Auslandsgeschäfte trotz Spannungen?
Viele Anfragen an das International-Team der IHK Köln drehen sich um Auslandsgeschäfte mit Ländern, deren Märkte durch politische Entwicklungen schwierig geworden sind. Im Fokus stehen die Ukraine, die Türkei und China.
Ukraine
Das Land ist trotz des Krieges immer noch ein wichtiger Partner: Deutschland war 2022 das drittgrößte Lieferland für die Ukraine. Die Ausfuhren ukrainischer Agrarprodukte in die EU haben sich im vergangenen Jahr sogar verdoppelt. Viele deutsche Unternehmen erhalten ihre Aktivitäten dort so weit wie möglich aufrecht, einige investieren sogar bereits in die Zukunft. So hat Bayer angekündigt, weitere 60 Millionen Euro in seine Saatgutproduktion in Pochuiky rund 100 Kilometer südwestlich von Kiew zu investieren.
Michael Zygojannis kümmert sich innerhalb der IHK Köln um das Thema Ukraine und ist Ansprechpartner für alle Unternehmen aus der Region, die Wirtschaftskontakte in der Ukraine suchen. Dazu gehören die Vernetzung von Unternehmen aus der Ukraine und dem IHK-Bezirk und auch der Aufbau neuer Geschäftsbeziehungen sowie Unterstützung bei der Einstellung von Geflüchteten. Geplant ist unter anderem eine Match-Making-Veranstaltung, bei der es auch um die rechtlichen Rahmenbedingungen bei Partnerschaften geht.
Türkei
Deutschland ist wichtigster Handelspartner der Türkei. Aber auch für deutsche Unternehmen ist die Türkei ein spannender Markt, denn wegen ihrer jungen, wachsenden Bevölkerung bietet die Türkei ein großes Wachstumspotenzial. Schwierigkeiten bereiten den Unternehmen die hohe Inflation und die unsichere politische Lage, die auch Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen hat. Die IHK Köln kennt sich als NRW-Schwerpunktkammer sehr gut mit dem türkischen Markt aus. „Für uns als IHK Köln sind die Verbindungen zur Türkei auch deshalb besonders wichtig, weil wir in unserem Bezirk mehr als 200 Handelsregister-Unternehmen mit mindestens 50 Prozent türkischer Beteiligung und annähernd 3.000 Kleingewerbetreibende haben, die türkische Staatsangehörige sind“, sagt Gudrun Grosse, Leiterin International der IHK Köln.
Entsprechend vielfältig sind die Türkei-Aktivitäten der IHK Köln, die auf ihrer Website zahlreiche Informationen zu Einfuhr- und Einreisebestimmungen, Markteinstieg und vielen weiteren Themen bietet.
China
Die IHK Köln ist für NRW die Schwerpunktkammer für China. Die Website bietet umfangreiche Informationen zum Markteintritt und zu Handelsbeziehungen nach China. Alle zwei Monate erscheint ein China-Telegramm mit aktuellen Infos. Diese sind zurzeit besonders gefragt, denn das Geschäftsumfeld in China hat sich nach Abkehr von der Null-Covid-Politik nicht so schnell verbessert wie erhofft. So das Ergebnis einer Blitzumfrage der AHK aus dem Juni 2023.
Trotzdem werden deutsche Unternehmen weiterhin in den chinesischen Markt investieren. Immerhin 55 Prozent der deutschen Unternehmen planen, ihre Investitionen in den kommenden zwei Jahren zu erhöhen. Zu einem großen Teil geschieht dies, um auf dem chinesischen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben, so die Umfrageergebnisse. Immerhin macht der Handel mit China knapp zehn Prozent des deutschen Handelsvolumens aus.
Dämpfend wirken die schleppende Marktentwicklung und die Politik. Beispielsweise sind 80 Prozent von der langen Vorlaufzeit bei der Visa-Bearbeitung bei der Einreise von Mitarbeitenden betroffen. „Große Chancen liegen in Kooperationen, zum Beispiel bei regenerativen Energien, E-Mobilität, aber auch auf Gebieten wie Automatisierung und KI“, sagt Gudrun Grosse, China-Expertin der IHK Köln.
Außenwirtschaftstag NRW
Beim Außenwirtschaftstag NRW der IHKs am 21. September in Düsseldorf wird China eines der Hauptthemen sein. Expertinnen und Experten diskutieren in einem Panel die Frage, wie deutsche Unternehmen in einem sich ständig wandelnden Umfeld erfolgreiche Geschäftsmodelle in China entwickeln können. Die Runde wird moderiert von Frank Hemig, Leiter des Bereichs Beratung und Service der IHK Köln.
Beim Außenwirtschaftstag NRW der IHKs am 21. September in Düsseldorf wird China eines der Hauptthemen sein. Expertinnen und Experten diskutieren in einem Panel die Frage, wie deutsche Unternehmen in einem sich ständig wandelnden Umfeld erfolgreiche Geschäftsmodelle in China entwickeln können. Die Runde wird moderiert von Frank Hemig, Leiter des Bereichs Beratung und Service der IHK Köln.
INTERVIEW MIT MARTIN KLOSE, GESCHÄFTSFÜHRER DER AHK CHINA
„Bereiten Sie sich gut auf China vor!”
Martin Klose ist Delegierter der Deutschen Wirtschaft Guangzhou und Geschäftsführer der Deutschen Auslandshandelskammer in China – Süd- und Südwestchina.
© AHK China
Was sind die größten Herausforderungen, vor denen deutsche Unternehmen aktuell in China stehen?
Die größten Herausforderungen sind derzeit unklare Entwicklungen auf dem Markt und politische Unsicherheiten in den kommenden Monaten. Die Erholung der chinesischen Wirtschaft nach Ende der Covid-19-Maßnahmen im Jahr 2023 hat sich als ernüchternd erwiesen, und die Nachfrage nach deutschen Produkten geht zurück, was vielen deutschen Firmen in China zu schaffen macht. Im Mai 2023 sind die Importe aus Deutschland um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken.
Der zunehmende Wettbewerbsdruck durch innovative chinesische Konkurrenten sowie der Fachkräftemangel setzen deutschen Firmen ebenfalls stark zu. Als Reaktion auf diese Herausforderungen richten viele deutsche Unternehmen ihre China-Strategie neu aus und setzen verstärkt auf Diversifizierung und die Lokalisierung ihrer Betriebe, um Abhängigkeiten und Risiken zu minimieren.
Für welche Branchen sehen Sie heute in China vor allem Potenzial?
Im ersten Halbjahr 2023 haben wir eine starke Nachfrage nach Elektrofahrzeugen gesehen. Wir gehen davon aus, dass sich der Trend weg von Verbrennungsmotoren hin zu Elektrofahrzeugen in den kommenden Jahren weiter beschleunigen wird. Insbesondere deutsche Unternehmen aus der Automobilzulieferungsbranche können neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen.
In den letzten Jahren hat China auch viel in Dekarbonisierung und die Erzeugung und Speicherung von nachhaltiger Energie investiert und wird dies weiter tun. Innovative deutsche Firmen sind besonders gefragt, um China bei der Erreichung dieser Ziele zu unterstützen. Ein weiterer stark wachsender Zukunftsmarkt ist der Gesundheitsbereich, insbesondere im Zusammenhang mit Altenpflege.
Was ist Ihr wichtigster Rat für Unternehmen?
Durch seine Größe ist China ein anspruchsvoller Markt mit vielen Chancen und Risiken. Wir empfehlen deutschen Unternehmen, die ins China-Geschäft einsteigen wollen, ein kostenloses Erstgespräch mit der Deutschen Auslandshandelskammer zu vereinbaren. Gerne beraten wir Sie zu vielen Themen von Markt-Eintrittsplänen und Marktstudien über Standortsuche und Partnervermittlung bis hin zur Messevertretung.
Immer wieder erleben wir, dass Firmen in Verhandlungen mit chinesischen Industrieparks und Partnern stecken bleiben oder in Sackgassen landen und dann zu uns kommen. Mein Rat ist daher: Kommen Sie vorab zu uns, viele Probleme lassen sich dann vermeiden.
Ein weiterer Rat, den wir gerne teilen, ist: Bereiten Sie sich gut auf China vor. Aufgrund seiner Größe steht der chinesische Markt unter großem Wettbewerbsdruck, und viele Sales- und Marketingstrategien müssen für den chinesischen Markt angepasst werden: angefangen bei der Social-Media- Werbung über die Logistik bis zum Konsumverhalten.
Kontakt
Gudrun Grosse
Leiterin International
Sandra Vogt
Leiterin International
Michael Zygojannis
Beratung und Service