IHKplus 08/2022

Brücken schlagen

Tanja Völker berät als Business Scout for Development Mitgliedsunternehmen der IHK Köln. Das Ziel: Privatwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit zusammenbringen.
Text: Werner Grosch
Deutsche Unternehmen erhalten Zugang zu neuen Märkten und helfen zugleich bei einer nachhaltigen Entwicklung in rund 40 Entwicklungs- und Schwellenländern weltweit. Unternehmerischer Erfolg geht Hand in Hand mit Klimaschutz, Digitalisierung und mit guter Ernährung für alle. Was nach hehren Zielen klingt, ist ganz praktisch möglich und bietet auch Chancen für Unternehmen aus unserer Region.
Dabei hilft das Kooperationsnetzwerk „Business Scouts for Development“, mit dem das Bundeministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beauftragt hat. Erfahrene Expertinnen und Experten beraten in dem Projekt Unternehmen beim Einstieg in ferne Ziel- und Quellenmärkte, aber eben nicht als bloße Unternehmensförderung, sondern immer verbunden mit den Grundsätzen der Entwicklungszusammenarbeit.
Die Scouts sind jeweils angesiedelt bei verschiedenen Institutionen der Wirtschaft, darunter die Industrie- und Handelskammern. Für die IHKs Köln und Bonn/Rhein-Sieg hat Tanja Völker diese Aufgabe übernommen. „Uns geht es vor allem darum, Brücken zu schlagen zwischen der Privatwirtschaft und der Entwicklungszusammenarbeit“, sagt die Expertin, die mehr als 20 Jahre Erfahrung in diesem Bereich mitbringt: Im Delegiertenbüro der deutschen Wirtschaft im Libanon und in Syrien hat sie gearbeitet, Entwicklungsprojekte u.a. auch in Ägypten, Tunesien und Marokko gesteuert.

Win-win-Situation

Ein Beispiel für die konkrete Win-win-Situation: Unternehmen aus dem Rheinland, die dringend Fachkräfte suchen, können diese in Ländern Nordafrikas finden und damit Jobs in einer Weltregion schaffen, in der die Arbeitslosenquote häufig hoch ist. Auch ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement lässt sich auf diesem Wege erreichen, indem beispielsweise neue Kontakte zu Lieferanten und Produzenten aufgebaut werden – ein Thema, dessen Bedeutung nicht nur durch die Pandemie, sondern auch mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz noch gewachsen ist, das zum 1. Januar 2023 in Deutschland in Kraft treten wird.
Tanja Völker berät Interessierte individuell und bietet eine monatliche Sprechstunde an. Sie bringt die Informationen über die öffentlichen Förder-, Finanzierungs- und Kooperationsmöglichkeiten in die Unternehmen und unterstützt bei Bedarf auch bei Antragstellung und Umsetzung. „Wichtig ist nur, dass die Zusammenarbeit so gestaltet ist, dass sie auch nachhaltig weiterläuft, wenn das Projekt abgeschlossen ist“, sagt die Entwicklungsexpertin. Das Programm der Business Scouts for Development soll zu Umsetzungsideen verhelfen, Partnerschaften anstoßen, aber sich selbst schließlich überflüssig machen.

Ausbildung für IT-Fachleute in Afrika

Wie die Verbindung von Unternehmertum und nachhaltiger Entwicklung konkret und erfolgreich aussehen kann, zeigt übrigens das Beispiel des Kölner Sozialunternehmens AmaliTech, das sich zum Ziel gesetzt hat, in mehreren afrikanischen Ländern IT-Fachleute auszubilden und in den Arbeitsmarkt zu bringen. Beim Aufbau des Programms half unter anderem der Digital Skills Accelerator Africa – eine der Initiativen, zu denen die Business Scouts for Development wertvolle Kontakte herstellen können.
AmaliTech will bis zum Jahr 2025 rund 3.000 Weiterbildungsmöglichkeiten und 1.000 neue Arbeitsplätze im IT-Bereich in Afrika schaffen und arbeitet dabei inzwischen auch mit der Kölner Nexum AG zusammen. Die Agentur für Digitalmarketing sieht in der Kooperation die Chance, ein internationales Netzwerk aufzubauen. Und AmaliTech-Gründer Martin Hecker weiß, dass hier gewaltiges Potenzial liegt: „9 von 10 Jobs werden in der Zukunft digitale Kompetenzen voraussetzen. Bereits jetzt haben wir in Europa eine deutlich spürbare Lücke im Bereich Digitalkompetenz. Afrikas Jugend dagegen gilt als treibende Kraft digitaler Innovation.“
Infos und Termine
Weitere Informationen über die Leistungen der Business Scouts for Development sowie Termine und Anmeldemöglichkeiten für die Sprechstunden finden Sie auf www.ihk-koeln.de/5397840. Tanja Völker erreichen Sie unter business-scout@koeln.ihk.de, telefonisch unter 0221 1640-1556.
Industrie- und Handelskammer zu Köln
Unter Sachsenhausen 5–7
50667 Köln

Tel: 0221 1640-0
E-Mail: service@koeln.ihk.de