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„Ich begleite Schüler in einer wichtigen Lebensphase"
Das neue Ausbildungsjahr steht vor der Tür. Viele Unternehmen dürfen neue Mitarbeiter begrüßen und sie in den unterschiedlichsten Berufen ausbilden. Das Tolle daran: In Deutschland gehören zur Berufsausbildung Praxis und Theorie gleichermaßen. In der Abschlussprüfung dürfen die Azubis ihr Können unter Beweis stellen. Unsere IHK gewährleistet dabei die Qualität der Ausbildung. Ohne ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer wäre das nicht möglich. Ihr Einsatz ist mit Geld nicht aufzuwiegen – und wird er auch nicht. Denn alle Prüfer engagieren sich für den gute Zweck: Berufseinsteigern und Menschen, die sich umorientieren, einen erfolgreichen Start in den Beruf mitzugeben. Jutta Kreutz ist seit rund 20 Jahren Prüferin für Industriekaufleute bei unserer IHK. Als Studiendirektorin am Mercator-Berufskolleg in Moers ist sie nah dran an den jungen Menschen.
Was ist Ihnen wichtig daran, junge Menschen auszubilden?
Zum Glück habe ich einen Beruf, den ich nach wie vor sehr gerne ausübe. Seit fast 30 Jahren bin ich Berufsschullehrerin und begleite junge Erwachsene zwischen Schulausbildung und dem Einstieg ins Berufsleben. Das ist ein Lebensabschnitt, in dem sich die jungen Menschen stark in ihrer Persönlichkeit entwickeln. Der Tag der mündlichen Prüfung ist der letzte Abschnitt in dieser Phase. Wenn sie gut gelingt, freue ich mich gemeinsam mit den Prüflingen.
In den Prüfungsausschüssen können wir dazu beitragen, die hohen Standards in der beruflichen Ausbildung aufrechtzuerhalten. Und das ist entscheidend, um gut ausgebildete Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen.
Welche Situation ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Jede Prüfung ist individuell und am Ende einzigartig. Die Prüflinge sind häufig sehr aufgeregt und in einer extremen Stresssituation. Gerade als Prüfungsvorsitzende sehe ich es als meine Aufgabe, eine Atmosphäre zu schaffen, in der der Prüfling möglichst angstfrei ist. Besonders prägnant erinnere ich mich in dem Zusammenhang an eine junge Frau, die eine Nachprüfung im Fach Geschäftsprozesse absolvieren musste, da sie eine mangelhafte Leistung im schriftlichen Bereich ausgleichen musste. Sie war schon im Vorfeld der Prüfung sehr aufgeregt und fing bereits kurz nach Beginn an zu weinen. Ich habe mich spontan so neben sie gesetzt, dass sie sich nur noch auf mich konzentrieren und die anderen vier Prüfer ausblenden konnte. Das hat die junge Frau beruhigt. Wir haben die Prüfung sozusagen im Zweiergespräch geführt und sie hat es geschafft. Die Absolventin hat sich nachher bei mir bedankt. Das war sehr wertschätzend.
Was motiviert Sie, Ihre Freizeit für Prüfungen zu opfern?
Durch meine Tätigkeit in den beiden Ausschüssen bin ich im Jahr ca. acht Tage im Einsatz. Das sind intensive und auch anstrengende Tage. Aber das Netzwerk zu den Unternehmern und der Austausch in diesem Team sind mir wichtig. Auf diese Weise erfahre ich vieles aus dem aktuellen Berufsalltag. Das ist sehr bereichernd und wichtig für mich und meine schulische Arbeit. Als Lehrerin bekommt man diese Innensicht sonst nicht. So kann ich am Puls der Zeit bleiben.
Ich hoffe, diese Tätigkeit noch lange ausführen zu dürfen, da ich die Arbeit mit jungen Menschen sehr bereichernd und inspirierend finde. Auch die Begegnungen in den Teams der Prüfungsausschüsse sind ein guter und wichtiger Austausch, um den Bezug zum Praxisbereich aufrecht zu erhalten. Ich möchte die Zeit in den IHK-Ausschüssen nicht missen.
Interview: Maike Müßle, Foto: privat
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Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg