16. Dezember 2022

Auszubildende aus Indonesien gewinnen

Bocholter Berufskolleg nutzt Gesetzesänderung
Bocholt/Münsterland. - Nach dem Besuch einer indonesischen Schuldelegation beim Berufskolleg Bocholt-West hofft die IHK Nord Westfalen jetzt auf „ein internationales Fachkräfteprojekt mit langfristigem Mehrwert für Betriebe aus dem Münsterland“. Den Grund für die optimistische Einschätzung der IHK, die im engen Austausch mit dem Berufskolleg ist, liefert die geplante Modernisierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. Die gerade veröffentlichten Eckpunkte des Gesetzes „eröffnen große Chancen für die Besetzung von Ausbildungsplätzen mit Schulabgängern aus Indonesien“, meint Carsten Taudt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung.
Die Eckpunkte sehen vor, dass auch Schüler und Schulabsolventen künftig bis zu sechs Wochen Praktikum in Deutschland machen können. „Dafür haben sich die IHKs mit Nachdruck eingesetzt“, sagt Taudt. „Durch ein Praktikum können junge Fachkräfte die Arbeitswelt und Lebensweise kennen lernen und für sich ausloten, ob ihnen eine Ausbildung in Deutschland eine berufliche Perspektive bietet.“ Eine so vorbereitete Entscheidung sei viel erfolgversprechender, als wenn jemand zur Ausbildung nach Deutschland komme, ohne jemals vorher hier gewesen zu sein.
Die beiden Berufsschulen hatten bei dem Treffen vor einigen Tagen eine Kooperation vereinbart. Den dabei vorgesehenen Auslandspraktika sowohl für deutsche als auch für indonesische Schülerinnen und Schüler steht nach der Gesetzesänderung, die nächstes Jahr in Kraft treten soll, „nichts mehr im Wege“, so Taudt.
Auch bei der Betriebsbesichtigung der Grunewald GmbH & Co, die auf dem Besuchsprogramm der indonesischen Delegation stand, ging es um die Fachkräftegewinnung im Ausland. Für Wolfgang Overbeck, Ausbildungsleiter bei Grunewald, ist die Nachwuchsgewinnung schon lange kein Selbstläufer mehr: „Wir haben in den vergangenen Jahren schon einige internationale Azubis bei uns ausgebildet. Deswegen interessieren uns immer spannende neue Ausbildungsprojekte, auch über die eigenen Ländergrenzen hinaus.“
Eine große Chance sieht Horst te Wilde, Schulleiter des Berufskollegs Bocholt-West, in der Kooperation der beiden Berufsschulen: „Für unsere Schule ist dieses internationale Pilotprojekt äußerst wertvoll und eine absolute Besonderheit im Schulalltag. Durch die Nutzung internationaler Netzwerke erleben Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte neue Austauschmöglichkeiten und Herausforderungen, sammeln einzigartige Erfahrungen und erhalten Zusatzqualifikationen. Damit können wir unseren Schülerinnen und Schülern einen echten Mehrwert in der Ausbildung bieten“. Projektkoordinatorin Jacqueline Müller-Röhr betont, dass der Kontakt zur Partnerschule in Indonesien über eine virtuelle Schulpartnerbörse zustande gekommen ist, die der Pädagogische Austauschdienst (PAD) angeboten hat. Es sei schon immer Wunsch der Schule gewesen, neben den europäischen Projekten eine weltweite Schulpartnerschaft zu implementieren. „In einer zunehmend globalisierten Welt gewinnen interkulturelle Kompetenzen zunehmend an Bedeutung“, so Jacqueline Müller-Röhr. Solche Projekte seien zudem eine tolle Gelegenheit, die eigene Perspektive zu erweitern, ergänzt Horst te Wilde.
Die Gäste aus Indonesien zeigten sich beeindruckt, wie praxisnah und innovativ Ausbildung in Deutschland ist; im Gegenzug erfuhren die Bildungsexpertinnen und -experten der deutschen Berufsschule und der IHK viel über die Ausbildung in Indonesien. Besonders angetan war man in Bocholt über die unkomplizierte Verständigung und die guten Deutschkenntnisse der indonesischen Lehrkräfte der staatlichen Berufsoberschule Banda Aceh 2, die ebenfalls mitgereist waren.
Informationen zur Gewinnung von internationalen Fachkräften: Sarah Timmer, 0251 707-449, sarah.timmer@ihk-nordwestfalen.de