IHKplus 2.2024 | Titelthema Interview

„Arbeitsvermittlung funktioniert am besten niederschwellig“

Johannes Klapper, Chef der Agentur für Arbeit in Köln, über den Arbeitsmarkt in der Region und Rezepte für die Fachkräftegewinnung.
Herr Klapper, die Wirtschaft braucht dringend Fachkräfte. Wie ist aktuell die Situation auf dem Arbeitsmarkt in Köln?
Zurzeit ist der Arbeitsmarkt trotz der herausfordernden Wirtschaftslage recht stabil. Die Zahl der Beschäftigten in Köln wächst stetig weiter an. Dabei wird der Aufschwung in erster Linie von ausländischen Beschäftigten getragen. Von den über 5.800 uns gemeldeten offenen Stellen sind 4.500 allein für ausgebildete Fachkräfte und Experten vorgesehen.

Am stärksten ist der Bedarf in der Lagerwirtschaft und im Verkehr, aber auch im Handel oder in der Verwaltung. Fach- und Arbeitskräfte werden aber eigentlich in allen Bereichen gesucht. In einer Touristenmetropole wie Köln natürlich auch zum Beispiel in der Gastronomie.
Wo sehen Sie die größten Potenziale, um den Pool an Fachkräften zu erweitern?
Als erstes in der Ausbildung von jungen Menschen. Aber es gibt auch große Qualifizierungspotenziale bei den jetzt Arbeitenden und Arbeitslosen, die zu Fachkräften weitergebildet werden können. Wir qualifizieren möglichst viele Menschen, um sie für die Transformationsprozesse in der Wirtschaft fit zu machen.

Aber selbst bei Aktivierung aller inländischen Potenziale ist Deutschland aufgrund der demografischen Entwicklung auf eine höhere Arbeits- und Fachkräftezuwanderung angewiesen.
Was wird getan, damit Zugewanderte schnell in Arbeit kommen und was können Unternehmen tun?
Wir gehen mit dem Programm Job-Turbo neue Wege. Unser Ziel ist es, dass die Geflüchteten nach dem grundständigen Deutscherwerb über Arbeit im Betrieb die Sprach- und Arbeitskenntnisse parallel ausbauen und sich so nachhaltig integrieren. Die Arbeitsvermittlung funktioniert am besten niederschwellig im direkten Kontakt.

Wir forcieren Aktionen vor Ort wie Stellenbörsen und Messen, bei denen sich die Menschen mit geringen Deutschkenntnissen und Arbeitgeber unkompliziert kennenlernen. Das Interesse ist auf beiden Seiten enorm. Entscheidend ist, dass sich Arbeitgeber Möglichkeiten und Unterstützungsangeboten öffnen. Wir helfen mit Förderangeboten, die parallel zur Beschäftigung genutzt werden können.
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