Job-Turbo im Hotel Walhalla

von Frank Hesse, IHK
Geflüchtete Menschen kommen in Deutschland oft nicht so schnell in Beschäftigung wie in anderen Ländern. Deshalb soll der im Oktober 2024 gezündete Job-Turbo für Beschleunigung sorgen. Die Ukrainerin Mariia Kovalenko zeigt, dass Integration auch zügig klappen kann. Sie fand im Hotel Walhalla eine neue berufliche Heimat.
Kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 kam Mariia Kovalenko mit ihrer Mutter von Kiew nach Osnabrück – weitgehend ohne Sprachkenntnisse. Deutsch lernen stand daher am Anfang. „Das war harte Arbeit, ich habe oft zehn Stunden am Tag gelernt, teils zwei Kurse parallel besucht“, erzählt sie in weitgehend fließendem Deutsch. Ihr Ziel war es, möglichst bald einen Job zu bekommen. Gute fachliche Voraussetzungen hatte sie: In der Ukraine absolvierte sie ein Studium im Hotelfach. Schon immer war dies ihr Berufswunsch, zumal ihre Mutter als Hotel­direktorin gearbeitet hatte. Mit diesem Ziel bat sie die Agentur für Arbeit um Hilfe. Und hatte Glück, denn das Hotel Walhalla in Osnabrück suchte eine Stelle im Empfangsbereich. Dann ging alles ganz schnell: Auf das Vorstellungsgespräch Ende Januar folgte am nächsten Tag ein Probearbeiten und am 1. Februar die Einstellung.
„Für uns war es die erste Stelle an der Rezeption, die wir mit einer ausländischen Fachkraft besetzt haben“, berichtet HR-Referentin Lena Brüwer. Dennoch hatte sie keine Bedenken. Das Wichtigste seien weniger sprachliche Hürden, sondern die Motivation. „Wenn wir merken, da ist beim Bewerber Lust und Offenheit, sehen wir gute Chancen“, berichtet Brüwer. Mariia Kovalenko fühlte sich dennoch am Anfang ein wenig mulmig, vor allem wegen der sprachlichen Herausforderung. Gerne hätte sie ihre Sprachkenntnisse noch verfeinert, aber: „Den besten Sprachkurs habe ich hier im Hotel“, so die 22-Jährige. „Für uns ist die Einstellung ein Glücksfall“, erklärt Brüwer. Denn das 334 Jahre alte Hotel mit 87 Mitarbeitern spüre schon seit einigen Jahren den Fach­kräf­temangel. Daher setze man verstärkt auf ausländische ­Fachkräfte. Einige würden zunächst im Hauswirtschaftsbereich eingesetzt und könnten sich dann weiterentwickeln. So wurde etwa mit finan­zieller Unterstützung der Agentur für Arbeit eine Syrerin zur ­Hotelfachfrau weiterqualifiziert.
Für Anna-Kathrin Bluschke, Jobturbo-Vermittlerin des Jobcenters Osnabrück, ist die Integration ein positives Beispiel für den Job-Turbo. Bei Mariia Kovalenko sei wegen der Vorkenntnisse gar nicht viel Unterstützung erforderlich gewesen. In anderen Fällen wurden umfangreiche Hilfen zur Verfügung gestellt. „Daher kann ich Unternehmen nur ermutigen, sich an das Jobcenter oder die Arbeitsagentur zu wenden“, rät Bluschke.
Stichwort „Job-Turbo Integration“: Die Agenturen für Arbeit unterstützen den Einstieg geflüchteter Personen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt mit passgenauen Förderinstrumenten. Denkbar sind etwa die Qualifizierung von Beschäftigten, die Vermittlung von Berufssprachkursen auch direkt im Betrieb und finanzielle Hilfen bei der Einstellung. Mehr Infos: www.arbeitsagentur.de/k/job-turbo