Editorial

„Künstliche Intelligenz – Die letzte Erfindung der Menschheit?“ – das ist der ein bisschen verstörende Titel der aktuellen Sonderausstellung im Museum Industriekultur (MIK) Osnabrück. Er bringt die Ambivalenz aus Faszination und Unbehagen, mit der wir der KI begegnen, sehr gut auf den Punkt.  

Diese Ambivalenz hat die KI mit früheren Basisinnovationen wie der Dampfmaschine, der Eisenbahn oder der Kernenergie gemeinsam. Sie alle bewirkten tiefe wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen. Gleichzeitig stießen diese alle zu Beginn auf Skepsis: ob sie sich überhaupt durchsetzen und ob sie dem Menschen am Ende nicht sogar eher schaden als nutzen könnten. Unter dem Strich erwiesen sich diese Neuerungen jedoch in ihrer Mehrzahl als nützlich und – wirtschaftlich gesehen – als Wachstums- und Beschäftigungsmotoren. Der Menschheit ging tatsächlich nicht die Arbeit aus, noch wurde sie durch schnelle Züge wahnsinnig oder löschte sich durch Kernenergienutzung gar vollständig aus. 

In unserem aktuellen Schwerpunkt zeigen wir, dass es sich mit der KI wohl ganz ähnlich verhält. Ab S. 10 lesen Sie, dass nicht nur in der schon erwähnten Sonderausstellung im Industriemuseum, sondern auch in den Betrieben das Abwägen von Chancen und Risiken, Kosten und Nutzen von KI eine immer größere Rolle spielt. Praktische Beispiele wie die Wiethe Content GmbH aus Georgsmarienhütte geben Hinweise darauf, wie die neuen KI-Anwendungen für Unternehmen produktiv genutzt werden können. Und in unserem Titelinterview erklärt Lena Büker von der ehorses GmbH & Co. KG, wie sich der traditionelle Pferdemarkt durch KI und digitale Vermarktung rasant wandelt. 

An dieser Stelle ein Hinweis in eigener Sache: Unsere IHK nutzt selbstverständlich auch KI-Anwendungen. Die Texte in unserem ihk-magazin sind – natürlich auch in dieser Ausgabe – alle noch von Autorinnen und Autoren aus Fleisch und Blut und mit viel Sachkompetenz und Herzblut geschrieben. Aber: Beim Recherchieren oder beim konzeptionellen Arbeiten kommen ChatGPT & Co auch bei uns schon seit längerem zum Einsatz. In unserem Schwerpunkt lesen Sie auf Seite 13 deshalb außerdem, welche Erfahrungen wir aktuell mit der Einführung von KI in unserer eigenen Telefonzentrale machen.  

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich nun eine informative Lektüre. 

Marco Graf,

IHK-Hauptgeschäftsführer