Industrie-Dialog "Klimaneutralität – was bedeutet das für die deutsche Industrie?"
Klimaziele, Dekarbonisierung, Wasserstoff – beim siebten Industrie-Dialog des Industriellen Arbeitgeberverbands (IAV) und der Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim (IHK) richteten rund 60 Vertreter aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik ihren Blick auf die Klimaneutralität und deren Auswirkung auf die deutsche Industrie. Passend zum Thema öffnete die Volkswagen Osnabrück GmbH die Türen ihrer Automobilsammlung für die Veranstaltung.
„Industrie ist Zukunft“: Der siebte Industrie-Dialog von IAV und IHK fand bei der Volkswagen Osnabrück GmbH statt (v. l. n. r.: Hendrik Kampmann (IHK-Vizepräsident), Jasmin Markhof (IAV-Geschäftsführerin), Jörn Hasenfuß (Sprecher der Geschäftsführung Volkswagen Osnabrück GmbH), Dr. Susanne Leifheit (Volkswagen Nutzfahrzeuge), Prof. Dr. Andreas Löschel (Ruhr-Universität Bochum) und Marco Graf (IHK-Hauptgeschäftsführer)
© HERMANN PENTERMANN
Der Industrie-Dialog ist Teil der gemeinsamen Kampagne „Industrie ist Zukunft“ von IAV und IHK, um die wichtige Rolle der Industrie für den Wohlstand des Wirtschaftsraums zu verdeutlichen. „Die Industrieunternehmen in der Region schaffen hochwertige Arbeitsplätze und sichern überdurchschnittliche Einkommen. Mit dem Green Deal der Europäischen Union steht die Wirtschaft vor ambitionierten Klimaschutzzielen. Der Druck ist enorm hoch, Klimaneutralität zu erreichen und die Transformation zu schaffen. Es besteht aber auch die Chance, unternehmerisches Engagement für mehr Klimaschutz in einen Wachstumsmotor umzuwandeln. Diese Lösungswege sind in Kooperation mit der Industrie zu entwickeln“, forderte IHK-Vizepräsident Hendrik Kampmann in seiner Begrüßung. Daran anknüpfend, stellte Jörn Hasenfuß, Sprecher der Geschäftsführung Volkswagen Osnabrück GmbH, ein erfolgreiches Beispiel für Transformation anhand des „MOIA“ vor. Der auf Basis des VW Crafters entwickelte MOIA wird in Hamburg und Hannover als nachhaltiges Ride-Sharing – voll elektrisch – eingesetzt und zeigt damit eine Mobilitätsmöglichkeit der Zukunft auf.
Die Auswirkungen der Klimaneutralität auf die deutsche Industrie beleuchteten Dr. Susanne Leifheit, Head of Public Affairs and Sustainability der Volkswagen Nutzfahrzeuge, und Prof. Dr. Andreas Löschel von der Ruhr-Universität Bochum und Vorsitzender der Expertenkommission „Energie der Zukunft“ der Bundesregierung.
Bei der Vorstellung der Zukunftsstrategie der Volkswagen Nutzfahrzeuge betonte Dr. Leifheit, dass Nachhaltigkeit eine grundlegende Haltung sei, um verantwortungsvoll handeln zu können. „Dekarbonisierung und Wirtschaftlichkeit müssen zusammen gehen“, appellierte sie. Wichtige Schritte für die Zukunft sieht Dr. Leifheit in der Elektrifizierung der Flotte sowie in der Dekarbonisierung entlang der gesamten Lieferkette.
Dr. Susanne Leifheit, Head of Public Affairs and Sustainability der Volkswagen Nutzfahrzeuge.
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Einen sinnvolleren Instrumentenmix zur Transformation der Energiewende forderte Prof. Dr. Löschel. Die Bundesregierung habe sich in den letzten Jahren mit Klimazielen überboten, jetzt müssten sie umgesetzt werden. Allerdings seien die Klimaziele so eng gestrickt worden, dass die Umsetzung an einigen Stellen kaum möglich sei, merkte Prof. Dr. Löschel an. Bei Strom ginge dies noch relativ einfach und auch der Kohleausstieg sei machbar. Doch für Gebäude, Verkehr und Industrie seien diese Ziele nur schwer erreichbar. „Das ist in der kurzen Zeit kaum möglich“, äußerte Prof. Dr. Löschel seine Befürchtung und forderte daher: „Wir müssen größer denken! Mehr Flexibilität, weniger sektorspezifisches Klein-Klein und die Schaffung von richtigen Rahmenbedingungen.“
Prof. Dr. Andreas Löschel, Ruhr-Universität Bochum.
Nach einer Diskussionsrunde mit den Impulsgebern appellierte Olaf Piepenbrock, IAV-Vorsitzender, abschließend: „Wenn wir die ambitioniertesten Klimaziele der Welt erreichen wollen, brauchen wir die weltweit besten Standortbedingungen für unsere Industrie. Wir benötigen nicht nur ein Beschleunigungsprogramm für den Ausbau von erneuerbaren Energien, smarten Netzen und Ladestationen sondern auch für den Aufbau von Speicherkapazitäten. Dazu müssen Maßnahmen für die verstärkte Anwendung von Wasserstoff im industriellen Maßstab entlang der gesamten Wertschöpfungskette getroffen werden – aber vor allem muss die Politik sicherstellen, dass die Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben“.