Rohstoffe am Niederrhein

Bauprodukte mit innovativem Charakter aus Hünxe

Mit einer neuen, von EU und Land NRW geförderten Anlage will die HDB Recycling GmbH mineralischen Abfall optimal aufbereiten. Der Kreislauf soll dem Hoch-, Tief- und Straßenbau zugutekommen. 
Wir haben mehr als 20 Millionen Euro riskiert für die Anlage. Ich sehe darin eine große Chance für die Zukunft im Baugewerbe.
Mirco Curic, einer der Geschäftsführer der HDB Recycling GmbH, befindet sich aktuell in einer der spannendsten Phasen seines bisherigen Berufslebens. Vor wenigen Wochen wurde die neue Anlage hochgefahren, der ein Leuchtturmcharakter mindestens für NRW attestiert wird. Auf einem fast sechs Hektar großen Grundstück in Hünxe soll sie künftig aus bis zu 840 000 Tonnen mineralischem Abfall Sekundärrohstoffe gewinnen. „Der Output entspricht etwa der Leistung von zwei mittelgroßen Kieswerken“, sagt Curic. „Wir setzen so ein starkes Signal für vollwertige Kreislaufwirtschaft.“

Nutzbare Rohstoffe aus Bauabfällen gewinnen
Mit dem Projekt „R-Gestein vom Niederrhein“ stellt sich das Unternehmen in seinem gewohnten Geschäftsfeld neu auf. Seit mehr als 15 Jahren bereitet es Bauschutt und Boden nach konventionellen Methoden auf. Ein komplexer Prozess ermöglicht jetzt das Upcycling von Bauabfällen zu Rohstoffen. „Im Kern geht es ums Waschen“, versucht der Geschäftsführer eine verständliche Erklärung. Natürlich ist das stark vereinfacht. Dadurch werden mehr wertvolle Partikel aus dem „heterogenen Stoffmix“ getrennt als bei einer herkömmlichen Trockenaufbereitung. „Die Schadstoffe lösen sich im Wasser, welches wiederum in einer nachgelagerten Wasseraufbereitung gereinigt wird – natürlich so schonend wie möglich.“
Das „R“ in „R-Gestein“ steht nicht etwa für Recycling, sondern für Ressourcenschonung. „Recycling hat, was unsere Branche angeht, leider einen negativen Touch bekommen“, findet Curic. „ Viele Leute assoziieren es mit minderer Qualität. Wir aber wollen von Anfang an klarmachen, dass wir Bauprodukte mit innovativem Charakter, höchsten technischen Eigenschaften und kleinem ökologischem Fußabdruck herstellen können.“ Er geht von rund 90 Prozent weniger CO2-Ausstoß aus im Vergleich zum Kieswerk.
Der HDB-Geschäftsführer weiß, dass solche Aussagen zur Klimabilanz der neuen Anlage für einige hochgezogene Augenbrauen sorgen. Schließlich handelt es sich um ein aufwendiges Verfahren, das Energie benötigt. Seine Erläuterung: „Man darf sich nicht darauf fokussieren, wie viel CO2 durch den Stromverbrauch am Standort emittiert wird. Auch der Abbau von Kies und Sand benötigt viel Energie. Vielmehr geht es darum, dass durch unser Verfahren weniger Primärmaterial in den Kreislauf gegeben wird.“ Das Projekt wird durch die Europäische Union und das Land NRW gefördert.

Unternehmer sieht große Chance für aufbereitete Stoffe
Aber rechnet sich eine solche Anlage auch nach rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten? „In jedem Nachbarland gibt es mehr Aufbereitungsanlagen dieser Art als in Deutschland. Das ist für mich das Zeichen, dass sich das Geschäft auch für andere rechnet“, lautet Curics Antwort. „Wir haben mehr als 20 Millionen Euro riskiert für die Anlage. Ich sehe darin eine große Chance für die Zukunft im Baugewerbe.“
Gleichzeitig sieht der Geschäftsführer auch Grenzen im Einsatz der aufbereiteten Stoffe. „Manche Mitbewerber sagen: Alles geht. Zu dieser Fraktion gehöre ich nicht.“ Im Hoch-, Tief- und Straßenbau werde der Anteil an Primärrohstoffen weiterhin groß bleiben, kalkuliert Curic. „Aber das Potenzial, das im Sekundär- Bereich zweifellos vorhanden ist, sollten wir bestmöglich ausschöpfen.“
Text: Daniel Boss
Fotos: HDB Recycling