Ausbildungsbetriebe
Fast jeder dritte Ausbildungsbetrieb in Nord-Westfalen findet nicht mehr genügend geeignete Bewerber für seine Ausbildungsangebote. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen. Danach stieg der Anteil der Betriebe, die Lehrstellen nicht besetzen konnten, in den vergangenen fünf Jahren von 19,1 auf 30,1 Prozent. Für ein Fünftel der unbesetzten Stellen erhielten die Betriebe überhaupt keine Bewerbungen. „Besonders betroffen sind kleine Unternehmen“, berichtet Carsten Taudt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung. An der Umfrage beteiligten sich 350 Unternehmen.
Ausbildungsumfrage 2018
© Sven Baehren/Fotolia
„Wenn Betriebe Jahr für Jahr ihre Ausbildungsplätze nicht mehr oder nur teilweise besetzen können, verschlechtert das mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit“, warnt der Bildungsexperte. Besonders große Probleme hatte im vergangenen Jahr die IT-Branche. Bei gut der Hälfte (52,6 Prozent) und damit doppelt so vielen IT-Betrieben wie im Vorjahr (24,2 Prozent) blieben Ausbildungsplätze unbesetzt. In der boomenden Verkehrsbranche meldeten ebenfalls deutlich mehr Betriebe (45,5 Prozent) unbesetzte Stellen als ein Jahr zuvor (35,2 Prozent).
Fehlende Ausbildungsreife ist für viele Betriebe ein Grund, warum Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. Schwächen im mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen stellten 60,1 Prozent der Betriebe fest, die Rechenfähigkeiten bemängelten 49 Prozent. Aus Sicht der IHK ist besorgniserregend, dass 59,5 Prozent der Betriebe Defizite bei Leistungsbereitschaft und Motivation festgestellt haben. „Schulische Mängel kann ein Ausbildungsbetrieb in gewissem Umfang ausgleichen. Aber jemanden auszubilden, der eigentlich nicht will, ist kaum machbar“, betont Taudt.
Vor diesem Hintergrund sei es besonders erfreulich, dass die IHK Nord Westfalen bis Ende Juni 1,2 Prozent mehr abgeschlossene Ausbildungsverträge registrierte als im Vorjahr. Das zeige die weiterhin hohe Ausbildungsbereitschaft der Betriebe, die sich auch in den Zahlen der Agenturen für Arbeit spiegele (6,4 Prozent mehr Ausbildungsplatzangebote im IHK-Bezirk Nord Westfalen).
Notwendig ist nach Ansicht der IHK, einen höheren Anteil an Schulabgängern für die berufliche Bildung zu gewinnen. An den Gymnasien solle es eine deutlich intensivere Berufsorientierung geben. Taudt: „Zu viele Abiturienten kennen die Vorteile und Aufstiegschancen gar nicht, die ihnen eine Ausbildung im Betrieb bietet.“
Um ihre Ausbildungsplätze zu besetzen, gehen viele Betriebe neue Wege. So nimmt jeder zweite Betrieb laut Umfrage neue Zielgruppen wie etwa Studienabbrecher ins Visier oder verbessert sein Ausbildungsmarketing. Das sei der richtige Weg, so Taudt. Die Betriebe müssten Bewerber wie Kunden behandeln. Dazu gehöre auch, Bewerbungsverfahren zügig und transparent durchzuführen.
Jugendlichen, die aktuell noch einen Ausbildungsplatz suchen, rät er, sich bei der Passgenauen Besetzung der IHK Nord Westfalen zu melden. Taudt: „Wir bringen täglich Bewerber mit Betrieben zusammen, die noch passende Ausbildungsplätze im Angebot haben.“ Ansprechpartnerin ist Anke Sültemeyer, Telefon 0251 707-442, E-Mail asueltemeyer@ihk-nw.de.
- Ausbildungsumfrage 2018 (regionale Ergebnisse) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1083 KB)
- Ausbildungsumfrage 2017 (regionale Ergebnisse) (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 959 KB)
Hinweis zur Umfrage
Die Umfrage wurde online im Zeitraum vom 23. April bis 10. Mai 2018 durchgeführt. Bundesweit haben sich insgesamt 10.335 Unternehmen beteiligt, davon 350 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Nord-Westfalen. Seit 2006 führt die IHK-Organisation eine bundesweite Online-Ausbildungsumfrage durch. In 2018 startete also die 13. Auflage dieser Umfrage.