Verkehr und neue Mobilität

Der Verkehrssektor steht vor der Herausforderung eine Trendwende einzuleiten, um den Emissionsausstoß zukünftig zu reduzieren. Absehbar ist hierbei ein Technologiemix bestehend aus elektrischen Fahrzeugen, Wasserstoff betriebenen Antriebssystemen sowie E-Fuels und synthetischen Kraftstoffen insbesondere für den Schwerlasttransport und im Rahmen des Luftverkehrs. Für Unternehmen entstehen aufgrund der Dynamik im Bereich der Mobilität Chancen für neue Geschäftsmodelle. Aber auch das betriebliche Flottenmanagement kann von den neuen Möglichkeiten profitieren.

Rahmenbedingungen und Kosteneffekte

Mit Hilfe des europäischen Green Deals soll der Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft gelingen, in der bis 2050 keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr freigesetzt werden. Für den Verkehrssektor bedeutet dies eine Reduktion von 90% der Treibhausgasemissionen bis 2050.
Der Verkehrssektor ist sich seiner Mitverantwortung bei der Reduzierung von Treibhausgasen bewusst und ist auch bereit, trotz stetigem Wachstums der Verkehrsmengen, weiterhin seinen Beitrag zu leisten. Es ist bereits ambitioniert, das aktuelle Zwischenziel von 55% Reduktion bis 2030 erreichen zu wollen. Trotzdem wird bereits eine weitere Zielverschärfung diskutiert. Die angekündigte Überarbeitung der Flottengrenzwerte für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge sollte genutzt werden, um die Kosten des gesamten Lebenszyklus zu betrachten (Well-to-Wheel-Ansatz). Aktuelle, einseitig auf die Förderung der batteriebetriebenen Elektromobilität ausgerichtete Anreize zur CO2-Reduktion, sollten korrigiert werden.

Chancen und Trends

Diese überaus ambitionierten Ziele stellen neben den Fahrzeugherstellern auch das Transportgewerbe und die Logistikwirtschaft vor enorme Herausforderungen. Das Wachstum dieser Branchen bildet jenes der Gesamtwirtschaft ab. Dieses Wachstum braucht es, um den Green Deal zu finanzieren. Es braucht Augenmaß, damit aus den Forderungen keine Überforderungen werden.
Multimodalität, Technologieoffenheit und die Förderung zur Umstellung auf moderne Fahrzeuge (statt Restriktionen einzuführen) sind die bestimmenden Säulen der Verkehrspolitik innerhalb Europas. Dies wird auch von der Politik eingefordert. Eine Klimapolitik, die zu weiteren, einseitigen Belastungen der Verkehrswirtschaft führt, kann aus unserer Sicht nicht erfolgreich sein, auch weil die Verbindung mit dem Wirtschaftswachstum sehr eng ist.
Elektromobilität darf sich nicht nur auf batterieelektrische Antriebsformen beschränken und das Potenzial von alternativen Kraftstoffen – auch für die Luftfahrt – muss in den Fokus der Forschung rücken.
Das Jahr 2021 ist in der EU das Jahr der Schiene. Jetzt gilt es, nicht nur neue Angebote zu schaffen, sondern auch für einen bedarfsgerechten Ausbau der Infrastruktur zu sorgen. Insbesondere im Hinblick auf die langen Beteiligungs- und Planungsphasen muss frühzeitig die politische Weichenstellung dafür erfolgen.
City-Logistik-Konzepte sind seit Jahrzehnten in der Diskussion. Mit großer Wirkung hat sich bisher keines davon durchgesetzt, obgleich das Versandaufkommen durch einen kontinuierlich wachsenden E-Commerce auch weiterhin zunehmen wird. Hier gilt es, weiter zu forschen und neue Möglichkeiten (wie unterirdische Logistiksysteme oder ein regulierter Drohnenverkehr) als Pilotprojekte umzusetzen, um technologischer Vorreiter zu werden. Eine optimierte städtische Logistik ist für den Klimaschutz dabei von besonderer Bedeutung, da auf der letzten Meile von Warenströmen ein Großteil der CO2-Emissionen freigesetzt wird. Die Chancen für disruptive Innovationen für einen florierenden Wirtschaftsstandort durch neue City-Logistik-Konzepte sind aus ökonomischen und ökologischen Gründen entsprechend groß.
Chancen für den Personenverkehr sollten durch einen Ausbau des Betrieblichen Mobilitätsmanagements optimiert werden. Das Betriebliche Mobilitätsmanagement kann enorme Einsparpotenziale bei der Mitarbeiter- und Dienstmobilität bewirken. Bedarfsorientierte Angebote erleichtern den Umstieg auf den Umweltverbund (ÖPNV, Fuß und Rad), senken den CO2-Ausstoß, sparen Kosten und fördern die Gesundheit. Es ist für Unternehmen und Verwaltung gleichermaßen geeignet und erreicht mit einer entsprechenden Beratung eine Vielzahl von Mitarbeitenden und damit Pendlern.
Quelle: DIHK