DIHK: Rohstoffe als Mangelware - Entwicklung belastet vor allem Industrie und Bau
Seit Monaten sind für eine Reihe von Rohstoffen und Materialien erhebliche Preissteigerungen und Lieferausfälle zu beklagen. Betroffen sind insbesondere Metalle, Mineralien, Kunststoffe oder auch Holz - der Mangel zieht sich damit durch sämtliche Branchen. Für Unternehmen werden die Verfügbarkeiten der jeweiligen Rohstoffe immer mehr zur Herausforderung und belasten deren Geschäfte. Lieferzusagen können nicht mehr eingehalten werden, Verzögerungen im Produktions- und Betriebsablauf bis hin zu Produktionsstopps sind die Folge. Die Preisanstiege sind Unternehmensberichten zufolge „astronomisch“. Nahezu alle Rohstoffpreise haben sich um 50 bis 100 Prozent verteuert.
Als Hauptursache für die aktuell angespannte Versorgungssituation wird die Corona-Pandemie von den Unternehmen genannt: Rohstofflieferanten haben seit Beginn der Pandemie die Produktion nach unten angepasst oder auf alternative Produkte umgestellt und kommen jetzt bei schnell anspringender Nachfrage mit den Lieferungen nicht nach. Es fehlen zudem Frachtkapazitäten, die Blockade des Suez-Kanals wirkt nach, weshalb es zu Lieferverzögerungen und kräftigen Preisaufschlägen bei den Frachtkosten kommt. Die hohe Nachfrage nach Halbleitern und der steigende Bedarf an Rohstoffen für die E-Mobilität sorgen für Engpässe etwa bei Silizium, Kobalt oder Lithium.
Aus der metallverarbeitenden Industrie berichten Unternehmen, dass sie trotz gut gefüllter Auftragsbücher nur noch mit Einschränkungen produzieren können. Die Branche lebt und arbeitet daher momentan „von der Hand in den Mund“. In der Holzindustrie oder bei den Kunststoffverarbeitern ist die Lage ähnlich. Lagerbestände sind leer, Nachschub bleibt aus.
Die Suche nach weiteren Lieferanten, die Erhöhung der Lagerhaltung und eine flexiblere Produktionsplanung in Abhängigkeit der Rohstoffverfügbarkeit stehen daher bei vielen Unternehmen mittlerweile auf der Tagesordnung. Zugleich loten die Unternehmen Alternativen aus, um dem Rohstoffmangel zu begegnen.
Beispielsweise können Sekundärrohstoffe bereits jetzt Engpässe teilweise überbrücken und abfedern und eine echte Alternative zu Neuware darstellen. Für diesen Markt können in der aktuellen Situation Chancen liegen. Bislang wurden Sekundärrohstoffe in vielen Branchen mangels hoher Preise oder fehlender Akzeptanz nicht oder nur sehr verhalten eingesetzt. Die derzeitige schwierige Versorgungslage könnte hier eine Trendwende sein - und den Einsatz von Sekundärrohstoffen begünstigen. Ein Beispiel dafür sind Kunststoff-Rezyklate. Bislang waren Rezyklate im Schnitt 25 Prozent teurer als Neuware, durch die aktuell steigenden Preise nähern sich die Materialien preislich an und könnten den Rezyklatabsatz weiter fördern. Auch auf dem Stahl-Schrottmarkt ist ein deutlicher Anstieg der Nachfrage nach den Sekundärmaterialien zu verzeichnen. Dies sorgt dort für erhebliche Preissteigerungen.
Besonders das verarbeitende Gewerbe ist betroffen: Zwei Drittel der Industriebetriebe sehen in Energie- und Rohstoffpreisen ein Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung – deutlich mehr als noch zu Jahresbeginn 2021 (45 Prozent). Kein Faktor wird derzeit in der Industrie häufiger genannt. Die Sonderauswertung der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage zur Verfügbarkeit von Rohstoffen finden Sie hier.
Quelle: DIHK