Erster IHKN-Innovationsdialog mit Minister Dr. Bernd Althusmann
„Wer die Innovationsfähigkeit und damit die Wettbewerbsfähigkeit Niedersachsens verbessern möchte, muss bei der Industrie ansetzen. Die produzierenden Unternehmen aus Niedersachsen entwickeln täglich neue Ideen und technische Lösungen für die Digitalisierung, die Energieversorgung, Ernährung und innovative Mobilität. Darunter auch jene, die es braucht, um die globalen Veränderungen erfolgreich umzusetzen. Indem wir bestmögliche Rahmenbedingungen für die Industrie in Niedersachsen schaffen, sichern wir Wohlstand und Wachstum für uns alle.“ Dies erklärte IHKN-Präsident Uwe Goebel beim ersten Innovationsdialog der IHK Niedersachsen (IHKN) am 9. März 2021.
Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit der Unternehmen seien drei Faktoren: erstens ausreichend Kapital, zweitens ausreichend Personal und drittens förderliche staatliche Rahmenbedingungen. Aktuelle IHKN-Umfragen zur "Innovationsfähigkeit" zeigen, dass vor allem staatliche Rahmenbedingungen betriebliche Innovationen eher hemmen. "Mehr als 80 Prozent der produzierenden Unternehmen bemängeln die Dauer und Komplexität von Genehmigungsverfahren, die Berichts- und Dokumentationspflichten sowie die Effizienz der Behörden. Und fast 80 Prozent nutzen Förderprogramme nicht, da der Weg dahin zu bürokratisch ist und der Förderbescheid zu lange dauert. Dies gilt insbesondere für den Mittelstand", resümierte Anke Schweda, Sprecherin der IHKN-Federführung Innovation, die Ergebnisse aus Februar 2021.
„Ziel unseres ersten IHKN-Innovationsdialogs ist es deshalb, über die Verbesserung staatlicher Rahmenbedingungen mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik ins Gespräch zu kommen. Dabei wollen wir am Ende eine positive Botschaft senden: Mit den richtigen Rahmenbedingungen kann Niedersachsen seine Position im Konzert der 16 Länder weiter verbessern und zu einem echten „Innovationsland“ werden“, so Präsident Goebel. Zur folgenden Podiumsdiskussion mit Vertretern der Wirtschaft begrüßte er als Gäste aus der Politik Dr. Bernd Althusmann, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, sowie Dr. Christos Pantazis, MdL, Sprecher für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung und Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion.
„Unsere Industrie schafft Werte, insbesondere durch die Exporte. Die hohen Exportquoten sind ein guter Beleg dafür, dass deutsche Produkte ‚weltmarktfähig‘ sind. Die hohe Nachfrage ist ein Beleg für Innovationen, die in den Betrieben durch Wissen und technische Fähigkeiten entstehen“, erklärte Tobias Hoffmann, Präsident der IHK Braunschweig. Ein wesentliches Erfolgskriterium seien Fachkräfte und die solide duale Ausbildung, die beibehalten und gestärkt werden müsse.
Hendrik Kampmann, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des Industrieausschusses der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim setzte sich für eine transparente und angemessene finanzielle Förderung ein. Er sagte: „Die bisherigen Innovationsförderprogramme sollten auf ihre Anwendbarkeit überprüft und ggf. neu ausgerichtet werden. Viele Programme sind so kompliziert, dass erst mit Hilfe eines spezialisierten Dienstleisters und damit verbundenen zusätzlichen Kosten ein Antrag gestellt werden kann, der Aussicht auf Erfolg hat. Damit aber möglichst viele Unternehmen profitieren, müssen Antrags- und Bewilligungsverfahren schlank und transparent und mit ausreichend Fördermitteln ausgestattet sein. Entscheidungen müssen beschleunigt werden.“
„Eine Idee wäre, dass erfolgreiche Projekte ggf. sogar noch im Nachgang gefördert werden könnten. Es bleibt dennoch sehr wichtig, die bürokratischen Anforderungen bei der Antragstellung sowie im Innovationsprozess auf das absolut notwendige Minimum zu begrenzen. Hierzu zählt der vorgezogene Maßnahmenbeginn“, bestätigte Christian Decker, IHK-Innovationsbotschafter der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Dies gelte allgemein für Genehmigungsprozesse. Als Beispiel schilderte er den eigenen Neubau einer Produktionshalle mit Verwaltungsgebäude. Insgesamt zwölf Umzugskartons mit Aktenordnern waren nötig. „Und dass, obwohl alle Unterlagen digital vorlagen. Einzig für die Einreichung des Antrags bei der Genehmigungsbehörde mussten diese ausgedruckt werden“, so Decker.
„Wir müssen bei den Verfahren viel schneller werden. Wesentlich ist hierfür ein tiefgreifender Bürokratieabbau. Auch an der Gründungs-freundlichkeit müssen wir arbeiten“, sagte Dr. Christos Pantazis, MdL, Sprecher für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung und Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Er dankte den Unternehmern für ihre Anregungen und sicherte zu, diese in parlamentarische Initiativen einzubringen.
„Wir haben in den vergangenen Monaten schon viel erreicht und bereiten uns aktuell intensiv auf die Zeit nach Corona vor. Wesentliches Instrument - auch für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen - sind umfassende Konjunkturprogramme. Ebenso wichtig ist es, dass wir die Digitalisierungsprozesse in Verwaltung und Wirtschaft weiter voranbringen, um auch künftig erfolgreich zu sein“, sagte Minister Dr. Bernd Althusmann und weiter: „Als Windenergieland Nr. 1, Mobilitätsland Nr. 1, Ernährungsregion Nr. 1, als gemeinsam mit Hamburg und Bremen drittgrößtes Luftfahrt-Cluster weltweit und vielen weiteren hervorragenden Standortfaktoren ist Niedersachsen das Bundesland, das die Lösungen für die Zukunft entwickeln kann, wenn wir unseren Ideenreichtum richtig nutzen.“
„Innovative Unternehmen sind bereit zu investieren. Das gilt auch mit Blick auf den GreenDeal. Ein Beispiel ist die Wasserstofftechnologie. Hier sollten wir künftig verstärkt norddeutschlandweit denken, um nicht von den südlichen Bundesländern abgehängt zu werden“, erklärte IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt abschließend. Sie kündigte zudem an, dass die IHKN-Kurzumfrage „Innovationsfähigkeit“ sowie der IHKN-Innovationsdialog fortgeführt werden.