IHKplus 1.2024

Umfrage: Wirtschaftspolitik vs. Wirtschaft

Die Unternehmen aus dem Netzwerk Industrie stellen dem Standort Deutschland ein sehr negatives Zeugnis aus. Das zeigt die aktuelle Standort-Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), die auf den Antworten von mehr als 2.200 Betrieben basiert.
Noch nie seit der ersten Erhebung im Jahr 2008 waren die Rahmenbedingungen für die industrielle Produktion nach Ansicht der betroffenen Unternehmen so schlecht wie derzeit. Nahezu alle Standortfaktoren erhalten von den Betrieben eine niedrigere Bewertung als bei der letzten Befragung vor drei Jahren. Der Mittelwert rutscht mit 4,0 – also nur noch „ausreichend“
– auf einen historischen Tiefpunkt (2020: 3,6; 2017: 3,3).

Note „mangelhaft“ für die Wirtschaftspolitik

Stärker denn je belasten strukturelle und oft hausgemachte Probleme unseren Industriestandort. Immer höhere bürokratische Auflagen, hohe Energiekosten, zunehmende Zweifel an der Energiesicherheit und langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren prägen den betrieblichen Alltag. Daher werden diese Faktoren von den Unternehmen in der Umfrage mit „mangelhaft“ bewertet – beim letzten Mal lagen die Werte noch deutlich besser.
Auch die Komplexität und Praxistauglichkeit des Steuerrechts kommen bei den Betrieben äußerst schlecht weg (4,8 nach 4,6 im Jahr 2020).

Keine Investitionen – keine Zuversicht

Der Standort Deutschland verliert für die Industrie und ihre Partnerbranchen deshalb rapide an Attraktivität. Die Folge ist, dass notwendige Investitionen unterbleiben oder an anderen Standorten getätigt werden. Gerade für die Zukunft der Industrie am Standort Deutschland wichtige Investitionen in Digitalisierung und Dekarbonisierung werden anderswo getätigt.
Die Unternehmen zeigen aktuell wenig Zuversicht, dass die Bundespolitik zu einer spürbaren Verbesserung der Rahmenbedingungen beiträgt. Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung stufen die Unternehmen als so schlecht wie nie zuvor ein (4,8). Bei der Vorumfrage 2020 hatten die Betriebe die Wirtschaftspolitik zumindest noch als „ausreichend“ (3,9) empfunden, 2017 sogar als „befriedigend“ (2,9).
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