28. Februar 2024
„Nirgendwo ist der Fachkräftemangel größer“
IHK-Vizepräsident Rüskamp: Automatisierung nutzen
Kreis Coesfeld/Nottuln. - Der Fachkräftemangel bleibt trotz der Konjunkturflaute das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen im Kreis Coesfeld. Das unterstrich IHK-Vizepräsident Helmut Rüskamp nach der Sitzung des IHK-Regionalausschusses für den Kreis Coesfeld, der in Nottuln beim Klinkerhersteller Hagemeister tagte: „Nirgendwo in Nordrhein-Westfalen ist die Arbeitslosigkeit niedriger und folglich wohl auch der Mangel an Fachkräften größer als hier“, betonte der Unternehmer aus Dülmen, der den Ausschuss leitet.
Sven Wolf, Leiter des Standorts Westmünsterland der IHK Nord Westfalen in Bocholt, hatte zuvor die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage präsentiert. Danach sehen über 70 Prozent der Unternehmen den Fachkräftemangel als größtes Konjunkturrisiko an. „Das ist nochmal eine Steigerung um mehr als drei Prozentpunkte im Vergleich zur Umfrage vor zwölf Monaten“, verdeutlichte Wolf die Entwicklung. Betriebe in allen Branchen suchen demnach händeringend nach qualifiziertem Personal. „Ohne gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können die Unternehmen die derzeitigen Herausforderungen nicht meistern“, ergänzte Rüskamp.
© Heiko Küverling/AdobeStock
Dabei suchen die Unternehmen laut einer weiteren Umfrage der IHK zum Fachkräftebedarf vor allem Absolventinnen und Absolventen mit abgeschlossener Berufsausbildung: beispielsweise Mechatroniker, Fachinformatikerinnen oder Industriekaufleute. Auch Fachkräfte mit IHK-Weiterbildungsabschlüssen wie Industriemeister, Fachwirtinnen oder IT-Professionals sind sehr gefragt. Laut Umfrage gesunken ist hingegen die Nachfrage der Unternehmen nach Hochschulabsolventen. „Da die Jahrgänge der Babyboomer ins Rentenalter kommen, verlieren die Unternehmen immer mehr Arbeitskräfte, die eine betriebliche Ausbildung absolviert haben“, erläuterte Rüskamp und prognostizierte, dass der Wettbewerb um die besten Köpfe weiter zunehmen werde. Arbeitgeber, die in diesem Wettbewerb erfolgreich sein möchten, müssten attraktiv für junge Talente sein und gleichzeitig eine umfassende Strategie zur Bewältigung des Fachkräftemangels erarbeiten. „Ein Ansatz wird dabei die Automatisierung von Arbeitsprozessen sein“, ist der IHK-Vizepräsident überzeugt.
Dies betonte auch IHK-Referentin Kerstin Weidner, die den Unternehmerinnen und Unternehmern im Ausschuss die Möglichkeiten und aktuellen Entwicklungen im Bereich der Automatisierung innerhalb von Unternehmen darstellte. Bereits im Vorfeld der Sitzung konnten die Teilnehmer während einer Werksführung den hohen Automatisierungsgrad der Firma Hagemeister selbst erleben. Geschäftsführer Christian Hagemeister erläuterte, dass das Unternehmen sich in den letzten Jahren intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hat und welche Maßnahmen ergriffen wurden. Prof. Dr.-Ing. Michael Bühren, Lehrstuhlinhaber im Bereich Maschinenbau und Mitglied des Mechatronik Instituts Bocholt (MIB), gab abschließend einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen und die Trends von morgen.