Wirtschaftsstandort Niederbayern

Konjunkturelle Entwicklung in Niederbayern

Konjunktur auf einen Blick

  • Geschäftslage überwiegend stabil
  • Erwartungen verbessert
  • Hohe politische Unsicherheit
  • Inlandsnachfrage als Risikofaktor
  • Investitions- und Beschäftigungspläne auf solidem Niveau
  • Industrie bleibt schwach
  • Tourismus im Aufwind
J=Jahresbeginn, F=Frühjahr, H=Herbst
Im IHK-Konjunkturklimaindikator werden die aktuelle Lage und die Geschäftserwartungen verrechnet. Der Wert bildet die Stimmung in der Wirtschaft ab.

Aktuelle Konjunkturentwicklung im IHK-Bezirk Niederbayern

Nach einer noch sehr angespannten Lage zum Jahreswechsel hat sich die niederbayerische Wirtschaft im Frühjahr leicht erholt. Der Konjunkturklimaindikator, der die aktuelle Lage sowie die Erwartungen für die Zukunft miteinander verknüpft, steigt zum zweiten Mal in Folge. Mit 108 Zählern liegt er jedoch weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 115 Punkten. Auffällig sind in der aktuellen Auswertung die großen Unterschiede in den einzelnen Branchen: Besonders die Industrie kann dem Erholungstrend nicht folgen.
Die allgemeine Beurteilung der aktuellen Geschäftslage bleibt im Vergleich zur Vorumfrage nahezu unverändert. 40 Prozent der Teilnehmer bewerten ihre momentane Lage als gut, die Zahl der Betriebe mit schlechter Geschäftssituation liegt bei 15 Prozent. Etwas positiver als zuletzt zeigen sich jedoch die Aussichten für die Zukunft. Die Ursache dafür: Statt zuvor 30 zählen nur noch 22 Prozent der befragten Unternehmen zu den Pessimisten, die für die Zukunft eine Verschlechterung der Lage erwarten.
Obwohl sich in der aktuellen Entwicklung also positive Signale zeigen, herrscht in der niederbayerischen Wirtschaft insgesamt weitverbreitete Zurückhaltung. Ein Grund hierfür ist die rückläufige Kapazitätsauslastung der Unternehmen. Waren zu Jahresbeginn noch 44 Prozent der Betriebe voll ausgelastet, trifft das jetzt nur noch auf 35 Prozent zu. Umgekehrt steigt der Anteil der Betriebe, die von einer nicht ausreichenden Auslastung berichten, von 14 auf 20 Prozent.
Eng mit der Kapazitätsauslastung verbunden ist die Auftragsentwicklung der Unternehmen. Das inländische Auftragsvolumen ist bei 25 Prozent der Befragten in den vergangenen sechs Monaten angestiegen, 33 Prozent verzeichnen hingegen einen Rückgang. Bei Aufträgen aus dem Ausland berichten nur 17 Prozent der Umfrageteilnehmer von einer Zunahme, aber 39 Prozent von rückläufigen Zahlen. Besonders schwach zeigt sich dabei das Geschäft in der Eurozone, die Entwicklung in Nordamerika ist im Saldo aber ebenfalls leicht negativ. Mit Blick auf China und Asien halten sich positive und negative Aussagen noch die Waage. Vor dem Hintergrund des robusten Wirtschaftswachstums in wichtigen Weltregionen wie den USA oder eben Asien lassen diese Zahlen die Befürchtung aufkommen, dass sich die niederbayerische Wirtschaft zunehmend von der anziehenden Weltkonjunktur abkoppelt und nicht davon profitieren kann.
Als wichtigste Risikofaktoren für die künftige wirtschaftliche Entwicklung identifizieren die Umfrageteilnehmer den Fachkräftemangel, die Arbeitskosten und die schwächelnde Inlandsnachfrage. Aber auch die widrigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie die hohen Preise für Energie und Rohstoffe schränken die Unternehmen in ihrer Geschäftstätigkeit ein.
 
 

Aktueller Brennpunkt:
Finanzierungssituation

  • 35 Prozent der Betriebe – und damit weniger als zu Jahresbeginn – bewerten den Zugang zur Fremdfinanzierung als gut. Der Anteil mit der Note „befriedigend“ steigt an.
  • Die meisten Unternehmen nennen die hohen Zinsen als entscheidende Hürde beim Zugang zu Fremdkapital. 84 Prozent der Befragten zeigen sich davon betroffen, in der Vorumfrage waren es lediglich 56 Prozent. Die Problematik der Besicherung tritt demgegenüber in den Hintergrund.
  • Beobachter rechnen derzeit zwar für Mitte des Jahres mit einer Senkung des Leitzinses in der Eurozone – wann genau diese Absenkung kommt und auf welchem Wert sich das Zinsniveau einpendelt, bleibt aber unsicher. Ein Grund dafür sind wachsende geopolitische Risiken, etwa mit Blick auf die Konflikte im Nahen Osten und deren Auswirkungen auf die Öl- und Gaspreise. Dass die Leitzinsen im Dollarraum wohl auf absehbare Zeit hoch bleiben, macht die Situation nicht einfacher.
  • Ein noch neuer Faktor beim Zugang zu Finanzierungsmitteln sind die Nachhaltigkeitskriterien. Sie fließen durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung und infolge der EU-Taxonomie zunehmend in das Reporting der Unternehmen ein und beeinflussen die Kreditvergabeentscheidungen der Banken.