt). Dabei sind die zehn Forderungen nur ein Ausschnitt aus dem Forderungskatalog der IHK-Organisation. Pünktlich zur anstehenden Bundestagswahl hat sie jetzt die wirtschaftspolitischen Positionen entwickelt, die auch die Vollversammlung unserer IHK jetzt in der jüngsten Sitzung beschlossen hat. Sie bietet Empfehlungen zu 32 Themenbereichen der Wirtschaftspolitik, die aus einem ausführlichen Konsultationsprozess zwischen DIHK, den 79 IHKs und den Mitgliedsunternehmen resultieren. Mit diesen Positionen konfrontiert unsere IHK jetzt die Bundestagswahlkandidaten. Darüber hinaus sucht sie auch die direkte Kommunikation und lädt dafür im Vorfeld der Bundestagswahl zu Podiumsdiskussionen mit den Direktkandidaten der Parteien in den vier Teilregionen ein (s. Kasten).
IHKN-Umfrage zeigt düsteres Bild
Der Imperativ #BesseresSchaffen gilt nicht nur für die Bundesebene, sondern auch für das Land Niedersachsen. Denn auch hier ist die wirtschaftliche Lage der Unternehmen alarmierend. Wenig überraschend zeichnen die Ergebnisse der aktuellen IHKN-Standortumfrage ein düsteres Bild. Die Zufriedenheit der Unternehmen mit dem Wirtschaftsstandort Niedersachsen hat merklich abgenommen, die Unternehmen bewerten den Standort nur noch mit einem „befriedigend“. Vor allem die Industriebetriebe sind in Sorge um den Standort. Vor diesem Hintergrund hat die IHKN gemeinsam mit den Vorsitzenden der Industrieausschüsse der niedersächsischen IHKs ein Impulspapier erarbeitet, das die dringendsten Kernprobleme identifiziert (s. dazu auch Seite 13).
Die größten Stellschrauben
Die größten Stellschrauben, selbst etwas zu verändern, gibt es auf der regionalen Ebene. Auch hier hat sich die Vollversammlung unserer IHK aktuell für ihre laufende Wahlperiode aufgestellt und in der jüngsten Sitzung Regionalpolitische Positionen für die Teilregionen Emsland, Grafschaft Bentheim und Osnabrück beschlossen. Diese wurden zuvor in Workshops der drei IHK-Regionalausschüsse entwickelt und in einem breiten Mitmachprozess unter den Mitgliedsunternehmen zur Diskussion gestellt. Im Ergebnis bieten die Positionen jetzt in den vier Handlungsfeldern Fachkräfte/Bildung, Infrastruktur, Standortattraktivität sowie Wirtschaftsfreundlichkeit jeweils rund acht Positionen und darunter jeweils rund acht Maßnahmen. Jedes der drei Dokumente enthält damit rund 250 Maßnahmenvorschläge.
Aus dem Bereich Infrastruktur ist etwa die Forderung nach dem vierstreifigen Ausbau der E 233 ein zentrales Thema. „Eine leistungsfähige Infrastruktur ist das Rückgrat für den wirtschaftlichen Erfolg des Emslands. Der Ausbau der E 233 und weiterer Verkehrswege schafft nicht nur bessere Bedingungen für Unternehmen, sondern sichert auch Arbeitsplätze und Mobilität für die Menschen in der Region. Eine moderne Verkehrsanbindung macht das Emsland zukunftsfähig und sorgt dafür, dass es als Wirtschafts- und Lebensraum attraktiv bleibt“, erklärt dazu Ulrich Boll, Geschäftsführer der Boll Logistik GmbH & Co. KG aus Meppen.
Fachkräftesicherung auf der Agenda
Auch das Thema Fachkräftesicherung und Bildung steht oben auf der Agenda. Mit Blick auf die Grafschaft Bentheim meint Thomas Kolde, Geschäftsführer der Lebenshilfe Nordhorn gemeinnützige GmbH, dazu: „Der Landkreis Grafschaft Bentheim hat Fachkräften viel zu bieten: attraktive Arbeitgeber, hohe Lebensqualität und ein vielseitiges Umfeld. Der neue Campus Berufliche Bildung stärkt zudem durch innovative Bildungsangebote die duale Ausbildung und schafft so Mehrwerte für junge Menschen und Unternehmen. Mit modernen Ausbildungsstandards wird so ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung und zur wirtschaftlichen Zukunft der Region geleistet – dies gilt es zu nutzen!“ Und auch das Thema Bürokratie fehlt nicht auf der regionalen Ebene.
„Die zunehmende Bürokratie stellt eine erhebliche Belastung für Unternehmen dar. Umso wichtiger ist es, auf regionaler Ebene unnötige Hürden zu vermeiden. Dabei spielen die lokalen Verwaltungen eine Schlüsselrolle: Sie sollten sich als verlässliche Partner der Wirtschaft positionieren und den Unternehmen aktiv mit Unterstützung und pragmatischen Lösungen zur Seite stehen. Ein solcher Ansatz könnte die Attraktivität des Standorts im nationalen und internationalen Wettbewerb deutlich steigern“, erklärt dazu Beate Jakobs, Vorstandsvorsitzende der Vereinigte Volksbank eG Bramgau Osnabrück Wittlage in Osnabrück.
Vier IHK-Podiumstalks
Ihre Fragen an die Politik: Herzliche Einladung zu vier IHK-Podiumstalks
Vor der Bundestagswahl lädt unsere IHK zu Podiumstalks mit den Direktkandidaten der Parteien. Die Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, Anliegen direkt an die Politik heranzutragen.
Termine und Orte:
22. Januar 2025, 16 Uhr - Osnabrück (Stadt Osnabrück, IHK)
5. Februar 2025, 17 Uhr - Emsland (Unterems, Ort Hotel Clemenswerther Hof, Sögel)
6. Februar 2025, 17 Uhr - Grafschaft Bentheim (Mittelems, Georg Utz GmbH, Schüttorf)
6. Februar 2025, 17 Uhr - Osnabrück-Land (Fa. Höcker, Hilter a.T.W.)
Kontakt

Frank Hesse
Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschaftspolitik, International
Stv. Hauptgeschäftsführer, Geschäftsbereichsleiter