Ausbildungsbetriebe
Fast jeder dritte Ausbildungsbetrieb in Nord-Westfalen konnte schon im vergangenen Jahr nicht mehr alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 7074 KB) der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen. Unbesetzt blieben Ausbildungsplätze vor allem, weil keine geeigneten Bewerbungen vorlagen. Das gaben fast 70 Prozent der Betriebe mit Besetzungsproblemen als Hauptgrund an. „Hier wächst eine Fachkräftelücke“, sagt Carsten Taudt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung. An der jährlich durchgeführten Umfrage im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region beteiligten sich mit 883 Unternehmen so viele wie noch nie.
Besonders große Probleme hatte das Gastgewerbe. Gut die Hälfte der Betriebe (47,2 Prozent) konnten Ausbildungsplätze nicht besetzen. In der Verkehrsbranche meldeten 39,2 Prozent unbesetzte Stellen. Auch jedes dritte Industrieunternehmen (32,4 Prozent) musste Ausbildungsplätze frei lassen. „Dabei haben sich die Unternehmen insgesamt schon gut auf die veränderte Situation auf dem Ausbildungsmarkt eingestellt“, weiß Taudt. Neben verbessertem Ausbildungsmarketing (47,7 Prozent) bieten immer mehr Unternehmen Praktika an (45,7 Prozent) oder erschließen neue Bewerbergruppen (46,3 Prozent), zum Beispiel Studienabbrecher.
Etwa ein Fünftel (21,3 Prozent) der Betriebe nimmt bei der Fachkräftesicherung auch Geflüchtete in den Blick. „Das ist der richtige Weg, auch wenn es bei der Umsetzung vor Ort oft praktische Probleme gibt“, berichtet Taudt. Die sogenannte 3+2-Regelung, die einen Abschiebeschutz während einer dreijährigen Ausbildung und einer zweijährigen Anschlussbeschäftigung garantieren soll, werde von den Ausländerbehörden unterschiedlich angewandt, kritisierte der IHK-Bildungsexperte. „Unternehmen, die Geflüchtete ausbilden wollen, brauchen vor allem Planungssicherheit und keinen Abstimmungsmarathon“, betont Taudt deshalb.
Betriebe erhöhten ihre Attraktivität zudem, indem sie die Qualität ihrer Ausbildung verbesserten. „Es lohnt sich Ausbilder gezielt zu qualifizieren, denn Azubis erwarten klare Strukturen und regelmäßiges, konstruktives Feedback“, zeigt Taudt auf. Ein Ruf als guter Ausbildungsbetrieb mit einem angenehmen Betriebsklima zahle sich bei der Nachwuchsgewinnung immer aus.
Für 34 Prozent der Ausbildungsbetriebe sind zudem kurze Entfernungen zur Berufsschule eine wichtige Voraussetzung, um Ausbildungsplätze zu besetzen. „Gerade im ländlichen Raum müssen wohnortnahe Berufsschulangebote auch dann gesichert sein, wenn die Schülerzahlen sinken, sonst verstärkt sich der Prozess“, warnt Taudt. „Ist der Weg zum Berufskolleg zu weit, wird der Ausbildungsberuf für viele Bewerber unattraktiv“, erläutert er.
Warum Betriebe Probleme haben, geeignete Bewerber zu finden, zeigt sich auch an den Antworten auf die Frage nach der Ausbildungsreife. Schwächen im mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen stellten 56 Prozent der Betriebe fest, die Belastbarkeit der Auszubildenden bemängelten mehr als die Hälfte (52 Prozent). Besonders besorgniserregend ist jedoch aus Sicht der IHK, dass 60 Prozent der Betriebe Defizite bei Leistungsbereitschaft und Motivation festgestellt haben. „Schulische Mängel kann ein Ausbildungsbetrieb in gewissem Umfang ausgleichen. Aber jemanden auszubilden, der eigentlich nicht will, ist kaum machbar“, betont IHK-Bildungsexperte Taudt.
Jugendlichen, die aktuell noch einen Ausbildungsplatz suchen, rät er, sich bei der Passgenauen Besetzung der IHK Nord Westfalen zu melden. Das Programm wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und den Europäischen Sozialfonds gefördert.
Ausbildungsumfrage 2019
© Sven Baehren/Fotolia
Besonders große Probleme hatte das Gastgewerbe. Gut die Hälfte der Betriebe (47,2 Prozent) konnten Ausbildungsplätze nicht besetzen. In der Verkehrsbranche meldeten 39,2 Prozent unbesetzte Stellen. Auch jedes dritte Industrieunternehmen (32,4 Prozent) musste Ausbildungsplätze frei lassen. „Dabei haben sich die Unternehmen insgesamt schon gut auf die veränderte Situation auf dem Ausbildungsmarkt eingestellt“, weiß Taudt. Neben verbessertem Ausbildungsmarketing (47,7 Prozent) bieten immer mehr Unternehmen Praktika an (45,7 Prozent) oder erschließen neue Bewerbergruppen (46,3 Prozent), zum Beispiel Studienabbrecher.
Etwa ein Fünftel (21,3 Prozent) der Betriebe nimmt bei der Fachkräftesicherung auch Geflüchtete in den Blick. „Das ist der richtige Weg, auch wenn es bei der Umsetzung vor Ort oft praktische Probleme gibt“, berichtet Taudt. Die sogenannte 3+2-Regelung, die einen Abschiebeschutz während einer dreijährigen Ausbildung und einer zweijährigen Anschlussbeschäftigung garantieren soll, werde von den Ausländerbehörden unterschiedlich angewandt, kritisierte der IHK-Bildungsexperte. „Unternehmen, die Geflüchtete ausbilden wollen, brauchen vor allem Planungssicherheit und keinen Abstimmungsmarathon“, betont Taudt deshalb.
Betriebe erhöhten ihre Attraktivität zudem, indem sie die Qualität ihrer Ausbildung verbesserten. „Es lohnt sich Ausbilder gezielt zu qualifizieren, denn Azubis erwarten klare Strukturen und regelmäßiges, konstruktives Feedback“, zeigt Taudt auf. Ein Ruf als guter Ausbildungsbetrieb mit einem angenehmen Betriebsklima zahle sich bei der Nachwuchsgewinnung immer aus.
Für 34 Prozent der Ausbildungsbetriebe sind zudem kurze Entfernungen zur Berufsschule eine wichtige Voraussetzung, um Ausbildungsplätze zu besetzen. „Gerade im ländlichen Raum müssen wohnortnahe Berufsschulangebote auch dann gesichert sein, wenn die Schülerzahlen sinken, sonst verstärkt sich der Prozess“, warnt Taudt. „Ist der Weg zum Berufskolleg zu weit, wird der Ausbildungsberuf für viele Bewerber unattraktiv“, erläutert er.
Warum Betriebe Probleme haben, geeignete Bewerber zu finden, zeigt sich auch an den Antworten auf die Frage nach der Ausbildungsreife. Schwächen im mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen stellten 56 Prozent der Betriebe fest, die Belastbarkeit der Auszubildenden bemängelten mehr als die Hälfte (52 Prozent). Besonders besorgniserregend ist jedoch aus Sicht der IHK, dass 60 Prozent der Betriebe Defizite bei Leistungsbereitschaft und Motivation festgestellt haben. „Schulische Mängel kann ein Ausbildungsbetrieb in gewissem Umfang ausgleichen. Aber jemanden auszubilden, der eigentlich nicht will, ist kaum machbar“, betont IHK-Bildungsexperte Taudt.
Jugendlichen, die aktuell noch einen Ausbildungsplatz suchen, rät er, sich bei der Passgenauen Besetzung der IHK Nord Westfalen zu melden. Das Programm wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und den Europäischen Sozialfonds gefördert.
- Ausbildungsumfrage 2019 (regionale Ergebnisse) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 7074 KB)
- Ausbildungsumfrage 2018 (regionale Ergebnisse) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1083 KB)
- Ausbildungsumfrage 2017 (regionale Ergebnisse) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 959 KB)
Hinweis zur Umfrage
Die Umfrage wurde online im Zeitraum vom 8. Mai bis 31. Mai 2019 durchgeführt. Bundesweit haben sich insgesamt 12.467 Unternehmen beteiligt, davon 883 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Nord-Westfalen. Seit 2006 führt die IHK-Organisation eine bundesweite Online-Ausbildungsumfrage durch. In 2019 startete also die 14. Auflage dieser Umfrage.