Regionale Gremien: Unterschiedliche Interessen verbinden
Lokale Gremien der IHK Köln bieten Unternehmerinnen und Unternehmern die Möglichkeit zur Vernetzung und Gestaltung direkt im eigenen Umfeld.
Text: Johanna Tüntsch
Die Region trägt wesentlich zur Wertschöpfung im Kammerbezirk bei. Aber: „Die Probleme, die wir im ländlichen Raum haben, sind nicht mit der Situation in einer Großstadt zu vergleichen“, so Hendrik Pilatzki, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender der Beratenden Versammlung Rhein-Berg: Allein der Verzicht auf den Individualverkehr sei hier viel schwerer möglich. Einen anderen Unterschied nennt IHK-Vizepräsident Sven Gebhard, der die Beratende Versammlung Oberberg (BVO) leitet: „Hier sind fast 40 Prozent der Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe, in Köln 13, daraus ergeben sich ganz andere Fragestellungen.“
„Die IHK ist für mich ein gutes Sprachrohr.“
– Rike Johnsen, Geschäftsführerin (CFO) der Kampf GmbH
Mit Beratenden Versammlungen und Wirtschaftsgremien trägt die IHK den gravierenden regionalen Unterschieden Rechnung: Hier kommen Unternehmerinnen und Unternehmer auf der Ebene der Kommunen und Kreise zusammen, um ihre Anliegen im direkten Gespräch mit Politik und Verwaltung, aber auch in Richtung der IHK-Vollversammlung zu adressieren.
Die Chance zum unmittelbaren Kontakt beschreibt Rike Johnsen, Mitglied der BV Oberberg, als sehr wertvoll: „Ich bin seit einem Jahr beruflich neu in der Region Oberberg beheimatet. Durch die BVO konnte ich mich schnell und nachhaltig mit politischen und wirtschaftlichen Akteuren vernetzen. Die IHK ist für mich daher ein gutes Sprachrohr, um gemeinsam die standortpolitischen Themen der Region weiter voranzubringen.“
Der Austausch in Beratenden Versammlungen und Wirtschaftsgremien vernetzt Unternehmen vor Ort und ermöglicht Unternehmerinnen und Unternehmern politische Mitsprache: Sven Gebhard, Rike Johnsen und Hendrik Pilatzki.
© IHK Köln/Kura
„Im Gremium können wir viele Impulse setzen“, beschreibt Enrico Wendt, Sprecher des Wirtschaftsgremiums Nordkreis in Rhein-Erft: „Wir beraten die Politiker und geben ihnen mit, was uns wichtig ist. So haben wir immerhin ein Mitspracherecht.“ In einer Region, die der Strukturwandel massiv betrifft, ist das nicht zu unterschätzen: „Wenn Kommunen Gefahr laufen, zur Schlafstadt zu werden, fallen hier viele Arbeitsplätze weg. Im Wirtschaftsgremium thematisieren wir, was Unternehmen brauchen, damit die Region stabil bleibt“, so Wendt.
„Die Gegebenheiten vor Ort unterscheiden sich gravierend.“
— Sven Gebhard, geschäftsführender Gesellschafter der GC-heat Gebhard GmbH & Co. KG
Die Schwerpunkte unterscheiden sich je nach lokalen Gegebenheiten. „Uns geht es um das Netzwerk – durch Betriebsbesichtigungen, Kamingespräche oder Businessfrühstück. Andere Betriebe kennenzulernen, ist immer ein Plus“, beschreibt Bruno Joachim vom Wirtschaftsgremium Kerpen im Rhein-Erft-Kreis. Alina Schmidt vom Wirtschaftsgremium Wermelskirchen ist überzeugt: „Als Unternehmer können wir hier Chancen und Risiken für die Stadt abwägen und Dinge gemeinsam vorantreiben, um als Standort attraktiv zu sein. Unsere Themen sind zum Beispiel der Fachkräftemangel und die Energiepolitik. Wir bitten die Bürgermeisterin zu Wort, geben ihr Anregungen mit: Je mehr man im Gespräch ist, desto besser ist es.“
„Jeder ist gut beraten, einen Teil seiner freien Zeit dem Ehrenamt zu widmen.“
– Hendrik Pilatzki, geschäftsführender Gesellschafter der TIP Verbrauchermarkt GmbH & Co. KG
Tina Gerfer, die als Vizepräsidentin regelmäßig Gast in den Gremien des Rhein-Erft-Kreises ist, um eine Brücke von dort ins Präsidium hinein zu bilden, empfiehlt das Engagement der Unternehmerinnen und Unternehmer in deren ureigenem Interesse: „Wir können uns nicht mehr leisten, unpolitisch zu sein.“ Ehrenamt, ob bei der IHK, in der Gewerkschaft, einer Partei oder einer karitativen Einrichtung, hat aber auch darüber hinaus sozialen Wert, findet Hendrik Pilatzki: „Jeder ist gut beraten, einen Teil seiner freien Zeit dem Ehrenamt zu widmen und so für den Zusammenhalt dieser Gesellschaft zu sorgen.“
Interview mit Dr. Michael Metten, geschäftsführender Gesellschafter von Metten Stein+Design
Der Vorsitzende des Wirtschaftsgremiums Overath ist Mitglied der IHK-Vollversammlung und Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion in Bergisch Gladbach und geschäftsführender Gesellschafter der Metten Stein+Design GmbH & Co. KG.
Die Wirtschaft braucht eine starke Stimme
Sie engagieren sich als Unternehmer in der Politik – wie kam es dazu?
Ganz klassisch: Weil ich politisch interessiert war, bin ich mit 19 in die CDU eingetreten. In der Kommunalpolitik gefällt mir die unmittelbare Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern – man hat viele Einblicke in das Leben, in die Gesellschaft und erlebt immer direkt eine Rückkoppelung. Es ist ein Amt auf Zeit, in dem ich sehr viel gelernt habe und zugleich auch gestalten durfte.
Inwieweit eignet sich die kommunale Ebene, um wirtschaftspolitische Interessen zu vertreten?
Die Kommune entscheidet über wichtige wirtschaftliche Rahmenbedingungen, etwa die Gewerbesteuer, aber auch über Bebauungspläne und die Ausweisung von Industrie- und Gewerbeflächen. In Bergisch Gladbach betrifft das zum Beispiel das Zanders-Areal, einst die wirtschaftliche Keimzelle Bergisch Gladbachs. Als der Markt für das Unternehmen schwieriger wurde, traf die Stadt die Entscheidung, das Grundstück zu erwerben.
Das bedeutete zunächst eine Finanzspritze für das Unternehmen, war aber auch zukunftsgerichtet: Heute ist das Gelände der früheren Papierfabrik mit 36 Hektar die größte innerstädtische Konversionsfläche in NRW mit einem Investitionsvolumen von circa einer Milliarde Euro. Bei Fragen der Flächenverteilung muss die Wirtschaft eine starke Stimme haben, damit nicht zu schnell alles in Wohn- oder Gemeinschaftsflächen umgewandelt wird.
Das bedeutete zunächst eine Finanzspritze für das Unternehmen, war aber auch zukunftsgerichtet: Heute ist das Gelände der früheren Papierfabrik mit 36 Hektar die größte innerstädtische Konversionsfläche in NRW mit einem Investitionsvolumen von circa einer Milliarde Euro. Bei Fragen der Flächenverteilung muss die Wirtschaft eine starke Stimme haben, damit nicht zu schnell alles in Wohn- oder Gemeinschaftsflächen umgewandelt wird.
Sehen Sie da auch eine Schnittmenge zwischen Politik und IHK?
Mit der Politik haben wir als IHK-Wirtschaftsgremium in Overath immer einen guten Austausch. Der Dialog bietet Chancen. Aus dieser Haltung heraus kam es zu meinem Engagement bei der IHK, deren Einfluss ich wichtig finde, gerade für das produzierende Gewerbe – denn das hat nicht immer die beste Lobby, obwohl es von so zentraler Bedeutung für die deutsche Wirtschaft ist und sich gerade rasant wandelt.
Kontakt
Industrie- und Handelskammer zu Köln
Unter Sachsenhausen 5–7
50667 Köln
Tel: 0221 1640-0
E-Mail: service@koeln.ihk.de
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