IHK-Umfrage Energieversorgung (3. Quartal): Handlungsdruck auf die Politik bleibt hoch
Der Handlungsdruck auf die Politik bleibt hoch: Die energiepreisbedingten Produktions- und Angebotseinschränkungen haben sich in den Unternehmen der Region Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim kaum verbessert. Gaben für das 2. Quartal 15 Prozent der Umfrageteilnehmer an, ihre Produktion oder ihr Angebot eingeschränkt zu haben, waren es bei der aktuellen Umfrage zur Energieversorgung (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 639 KB) noch immer 14 Prozent (Durchschnitt aller Branchen). Besonders hohe Einschränken meldeten das Gastgewerbe (20 %) sowie der Handel (19 %). Besorgniserregend auch die Industrie: Die geplante Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland fällt hier mit in Summe 21 Prozent weiter hoch aus. 6 Prozent haben bereits verlagert, 2 Prozent sind dabei und 13 Prozent planen eine Verlagerung.
„Der Trend zur Deindustrialisierung hält weiter an. Das ist besorgniserregend. Gerade die hochenergieintensiven Unternehmen sind massiv unter Druck und am Standort Deutschland und international nicht mehr wettbewerbsfähig. Die aktuelle Verdopplung der Gaspreise seit 2021 bedeutet für viele Unternehmen Mehrkosten in Millionenhöhe. Das ist nicht kompensierbar!“, mahnt Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin, die die Ergebnisse der Umfrage beim 4. Digitalen Energie-Espresso vor zahlreichen Unternehmern vorstellte.
Der Anteil der Unternehmen, die die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit als negativ beurteilen, ist nochmals um 6 Prozentpunkte auf 57 Prozent gestiegen. Nur noch 8 Prozent bewerten diese positiv. Auffällig sei eine deutliche Verschlechterung in der Baubranche, die die Auswirkungen im Vergleich zu den anderen Branchen bis zum 2. Quartals noch am positivsten beurteilte. „Grundsätzlich wird die inzwischen verkündete Einigung der Bundesregierung in der Breite zu keiner Entlastung führen, da das sogenannte Strompreispaket, u. a. die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß, nur für produzierende Unternehmen gelten soll. Es braucht dringend auch Maßnahmen für alle anderen Branchen“, so Schweda.
In der Diskussion wurde u. a. der rasant wachsende bürokratische Aufwand als auch die Folgen der fehlenden Planungssicherheit thematisiert. Hierzu zählen auch die häufigen und kurzfristigen Zinsänderungen der NBank im Bereich Wohnungsbau, die zu großem Aufwand in den Hausbanken führten. Nach teilweise mehrjährigen Energieeffizienzverbesserungen seien die Einsparpotenziale gerade in der Produktion aktuell ausgeschöpft. Alternative Technologien, wie die Nutzung von Wasserstoff, stünden derzeit noch nicht zur Verfügung. Das Energieerzeugungsangebot müsse rasch ausgebaut, statt weiter eingeschränkt werden.
Die IHK-Organisation beteiligt sich intensiv an der politischen Diskussion in Hannover, Berlin und Brüssel. Oberstes Ziel sind wettbewerbsfähige Energiepreise für alle Unternehmen und Branchen. An der Umfrage zum 2. Quartal 2023 nahmen insgesamt 422 Unternehmen teil. Die IHK wird die Umfragen auch 2024 jedes Quartal fortführen, um anschließend die aktuelle Entwicklung und politischen Maßnahmen beim Energie-Espresso mit Unternehmen zu diskutieren.