Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit

Wasserstoff-Hochlauf wirksam beschleunigen

Wie bekommen wir eine Wasserstoffinfrastruktur in der Region Köln hin, die kostengünstig, zügig umsetzbar und für alle Unternehmen verfügbar ist? Als IHK Köln geben wir einen Überblick zu den zentralen Herausforderungen und unseren Positionen, damit Wasserstoff zu einem verlässlichen und preisgünstigen Energieträger der Zukunft werden kann.

Hintergrund: Bund gibt Leitlinien für Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes

Wasserstoff als Energieträger der Zukunft verspricht eine klimaverträgliche Energieversorgung zu wirtschaftlichen Kosten. Zur Dekarbonisierung der Netze ist ein zügiger und flächendeckender Wasserstoff-Hochlauf daher erforderlich.
Die Bundesregierung hat hierzu eine Nationale Wasserstoffstrategie vorgelegt, welche die wesentlichen Herausforderungen und Potentiale umschreibt. In dem im Mai 2022 vom BMWK vorgelegten Fortschrittsbericht zur Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie werden bereits wichtige Eckpunkte für den Wasserstoff-Hochlauf in Deutschland aufgeführt. Im Juli 2024 hat das Land NRW zudem ein Wasserstoff-Import-Konzept veröffentlicht, in dem u.a. ein Importanteil von bis zu 90 Prozent angenommen wird.
Derzeit beginnt die Bundesregierung mit der Planung und Errichtung eines Wasserstoff-Kernnetzes. Hiermit sollen große Verbrauchs- und Erzeugungsregionen für Wasserstoff in Deutschland erreicht und angebunden werden. Die Inbetriebnahme des Kernnetzes ist für 2032 geplant. Darin sind auch für den Kammerbezirk der IHK Köln wichtige Projekte sowie Ein- und Ausspeisepunkte vorgesehen.
Die IHK Köln setzt sich für eine zügige Errichtung des Kernnetzes ein und hat im Rahmen eines Konsultationsprozesses hierzu eine Stellungnahme (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 65 KB) bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) abgegeben.
Des Weiteren beteiligt sich die IHK Köln mit ihren Positionen bei der künftigen Netzentwicklungsplanung. Zu dem von der Bundesnetzagentur (BNetzA) im September 2024 vorgestellten Szenariorahmen Gas/Wasserstoff 2025-2037/2045 hat die IHK Köln ebenfalls Stellung (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 139 KB) bezogen.
Doch um eine flächendeckende Wasserstoff-Anbindung für alle Unternehmen zu ermöglichen, muss parallel ein verlässliches Verteilernetz aufgebaut werden. Zahlreiche Fragen zu Finanzierung, Regulierung und Verfügbarkeit von Wasserstoff sind hierbei noch völlig offen. Die IHK Köln setzt sich dafür ein, dass Unternehmen schnellstmöglich Planungssicherheit erhalten.

Sieben zentrale Positionen der IHK Köln

1. Verteilnetzplanung muss zügig beginnen und umgesetzt werden

Um möglichst allen Unternehmen Zugang zu Wasserstoff gewähren, muss das Land NRW zügig mit der Verteilnetzplanung beginnen und die Planungen konkret umsetzen. Im August 2024 hat das Land NRW ein Neun-Punkte-Papier veröffentlicht, in dem die konkrete Verteilnetzplanung aber noch zu kurz kommt.
Zielsetzung der IHK Köln ist ein flächendeckendes Verteilnetz für den gesamten Kammerbezirk, damit alle interessierten Unternehmen die Möglichkeit zur Ein- und Ausspeisung von Wasserstoff-Erzeugnissen erhalten.

2. Infrastrukturplanung nicht ohne KMU vor Ort

Damit der Infrastrukturausbau gelingt, müssen alle Beteiligten berücksichtigt werden. Wir setzen uns dafür ein, dass Betriebe, Netzbetreiber und Energieversorger von Beginn an in örtliche Ausbauplanungen mit einbezogen werden – auch KMU.
Klar ist: Die Kosten für den Ausbau dürfen hierbei nicht auf Unternehmen abgewälzt werden. Das Land NRW muss eine auskömmliche Finanzierung bei der Infrastrukturplanung sicherstellen!

3. Keine vorschnelle Stilllegung von Gasverteilnetzen

Im Kammerbezirk gibt es bereits ein engmaschiges Gasverteilnetz. Hier gilt es zu prüfen, wie das Bestandsnetz für einen Wasserstoff-Hochlauf angepasst werden kann. Dies schafft Synergien, spart Zeit und Kosten sowie zusätzliche bürokratische Aufwände.
Daher dürfen Gasverteilnetze nicht vorschnell stillgelegt werden!

4. Planbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit als Leitprinzipien

Unsere Betreibe brauchen für ihre Investitionen vor allem Planungssicherheit und müssen sich auf gute Infrastrukturen und eine preisgünstige Energieversorgung verlassen können, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies müssen auch die Leitprinzipen für den Wasserstoff-Hochlauf sein!

5. Technologieoffenheit fördern

Aus Sicht der IHK Köln kann ein zügiger Wasserstoff-Hochlauf nur technologieoffen gelingen. Daher müssen auch „bunte“ Wasserstoff-Erzeugnisse, wie „blauer“, „türkiser“ und „oranger“ Wasserstoff stärker gefördert und für alle Unternehmen zugänglich gemacht werden.

6. Internationale Zusammenarbeit stärken

Für das Wasserstoff-Kernnetz sind Übergangspunkte nach Belgien und zu den Niederlanden geplant. Hier müssen zeitnah Kooperationen geschaffen werden, um möglichst große Mengen Wasserstoff nach NRW zu beschaffen.

7. Land NRW muss konkrete Maßnahmen für den Wasserstoff-Import vorlegen

Das vom Land NRW vorgelegte Wasserstoff-Import-Konzept reicht nicht aus. Auch wenn die massiv steigenden Wasserstoff-Bedarfe darin zutreffend erscheinen, bleibt völlig unklar, wie der Wasserstoff zeitnah und kostengünstig importiert werden kann. Es fehlen konkrete Aussagen zu Zeit-, Kosten- und Mengenplanungen.
Die IHK Köln fordert vom Land NRW klare Aussagen und verbindliche Handlungsschritte, damit Unternehmen Planungssicherheit haben!

Überblick zu Informations- und Fördermöglichkeiten für Unternehmen

Nordrhein-Westfalen

Die Leitstelle H2.NRW ist die zentrale Koordinierungsstelle für Wasserstoff-Hochlauf in NRW

In Kooperation mit dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE) unterstützen die H2.NRW-Fachexperten von NRW.Energy4Climate Unternehmen bei der Suche nach passenden Fördermöglichkeiten, bei Projektinitiierungen sowie bei der Vernetzung und dem Transfer von Wissen

Bundesregierung

Die Lotsenstelle Wasserstoff berät weitergehend zu Förderungen des Bundes

Die Bundesregierung gibt eine Übersicht über aktuelle Bundes-Förderangebote mit Bezug zum Thema Wasserstoff. Welche Förderung konkret für Ihr Unternehmen passend ist, kann zudem mit Fachexperten der Lotsenstelle Wasserstoff im Detail besprochen werden.
Sie haben weitergehende Fragen zu den Fördermöglichkeiten für Ihr Unternehmen oder allgemeine Anfragen zum Wasserstoff-Hochlauf im Kammerbezirk? Die Ansprechpartner Ihrer IHK Köln stehen gerne zur Verfügung.

Projektbeispiele aus dem Kammerbezirk der IHK Köln

Die „Initiative H2R – Wasserstoff Rheinland“ bietet eine Maßnahmenkarte an, auf der detaillierte Informationen zu laufenden Wasserstoff-Projekten im Rheinland dargestellt werden. In der Maßnahmenkarte sind zentrale Projekte ersichtlich zu H2-Erzeugung, H2-Verteilung, H2-Nutzung und H2-Wissen.
Darüber hinaus stellt das regionale Wasserstoff-Netzwerk „HyCologne“ des Netzwerks „Wasserstoff Region Rheinland e.V.“ eine Projektübersicht zu den laufenden Wasserstoff-Projekten im Rheinland bereit. Informationen zu aktuellen und abgeschlossenen Projekten können darin abgerufen werden.