IHK-Position, März 2023

Ansätze zur Neujustierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit China

Das bilaterale Verhältnis zwischen Deutschland und China wird durch die Bundesregierung im Rahmen einer „China-Strategie“ einer Neubewertung in allen Bereichen unterzogen.
Die Bewertung Chinas im Dreiklang als Kooperationspartner, wirtschaftlicher Wettbewerber und systemischer Rivale ist mittlerweile Konsens zwischen den politischen Stakeholdern in Deutschland, der EU, aber auch bei der deutschen Wirtschaft.
Ebenso klar ist, dass Menschenrechtsverstöße nicht mit den Werten der deutschen Unternehmen vereinbar sind. Das vorliegende Papier soll Anregungen für die Ausrichtung des zukünftigen wirtschaftlichen Engagements zwischen deutscher und chinesischer Wirtschaft und einen praktischen Beitrag zur entstehenden China-Strategie der deutschen Bundesregierung geben.
Hier finden Sie das gesamte Plädoyer der deutschen Wirtschaft in China mit konkreten Gestaltungsvorschlägen: Ansätze zur Neujustierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit China (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 334 KB)

Zusammengefasst lassen sich folgende Kernaussagen darstellen:

  • Die Unternehmen sind sich gestiegener Risiken bewusst, diversifizieren ihr Geschäft und machen ihre Lieferketten resilienter. Sie können und wollen aber nicht auf diesen entscheidenden Wachstumsmarkt verzichten.
  • Daher ist eine Flankierung deutscher Unternehmen in ihrem Chinageschäft durch die Bundesregierung weiterhin notwendig – vor allem auch durch persönliche Treffen von Regierungsvertretern vor Ort in China – um Marktzugangshürden abzubauen und für ein Level-Playing-Field einzutreten.
  • Es benötigt eine aktive und gut austarierte wirtschaftliche Kooperation mit wirksamen Dialogformaten. Megatrends in Deutschland und China (wie z.B. im Bereich Gesundheit, Digitalisierung, Ernährung) können hier als inhaltlicher Orientierungsrahmen für deutsch-chinesische Wirtschaftskooperation dienen.
  • Für eine Neujustierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit muss Reziprozität das Leitmotiv sein. Zusammenarbeit sollte dann erfolgen, wenn beide Seiten davon gleichberechtigt profitieren. Um die Sinnhaftigkeit einer Kooperation überprüfen zu können, ist ein Katalog mit Leitfragen hinsichtlich des Mehrwerts, des Nutzens und der Ziele essenziell.
  • Gesonderte Mitteilungsanforderungen an deutsche Unternehmen mit besonders exponiertem Chinageschäft und Stresstests sollten eine Ausnahme bilden und mit Augenmaß z. B. nur bei schwerwiegender Relevanz für die wirtschaftliche Sicherheit Deutschlands angewendet werden. Die Anwendung dieser Instrumente muss in jedem Fall gründlich geprüft und anhand nachvollziehbarer Kriterien begründet werden.
  • Die seit Jahrzehnten etablierten Instrumente der Außenwirtschaftsförderung wie Exportkreditgarantien und Investitionsgarantien sollten im Hinblick auf die Bedeutung des chinesischen Marktes weiterhin – aber mit Augenmaß – angewendet werden.
  • Bei allen Maßnahmen muss ein Übermaß an Bürokratie für die Unternehmen verhindert werden.

Vorschläge für mehr Diversität und Resilienz des Asien-Engagements:

  • Aufbau eines AHK Kompetenzzentrums Diversifizierung für die Beratung des deutschen Mittelstandes zur Identifizierung von Risiken in der Wertschöpfungskette. Im Fokus sollte eine Reduktion des Risikos stehen – durch Transparenz, Alternativen und voneinander unabhängigeren Ketten.
  • Aufbau einer Beratungsstelle Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz zur aktiven Beratung von KMU zur Sicherung der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen für die deutsche Wirtschaft vor Ort.
  • Aufbau von Außenwirtschaftsförderprogrammen für deutsche Unternehmen in China für die Erschließung neuer Märkte in Asien, durch die Durchführung von Marktstudien, Delegationsreisen, Konferenzen und Beratungsleistungen.