Was KI wirklich bringt

Mehr Zeit für Azubis

Künstliche Intelligenz (KI) schafft Freiräume für die persönliche Betreuung von Auszubildenden. LMC Caravan hat den Praxistest gewagt. | Text: Mareike Scharmacher-Wellmann
„Ich war neugierig“, sagt Carina Münsterkötter über ihre erste Begegnung mit ChatGPT. „Am Anfang dachte ich, die Einstiegshürde wäre hoch, aber dann habe ich es einfach ausprobiert.“ Was zunächst als Experiment begann, hat sich schnell etabliert. Ob es um die Formulierung von Texten für Ausbildungsflyer geht oder die Vorbereitung von Lernmaterialien für die Auszubildenden – die KI liefert Vorschläge, die Münsterkötter häufig inspirieren und ihr Zeit für die Betreuung der Auszubildenden freischaufeln, die sie sonst für Recherche und Formulierungsarbeit investieren musste.

Erste Schritte mit ChatGPT

Ein besonders prägnantes Erlebnis war die Erstellung eines Quizzes zum Thema Jugend- und Auszubildendenvertretung im Betriebsrat. „Ich hatte wenig Zeit, also fragte ich ChatGPT nach passenden Fragen mit den dazugehörigen Antwortmöglichkeiten. Die Ergebnisse waren überraschend gut.“
Ein großer Vorteil der KI ist die Geschwindigkeit, mit der sie brauchbare Ergebnisse liefert. Sie spart nicht nur Zeit, sondern eröffnet auch Perspektiven. „ChatGPT hat Fragen gestellt, auf die ich nie gekommen wäre“, erklärt sie. „Man wird nochmal in eine andere Richtung geschubst.“ Für die Ausbildungsleiterin ist klar: KI kann dazu beitragen, den eigenen Horizont zu erweitern. „Wir haben alle unsere Scheuklappen“, sagt sie.

Achtsamkeit gefragt: Fachwissen und Datenschutz

Trotz der guten Erfahrung bleibt Münsterkötter wachsam. Sie weiß, dass KI nicht unfehlbar ist. „Man darf nicht alles ungeprüft eins zu eins übernehmen“, warnt sie. Fehlerhafte Informationen oder ungenaue Antworten können schnell zu Problemen führen, insbesondere wenn das Know-how fehlt, um die Ergebnisse der KI zu überprüfen.
„Fachwissen und Kontrolle bleiben unerlässlich”, sagt sie und verweist auf ein Beispiel aus dem Quiz. „Im Prinzip handelte es sich um Nuancen”, so Münsterkötter. Auf die Frage, wer bei der Wahl zum Betriebsrat wahlberechtigt sei, habe ChatGPT dann die Antwort „Alle Arbeitnehmer, die mindestens 18 Jahre alt sind“ vorgeschlagen. „Das ist auch grundsätzlich richtig, aber man darf ab 16 schon wählen”, erklärt sie. „Außerdem sind teilweise die Paragraphen aus dem Betriebsverfassungsgesetz nicht korrekt wiedergegeben worden, in denen die korrekte Antwort zu finden ist.”
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Datenschutz. „Bei offenen Plattformen wie ChatGPT ist Vorsicht geboten“, erklärt sie. Daten, die ins Netz gestellt werden, können weiterverwendet werden – zum Beispiel, um die KI zu trainieren und weiterzuentwickeln. Deshalb hat die LMC Caravan GmbH & Co. KG inzwischen eine konzerninterne generative KI eingeführt, die strengen Sicherheitsstandards folgt. Die Daten bleiben in der Kontrolle des Unternehmens, Datenschutzverletzungen, unbefugte Zugriffe und Datenlecks werden umgangen. Alles läuft gemäß der Datenschutzgrundverordnung.

Die Zukunft: Ausbildung mit KI und Virtual Reality

Münsterkötter ist überzeugt, dass KI die Ausbildung weiter verändern wird – insbesondere in Kombination mit anderen Technologien wie Virtual Reality. „Stellen Sie sich vor, Azubis könnten in einer virtuellen Umgebung komplexe Szenarien durchspielen. Das wäre eine großartige Ergänzung zur klassischen Ausbildung“, sagt sie. „Die KI könnte das Szenario auf Knopfdruck programmieren. Virtual Reality würde viel erschwinglicher.”
Aber bei allem technischen Fortschritt bleibt für die Ausbildungsleiterin der persönliche Kontakt unverzichtbar: „Wir programmieren keine Computer, sondern bilden junge Menschen aus, die sich fachlich und persönlich weiterentwickeln möchten und sollen.“ Viele Azubis kämen auch mit Themen zu ihr, die über den Ausbildungsrahmen hinausgehen: „Sie brauchen bei persönlichen Problemen mal ein offenes Ohr, einen Tipp oder jemanden, der sie an die Hand nimmt.”
Ihr Rat an andere Ausbildungsleiter: „Einfach mal ausprobieren. Wenn man erstmal merkt, dass manche Dinge mit KI einfacher gehen, will man sie nicht mehr missen.“ Aber sie betont auch: „Die KI ist ein Werkzeug – kein Ersatz für Menschen.“