3. Februar 2023
Leichte Entspannung in der Wirtschaft
IHK-Konjunkturumfrage: Noch keine Trendwende
Münsterland/Emscher-Lippe-Region. – Nach dem Energiepreisschock vom vergangenen Jahr hat sich die Lage in der regionalen Wirtschaft nur „leicht entspannt“. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1346 KB), die die IHK Nord Westfalen heute (3. Februar) in Münster veröffentlicht hat. Danach sind die Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region wieder etwas zuversichtlicher als im Herbst vergangenen Jahres. Aber: „Weniger schlecht ist noch lange nicht gut“, resümiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel. Die konjunkturelle Entwicklung stehe weiterhin auf sehr unsicherem Grund. Eine Trendwende ist laut Jaeckel „nicht in Sicht“.
So steigt der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die derzeitige Geschäftslage und die Zukunftserwartungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst, zwar von 76 auf aktuell 99 Punkte, liegt damit aber weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt (112 Punkte). Dabei beurteilen die Unternehmen ihre aktuelle Lage insgesamt weiterhin „vergleichsweise positiv“, so Jaeckel. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Lage als gut bezeichnen, blieb gegenüber der Herbstumfrage der IHK nahezu unverändert bei 31 Prozent. Der Anteil derjenigen, die ihre Situation als schlecht bewerten, ging nicht einmal um einen Prozentpunkt auf 13,9 zurück.
Jaeckel wies dabei auf die deutlichen Unterschiede zwischen den Branchen hin. So ging im Einzelhandel der Anteil der Betriebe, die von schlechten Geschäften berichten, von 42 auf 13 Prozent zurück. „Deutlich angeschlagen zeigt sich die Industrie“, berichtet der IHK-Hauptgeschäftsführer. Der Saldo aus positiven und negativen Nennungen ist hier innerhalb eines Jahres von 43 auf acht Punkte gesunken. Fast jedes fünfte Unternehmen ist derzeit mit seiner wirtschaftlichen Situation nicht zufrieden. „Drei von vier Unternehmen haben nach wie vor Lieferschwierigkeiten“, erläuterte Jaeckel. Längere Wartezeiten, gestiegener Planungsaufwand und Ertragseinbußen seien die Folge.
Insgesamt etwas besser als im Herbst schätzen die Unternehmen die Geschäftsentwicklung für die nächsten Monate ein. Der Anteil der Unternehmen, die bessere Geschäfte erwarten, stieg von historisch niedrigen fünf Prozent auf knapp 14. „Aber immer noch befürchtet jedes dritte Unternehmen eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage“, warnt Jaeckel. Als größte Probleme für ihre Geschäftsentwicklung und damit und der Summe als Konjunkturrisiken stufen die Unternehmen weiterhin die Energie- und Rohstoffpreise (71 Prozent) und den Fachkräftemangel (69 Prozent). Dabei hat der Fachkräftemangel bei den Nennungen mit einem Plus von fast 13 Prozentpunkten den früheren Höchststand fast wieder erreicht. Demgegenüber wird das Risiko durch die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise etwas schwächer bewertet als im Herbst (minus 10 Prozent).
Weitgehend
unklar bleibt, wie die Energiepreisbremsen sich auswirken werden. Ein Großteil der befragten Unternehmen (rund 45 Prozent) kann momentan noch nicht abschätzen, ob die seit Januar wirksamen Strom- und Gaspreisbremsen für den eigenen Betrieb eine stabilisierende Wirkung entfalten können. Jeder vierte Betrieb rechnet mit keiner Entlastung, in der Industrie sind es sogar 38 Prozent. „Dies korrespondiert mit einer Prüfung der komplexen Förderbedingungen, wonach vor allem viele energieintensive Unternehmen im industriellen Mittelstand möglicherweise nicht im ausreichenden Maße von den Energiepreisbremsen profitieren können“, erläutert Jaeckel. Die finanzielle Lage der Unternehmen insgesamt ist gegenüber dem Herbst jedoch fast unverändert. Über 60 Prozent bezeichnen ihre Finanzlage weiterhin als „unproblematisch“.
© SOMKID/AdobeStock
Eine stabilisierende Wirkung für die konjunkturelle Entwicklung geht weiterhin vom Arbeitsmarkt aus. Nach der IHK-Umfrage plant fast ein Viertel der Unternehmen, insbesondere in der Industrie und bei den Dienstleistern, einen höheren Personalbestand in den nächsten Monaten. „Wir beobachten eine Entkopplung des Arbeitsmarktes von der konjunkturellen Entwicklung“, erläutert Jaeckel.
Für mehr Informationen zur Konjunktur in Nord-Westfalen, klicken Sie hier.