21. September 2023

Mit Mathematik besser managen

Exzellenzcluster und IHK kurbeln den Wissenstransfer an
Münster. – Wenn die einen mal ganz anders als sonst an eine typische unternehmerische Aufgabe herangehen wollen und die anderen zeigen möchten, dass ihre außergewöhnlichen mathematischen Fähigkeiten auch außerhalb der Forschung ganz praktischen Nutzen haben, dann wird es Zeit für ein Treffen. Das meinten jedenfalls Prof. Dr. Mario Ohlberger und Dr. Fritz Jaeckel. Gedacht, gesagt, getan: Der Professor, der an der Universität Münster forscht und lehrt, und der Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen gewannen in ihrem Netzwerk schnell Mitstreiterinnen und Mitstreiter für ihre Idee, sodass die Premiere von „Mathematics meets Business” nicht lange auf sich warten ließ.
Raus aus eingefahrenen Denkmustern, rein in die abseits vom üblichen Arbeitsort gelegene Tagungsstätte vor den Toren Münsters: Dabei waren 16 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die im Exzellenzcluster Mathematik forschen oder sich an Instituten der Universität Münster mit künstlicher Intelligenz beschäftigen, und etwa ebenso viele Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer von technologieführenden Unternehmen aus dem Münsterland. Sie steckten an runden Tischen ihre Köpfe zusammen, um in Kleingruppen konkrete Probleme zu lösen, vor denen die Unternehmen im Alltag stehen. Das Themenspektrum reichte von der Automatisierung von Beschaffungsprozessen bis zur dynamischen Preisfindung, bei der Unternehmen die Preise für Produkte oder Dienstleistungen auf Basis des aktuellen Marktbedarfs anhand automatischer Algorithmen berechnen und anpassen.
Dabei sahen sich die Wissenschaftler bisweilen „mit harter Unternehmensrealität konfrontiert“, während die Unternehmer sich wiederum hier und da fragten: „Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?“ So war es gedacht: „Ein Austausch auf Augenhöhe und ein Gewinn für beide Seiten“, erläutert Ohlberger die Intention der Veranstaltung, von der er hofft, dass sie den Auftakt bildet für einen langfristigen Austausch zwischen der Wirtschaft und mathematischer Forschung. Konkrete und ungewohnte Aufgaben wie die aus Unternehmen „fordern gerade unsere jungen Leute heraus, die auf neue Situationen nicht selten mit Innovationen reagieren“, weiß Mario Ohlberger, der Sprecher des Exzellenzcluster „Mathematik Münster“ ist, selbst aus seiner wissenschaftlichen Karriere. Die gleiche Erfahrung hat Prof. Dr. Tim Hahn gemacht. „Deshalb hat die Idee der Veranstaltung mich sofort begeistert“, sagt der Wissenschaftler, der an der medizinischen Fakultät das Medical Machine Learning Lab leitet. Für die jungen KI-Expertinnen und -Experten aus seiner Arbeitsgruppe sei das Treffen interessant und lehrreich gewesen.
Ohlberger will den Wissenstransfer ausweiten und als öffentlich geförderte Einrichtung so „zum Wohle der Gesellschaft beitragen“. Er fragt sich, ob Unternehmen im Münsterland und der Exzellenzcluster nicht noch stärker voneinander profitieren können. „Hier sind sehr, sehr smarte junge Leute aus vielen Ländern der Welt“, macht er deutlich. Selbst wenn es nicht gelinge, sie in der Region zu halten, „so gibt es hier doch ein großes Potenzial, dieses Netzwerk zu nutzen“, weiß er. Schließlich sind sehr viele Unternehmen im Münsterland international erfolgreich unterwegs, oft mit Standorten in den Heimatländern der Wissenschaftler. „Da kommt die IHK mit ihrem weltweiten Unternehmensnetzwerk ins Spiel“, freut sich der Mathematiker. Ihm geht es um den Aufbau eines langfristigen Transfersystems, für das „Mathematics Meets Business“ einen Baustein bilden soll.
Dass dieser Baustein „fest in der regionalen Wirtschaft verankert“ wird, dafür will sich IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel einsetzen. Er resümierte einen erfolgreichen Auftakt und machte anschließend gleich die Zusage für eine zweite Runde im nächsten Jahr. Denn er ist überzeugt, „dass Wirtschaft und Wissenschaft noch stärker voneinander profitieren können und müssen“. Der Wissenstransfer aus der Forschung in die Wirtschaft ist für ihn entscheidend, um „die gesellschaftlichen Herausforderungen mit Innovationen zu meistern“, betonte Jaeckel. Dazu, das habe ihm schon das erste Treffen gezeigt, könne der Exzellenzcluster Mathematik Münster, wertvolle Beiträge liefern.