IHKplus | Ausgabe 04.2023

Nutzwert Nachhaltigkeit: Stimmen aus dem IHK-Ausschuss

Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch im Ausschuss für Energie und Umwelt der IHK Köln eine bedeutende Rolle.
Das Gremium, in dem Unternehmerinnen und Unternehmer aus den beiden IHK-Bezirken Köln und Bonn/Rhein-Sieg vertreten sind, erarbeitet Vorschläge im Hinblick auf nationale und globale Klimaziele. Diese sollen der Politik als Orientierung dienen. Zudem werden aktuelle politische Beschlüsse und Gesetzgebungsverfahren konstruktiv und kritisch diskutiert.
Ziel ist es, die Umwelt- und Energiepolitik auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene durch die erarbeiteten Stellungnahmen mitzugestalten.
An dieser Stelle berichten Mitglieder des Ausschusses, wie sie ihre Unternehmen nachhaltig aufstellen.

Besser neue Geschäftsideen fördern, als neue Pflichten zu schaffen!

NAEMI DENZ „Viele politische Entscheidungsträgerinnen und -träger betonen, dass Ökologie und Ökonomie nicht im Widerspruch stehen. Das ist stark vom Geschäftsmodell eines Unternehmens abhängig. Bei der Sutco RecyclingTechnik GmbH in Bergisch Gladbach passt das Unternehmenskonzept. Wir planen und bauen Sortier- und Abfallbehandlungsanlagen für Kunden in der ganzen Welt, sind somit Teil der Circular Economy. Trotzdem beobachten wir viele politische Ideen im Bereich Nachhaltigkeit eher kritisch. Vor allem, wenn es vornehmlich um weitere Berichtspflichten, Audits oder Zertifizierungen geht. Besser wäre es, einen sinnvollen Rahmen für nachhaltige Geschäftsmodelle zu setzen und neue Geschäftsideen unbürokratisch zu fördern.“

Mit- und voneinander lernen!

B-Lichtinghagen
Monika Lichtinghagen-Wirths, Geschäftsführerin Bergischer Abfallwirtschaftsverband, Engelskirchen © Bergischer Abfallwirtschaftsverband
MONIKA LICHTINGHAGEN-WIRTHS „Ziel des nachhaltigen Produzierens ist die ressourcenschonende Herstellung von Gütern; so kann die Regenerationsfähigkeit der Umwelt erhalten bleiben. Dies sichert unseren kommenden Generationen die Lebensgrundlage. Hierzu ist eine konsequente Entwicklung des aktuell linearen Wirtschaftsmodells hin zu einem zirkulären erforderlich. Der gesamte Produktzyklus muss dabei betrachtet werden: vom Design über die Fertigung, die Nutzung und die Möglichkeit der Weiterverwertung.
Um die natürlichen Rohstoffe so lange wie möglich in Kreisläufen zu halten, müssen neue Geschäftsmodelle aufgesetzt und die Mitarbeitenden befähigt werden, in der nachhaltigen Produktion fachgerecht agieren zu können. Im Rahmen unseres Projekts „Bergische Rohstoffschmiede” implementieren wir durch die Initiierung von Unternehmensnetzwerken das Mit- und Voneinander-Lernen anhand zahlreicher praxisrelevanter Informationen und Showcases. Hierbei kommt eine entscheidende Rolle der Schnittstelle zwischen Forschung, Wissenstransfer und Anwendung zu.“

Verbindliche Recyclingquoten würden helfen!

REINHARD HOHENSTEIN „Um Nachhaltigkeit konsequent leben zu können, muss die Politik dafür vernünftige Rahmenbedingungen schaffen, wie zum Beispiel Einführung von verbindlichen Recyclingquoten bei der Herstellung von neuen Produkten. Es hilft niemandem, wenn recycelte Produkte mit hohem Aufwand hergestellt werden und nicht in den Kreislauf kommen, weil sie von Waren, die aus den fossilen Produkten hergestellt werden, verdrängt werden.“ Remondis Rheinland

Mit Zero Waste und Biogas neue Wege gehen!

JESSICA KELL „Als Experte für Wertstoffe und Kreislaufwirtschaft ist uns der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen sehr wichtig. Im Rahmen nachhaltiger Stadtentwicklung leisten wir einen aktiven Beitrag zur Reduzierung des Abfallaufkommens und zur Steigerung der Wiederverwendung und -verwertung und optimieren Recyclingströme. So erarbeitet die AWB gemeinsam mit der Stadt Köln und anderen Partnern ein Zero-Waste-Konzept für Kölner Haushalte und Unternehmen. Nachhaltiges Handeln zeigt auch die im Rahmen einer Kooperation im Stadtwerke-Konzernverbund begonnene Nutzung von Biogas: Dabei werden die von der AWB gesammelten Bioabfälle in einer Vergärungsanlage zu Biogas umgewandelt. Ein Teil der Abfallsammelfahrzeuge wiederum wird mit diesem Biogas betankt und stellt in einem optimalen Wertstoffkreislauf eine CO2-neutrale Abfallsammlung sicher.“

Nachhaltige Industrie ist unerlässlich!

MARKUS MÜLLER-DREXEL „Um eine nachhaltige Industrie zu schaffen, bedarf es eines umfassenden Umdenkens und einer strategischen Neuausrichtung. Indem wir Ressourceneffizienz, erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft in den Fokus stellen, können wir langfristig eine ökologisch verträgliche und sozial gerechte Industrieform etablieren. Jedes einzelne Unternehmen und alle Mitarbeitenden tragen die Verantwortung, diese Veränderung anzustreben, indem wir innovative Technologien einsetzen und unseren ökologischen Fußabdruck reduzieren. Eine nachhaltige Industrie ist nicht nur möglich, sondern auch unerlässlich für die Bewahrung unserer natürlichen Ressourcen und das Wohl der kommenden Generationen.“ Interseroh+

Energie und Umwelt