Pressemeldung, 8. Februar 2022

Dämpfer für den Aufschwung

Der Aufschwung der regionalen Wirtschaft hat im Winter 2021/22 einen Dämpfer erhalten. Das liegt an den knappen Rohstoffen und Vorprodukten, den hohen Energie- und Rohstoffpreisen sowie an fehlenden Fachkräften, wie der neue Konjunkturbericht der IHK Köln zeigt.
Der Konjunkturklimaindikator für den IHK-Bezirk ist dabei von 117,9 auf 112,7 Punkte gefallen. Das ist immer noch ein deutlicher Wachstumskurs. Der Wert liegt noch über dem langjährigen Durchschnitt von 111 Punkten und im Vergleich zum Corona-Winter 20/21 um 15 Punkte höher. „Die gute Nachricht ist, dass die Nachfrage nach den Produkten und Diensten vieler Unternehmen weiter groß ist“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Vetterlein. „Lieferprobleme, der starke Preisanstieg bei der Energie und Vorprodukten sowie der Fachkräftemangel kosten die regionale Wirtschaft aber Wachstum, weil Aufträge nicht oder nur verzögert abgearbeitet werden können.“
Angesichts dieser Schwierigkeiten blicken wieder mehr Unternehmen zurückhaltend in die Zukunft. Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind im Vergleich zur vorherigen Umfrage im Herbst von 9,5 Punkten auf 2,3 Punkte gefallen. Das bedeutet, die Unternehmen, die von einer Verbesserung oder Verschlechterung der Lage ausgehen, halten sich in etwa die Waage. Versicherungswirtschaft, Kreditwirtschaft, Immobilienwirtschaft, chemische und pharmazeutische Industrie sowie der Einzelhandel schauen positiver in die Zukunft. Deutlich pessimistischer als zuletzt blickt pandemiebedingt vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe auf die kommenden Monate.
Jeweils 70 Prozent der befragten Unternehmen sehen die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie den Fachkräftemangel als ihr größtes Geschäftsrisiko. „Eine kalkulierbare Ausgestaltung der Energiewende, eine bessere Berufsorientierung in den Schulen und gute Integrationsperspektiven für Fachkräfte aus dem Ausland müssen daher im Fokus der Wirtschaftspolitik stehen, wenn wir Wertschöpfung und Wohlstandsniveau in Deutschland halten und ausbauen wollen“, sagt Vetterlein.
Angesichts des womöglich vorgezogenen Kohleausstiegs und des demographischen Wandels dürften ansonsten Skepsis und Verunsicherung bei den Unternehmen weiter zunehmen. Vetterlein: „Es wird jetzt darauf ankommen, ob zum Beispiel bei Planungs- und Genehmigungsprozessen die versprochene Beschleunigung der Verfahren wirklich gelingt. Mit dem Rheinischen Revier und den vielen Industrieunternehmen in energieintensiven Branchen steht gerade für unsere Region viel auf dem Spiel.“

Ergebnisse für den gesamten IHK-Bezirk:

Im Winter 2021/22 ist der Lageindikator per saldo geringfügig – um 2,7 Punkte – gesunken. 40 Prozent der Unternehmen melden eine gute und 16 Prozent eine schlechte Lage. 70 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Finanzlage als unproblematisch. Jeweils rund 15 Prozent klagen jedoch über Eigenkapitalrückgang und Liquiditätsengpässe.

Unternehmen spüren Preisanstieg und Engpässe

Steigende Preise und Lieferschwierigkeiten belasten die Wirtschaft im IHK-Bezirk stark. So geben fast 90 Prozent der Unternehmen an, von Preisanstiegen betroffen zu sein. In der Industrie sind nahezu alle befragten Unternehmen mit Preissteigerungen konfrontiert, drei Viertel sogar mit erheblichen. Ähnlich ist die Situation im Einzelhandel. Hier melden 95 Prozent der Unternehmen Preisanstiege. Zudem leiden mittlerweile alle Branchen unter anhaltenden Lieferschwierigkeiten. Mit einer schnellen Verbesserung der Lage rechnet kaum ein Unternehmen.

Rückgang bei Exporterwartungen

Die Exporterwartungen der Industrieunternehmen sind deutlich zurückhaltender als im Herbst. In der aktuellen Umfrage gehen 16 Prozent der Unternehmen von mehr (vorherige Umfrage: 24 Prozent) und 15 Prozent von weniger Exporten aus. Die Unternehmen planen höhere Investitionen im Ausland als zuletzt. 42 Prozent der auslandsaktiven Unternehmen gehen von höheren Auslandsinvestitionen aus (vorherige Umfrage: 22 Prozent), während nur noch zehn Prozent (22 Prozent) der Unternehmen zurückhaltender sind.

Wachsende Investitionen in den Umweltschutz

Seit 2016 investieren die Unternehmen Jahr für Jahr stärker in den Umweltschutz. Derzeit planen 27 Prozent der Betriebe entsprechende Ausgaben. Größtes Investitionsmotiv bleibt indes der Ersatzbedarf (63 Prozent). Weitere Motive sind Rationalisierung (37 Prozent), Produktinnovation (33 Prozent) und Kapazitätsausweitung (29 Prozent). Investitionen in diesen Bereichen gehen jedoch häufig auch gleichzeitig mit einem positiven Umwelteffekt einher.

Einstellungsbereitschaft kaum verändert

Die Einstellungsbereitschaft ist per saldo geringfügig zurückhaltender als im Herbst. 26 Prozent der Unternehmen wollen ihr Personal aufstocken. Demgegenüber stehen 15 Prozent der Unternehmen, die ihr Personal reduzieren müssen und 59 Prozent, die den Beschäftigungsstamm halten wollen. Während Industrie, Dienstleistungswirtschaft und der Großhandel von einer höheren Beschäftigtenzahl ausgehen, planen Hotel- und Gaststättengewerbe, das Papier-, Verlags- und Druckgewerbe sowie die Elektroindustrie mit weniger Personal.

Hotel- und Gaststättengewerbe mit erneutem Einbruch

Im coronageschädigten Hotel- und Gaststättengewerbe ist die zarte Erholung aus dem vergangenen Herbst dahin. Die Unternehmen bewerten ihre Lage noch einmal deutlich schlechter (Rückgang um 45 Punkte) als in der vorherigen Umfrage und sehen sie fast so kritisch wie im Frühjahr 2021. Auch die Erwartungen (-29 Punkte) sind deutlich pessimistischer. Dementsprechend sind die Investitionsabsichten (-45 Punkte) und die Beschäftigungspläne (-26 Punkte) auch zurückgegangen. „Das Hotel- und Gaststättengewerbe leidet wie die Veranstaltungsbranche weiterhin massiv unter den Corona-Einschränkungen“, sagt Hauptgeschäftsführer Vetterlein. „Diese Branchen sind derzeit von der allgemeinen Konjunkturentwicklung abgehängt und weiterhin auf staatliche Hilfsmaßnahmen angewiesen, solange die Einschränkungen so massiv bleiben.“ Besonders problematisch sei, dass die Branche seit der Corona-Krise unter einem ausgeprägten Fachkräftemangel leide.

Ergebnisse für die Stadt Köln

Lage und Erwartungen der Unternehmen haben sich im Vergleich zur vorherigen Umfrage kaum verändert. Im Winter melden 43 Prozent der Unternehmen eine gute Geschäftslage (vorherige Umfrage: 42,4 Prozent) und 16,6 Prozent eine schlechte Lage (16,2 Prozent). Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate sind die Erwartungen der Unternehmen ähnlich zuversichtlich wie im Herbst. Jedes fünfte Unternehmen glaubt an eine bessere Entwicklung. Die Investitionsbereitschaft ist leicht gesunken. Trotzdem plant immer noch jedes dritte Unternehmen höhere Investitionen. Jedes fünfte möchte hingegen weniger investieren als zuletzt (vorherige Umfrage: 17 Prozent). Mit Blick auf die Beschäftigung planen rund 30 Prozent der Unternehmen mit mehr Personal und 15 Prozent mit weniger Beschäftigten. Als Hauptrisiken nennen die Kölner Unternehmen den Fachkräftemangel, die Energie- und Rohstoffpreise sowie die Inlandsnachfrage.
An der Umfrage haben sich vom 6. Dezember 2021 bis zum 14. Januar 2022 634 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk beteiligt (Köln, Leverkusen, Rhein-Erft-Kreis, Rheinisch-Bergischer Kreis, Oberbergischer Kreis). Die ausführlichen Ergebnisse des Konjunkturberichts Winter 2021/22 finden Sie auf unserer Internetseite unter www.ihk-koeln.de/konjunktur.