IHKplus 2.2024 | Einblick

Prüferinnen und Prüfer in der IHK Köln: Aus der Praxis für die Praxis

Die Abnahme von Prüfungen in der Aus- und Weiterbildung gehört zu den wichtigsten Aufgaben der IHK Köln. Für die Umsetzung sind motivierte ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer verantwortlich.
Als IHK-Köln-Prüfer Yasar Aycan Bastimar das Dankschreiben einer Prüfungsteilnehmerin aus der Abschlussprüfung im vergangenen Jahr las, freute er sich sehr. „Hier hast du die richtige Entscheidung getroffen und gut geprüft“, dachte er sich in jenem Moment. Die Teilnehmerin lobte den Prüfungsausschuss für die angenehme Atmosphäre während ihrer Prüfung, die sie im Rahmen ihrer Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit ablegen musste.
Bastimar stellt in den Prüfungen zwar die Fragen, die gestellt werden sollen, versucht Teilnehmenden bei Aufregung jedoch den psychischen Druck aus der Situation zu nehmen. „Wenn wir merken, dass die Person sehr nervös ist, versuchen wir sie zu entspannen, indem wir zunächst mit ihr in ein Gespräch kommen“, sagt er.

Prüfungsausschüsse: drei ordentliche Mitglieder und viele Stellvertretende

„Die Prüfung von Nachwuchskräften gehört zu den wichtigsten Aufgaben der IHK“, sagt Stefanie Krieger, Leiterin Prüfungswesen Ausbildung bei der IHK Köln. Denn ohne Prüfung kein Berufsabschluss. Geprüft wird in Ausschüssen, die sich jeweils einem Abschluss widmen.
Ein Prüfungsausschuss besteht aus drei ordentlichen Mitgliedern. Ein Mitglied vertritt die Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, eins vertritt die Unternehmen, ein weiteres Mitglied die Lehrkräfte. Die Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird zum Beispiel von den Gewerkschaften gestellt. Die Lehrkräfte im Bereich der Ausbildungsprüfungen werden von der Bezirksregierung benannt. Im Bereich der Fortbildungsprüfungen sind das Lehrkräfte der Bildungsträger, die von der IHK Köln eingeladen werden.
Als Prüfer möchte ich dazu beitragen, die Qualität für die Branche hochzuhalten.
– Yasar Aycan Bastimar, ehrenamtlicher Prüfer
„Unsere Mitgliedsbetriebe und auch die Prüferinnen und Prüfer selbst sind sehr stolz auf ihre Tätigkeit – und wir auf das Engagement unserer Prüferinnen und Prüfer“, sagt Vera Lange, Leiterin des Bereichs Fortbildung im Prüfungswesen bei der IHK Köln. Zusätzlich zu den ordentlichen Mitgliedern gibt es zahlreiche Stellvertretende, die bei Krankheit oder bei Terminproblemen einspringen. Stefanie Krieger: „So können wir gewährleisten, dass die Prüfung immer stattfindet.“

Prüferinnen oder Prüfer haben im Idealfall selbst die Ausbildung absolviert

Wer selbst Prüferin oder Prüfer werden möchte, sollte praxisrelevante Berufserfahrung mitbringen, aber nicht nur. „Idealerweise haben die Prüferinnen oder Prüfer selbst die Ausbildung absolviert“, sagt Vera Lange. So wie Marina Barthel. Die 33-Jährige arbeitet beim Chemiekonzern LANXESS Deutschland GmbH und hat im Januar 2021 die Prüfung zur Industriemeisterin Chemie bestanden. Seit Sommer 2021 sitzt sie nun im Prüfungsausschuss für Chemikanten/-innen und seit dem Jahr 2022 auch im Prüfungsausschuss Industriemeister/-in der Chemie.
Im Prüfungsausschuss habe ich mein Netzwerk erweitern können. Das bietet mir im Arbeitsalltag sehr viele Vorteile.
– Marina Barthel (LANXESS Deutschland GmbH), ehrenamtliche Prüferin
Bevor Marina Barthel Prüferin wurde, konnte sie hospitieren und lernte so die Arbeit des Prüfungsausschusses kennen. „Danach war für mich klar, dass ich auch aktiv einen Beitrag zur Nachwuchsbildung leisten möchte“, sagt Barthel, die bei LANXESS zwischenzeitlich zur Technischen Betriebsmeisterin avancierte. Im Anschluss an die Hospitanz folgte eine Schulung durch die IHK. Dort lernte sie unter anderem die rechtlichen Grundlagen kennen und erhielt Tipps, wie sie in mündlichen Prüfungen Gespräche führt. Nun ist Barthel als Stellvertreterin für die beiden Prüfungsausschüsse im Einsatz. Scheidet ein ordentliches Mitglied aus einem der beiden Ausschüsse aus, kann sie nachrücken.

Prüfende können selbst über den Umfang ihres Ehrenamtes entscheiden

Für die ordentlichen Mitglieder ist gerade in den Prüfungsphasen – meist handelt es sich dabei um Zwischen- beziehungsweise Abschlussprüfungen – der Arbeitsaufwand recht hoch. Die Prüferinnen und Prüfer können jedoch selbst entscheiden, in welchem Umfang sie sich für ihr Ehrenamt einbringen möchten.
Bastimar beispielsweise ist insgesamt bis zu fünf Tage unterwegs, wenn schriftliche Prüfungen anstehen. Anschließend beschäftigt er sich noch bis zu vier Stunden je Prüfling mit Korrekturen. „Mündliche Prüfungen sind weniger aufwendig, sie erfordern aber eine hohe Konzentration“, sagt er. Seit 2011 ist Bastimar in verschiedenen Prüfungsausschüssen der Sicherheitsbranche in der Aus- und Fortbildung für die IHK Köln tätig. „Als Prüfer möchte ich dazu beitragen, die Qualität für die Branche hochzuhalten“, beschreibt er seine Motivation.
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„Am meisten freut es mich, wenn ich miterlebe, wie Prüflinge sich, im Vergleich zur Zwischenprüfung, deutlich in der Abschlussprüfung verbessern“, sagt Franz-Josef Hahn, Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Fachkräfte für Lebensmitteltechnik, auf die Frage nach der Motivation, die ihn in seinem Ehrenamt antreibt.
Wie wichtig der Einsatz der Prüferinnen und Prüfer ist, kann Vera Lange nur bekräftigen: „Schließlich leisten Prüfende einen wesentlichen Beitrag, um dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“

Der Prüfungsausschuss für Fachkräfte in der Lebensmitteltechnik im Kurzporträt

Den drei ordentlichen Mitgliedern für den Prüfungsausschuss zum Ausbildungsberuf „Fachkräfte in der Lebensmitteltechnik“ stehen zwölf Stellvertretende zur Seite. Gemeinsam haben sie einen Fragenkatalog für die praktische Prüfung der Azubis in deren Ausbildungsbetrieben erarbeitet.
Dieser Fragenkatalog wird individuell an den jeweiligen Betrieb angepasst: „Eine Fachkraft im Bereich Backwaren müssen wir anders prüfen als jemanden im Getränkebereich“, sagt der Vorsitzende Franz-Josef Hahn. Über neue Betriebe informieren sich die Mitglieder vor der Prüfung vorab.
In diesem Jahr wird der Ausschuss bis zu zehn schriftliche und praktische Prüfungen abnehmen, die jeweils circa sechs Stunden dauern. Das Einzugsgebiet umfasst bei diesem zahlenmäßig vergleichsweise kleinen Ausbildungsberuf den kompletten Regierungsbezirk Köln, Aachen und Bonn/Rhein-Sieg.

Zahlen IHK Köln 2023:

  • Gesamtzahl der Prüfungen: 23.857
  • Prüferinnen und Prüfer: 5.276
  • Ausschüsse: 372
  • davon Ausbildung: 293
  • Fortbildung: 79
Vera Lange
Leiterin Prüfungswesen Fortbildung und Bildungsrecht
Leiterin Prüfungswesen Ausbildung