Interview IHKplus 1.2024

Metropolregion Rheinland – gemeinsam stark!

Das Rheinland liegt im Herzen Europas und überzeugt als starker Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort. Doch viele andere Regionen in Deutschland stellen sich schon seit Jahren professionell auf. Deshalb muss auch das Rheinland seine Interessen national und international noch besser und professioneller vertreten. Zu diesem Zweck wurde im Jahr 2017 der Metropolregion Rheinland e.V. (kurz MRR) als Zusammenschluss von Kreisen und kreisfreien Städten, den Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, der Städteregion Aachen und dem Landschaftsverband Rheinland gegründet.
Nach einem etwas holprigen Start hat der Verein Metropolregion Rheinland e.V. seit 2021 eine neue Struktur und ein engagiertes Führungsteam. Mit dabei sind Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister von Düsseldorf, als Vorstandsvorsitzender der MRR, und Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln und ebenfalls Mitglied im fünfköpfigen Vorstand. Wir haben mit beiden über ihr ehrenamtliches Engagement fürs Rheinland gesprochen.
Wie wird das Rheinland in Berlin und Brüssel wahrgenommen?
Stephan Keller: Das Rheinland hat ein großes Gewicht. Hier leben und arbeiten immerhin 9 Mio. Menschen – und das Rheinland hat eine größere Wirtschaftsleistung als so mancher EU-Mitgliedstaat. Wir werden daher schon aufgrund unserer Größe wahrgenommen – und so sind die Voraussetzungen auch sehr gut, dass man uns zuhört, wenn wir uns gemeinsam zu Wort melden.
Uwe Vetterlein: Ich habe lange Zeit im Rhein-Main-Gebiet gearbeitet. Und ich habe mich immer gefragt, warum das Rheinland so hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt und sich nicht professioneller auch nach außen aufstellt. Deshalb war ich sofort bereit, im Vorstand der MRR mitzuwirken, auch um an einer besseren Wahrnehmung des Rheinlandes in Berlin und Brüssel zu arbeiten.
Was ist das Erfolgskonzept des neu aufgestellten Metropolregion Rheinland e. V.?
Uwe Vetterlein: Unser Erfolgskonzept ist, dass wir mit der MRR gemeinsam – aufs Wesentliche fokussiert und engagiert – die Interessen der rheinischen Wirtschaft und Kommunen nach außen vertreten. Das sorgt für Aufmerksamkeit.
Stephan Keller: Die Fokussierung war uns sehr wichtig. Denn gerade hier im Rheinland gibt es so viele Themen, dass man sich auch leicht verzetteln kann. Wir haben daher in einem gemeinsamen Prozess innerhalb der MRR die Kernaufgaben für unsere Interessenvertretung in Berlin und Brüssel festgelegt. Unsere drei Top-Themenfelder sind Verkehr & Infrastruktur, Energie & Transformation sowie Profilbildung & Identifikation. Dahinter stehen auch alle Beteiligten.
Uwe Vetterlein: Neben den klar definierten Themenfeldern sind auch die neue, schlankere und dadurch schlagkräftige Struktur des Vereins, ein aktiver Vorstand, der sich in den wichtigen Dingen einig ist, und ein sehr engagierter Geschäftsführer maßgeblich. Das alles sind wichtige „Zutaten“ für den Erfolg der MRR.
Nennen Sie doch mal ein paar Beispiele für die erfolgreiche Arbeit.
Uwe Vetterlein: Ich fand den Parlamentarischen Abend der MRR in Brüssel im vergangenen Jahr sehr gelungen. Denn es waren neben vielen Mitgliedern der MRR auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus der EU-Kommission und Mitarbeitende aus dem Parlament anwesend. Das Thema des Abends war Energiepolitik, eines der drängendsten Themen hier in Deutschland. Ich hatte das Gefühl, dass durch praktische Beispiele aus dem Rheinland viele in Brüssel verstanden haben, welche Auswirkungen die Verordnungen und Richtlinien auf Wirtschaft und Kommunen hier bei uns vor Ort haben. Und genau so muss es sein! Der Abend war also ein Erfolg für die Mitglieder – und auch für unsere Region. Die bessere Vernetzung zwischen Wirtschaft und Politik ist uns als IHK Köln ja sehr wichtig; umso besser, wenn das bei der MRR auch im Vordergrund steht!
Stephan Keller: Ein Schlüssel für den Erfolg der MRR ist aus meiner Sicht auch, dass wir übergreifende Themen gemeinsam angehen. Zum Beispiel die Verkehrsthemen, die uns alle im ähnlichen Maße betreffen und die keiner für sich lösen kann. Das reicht von den vieldiskutierten Autobahnbrücken über die Binnenschifffahrt bis hin zu einem vernetzten öffentlichen Nahverkehr und dessen Finanzierung. Hier treten Wirtschaft und kommunale Gebietskörperschaften gemeinsam auf – und gemeinsam sind wir stärker.
Uwe Vetterlein: In die Zukunft gerichtet finde ich es auch sehr wichtig, dass wir uns im Zusammenschluss für die Ausgestaltung des künftigen Wasserstoffkernnetzes einsetzen. Denn jetzt werden die Weichen für die Energieversorgung der Zukunft gestellt. Wir sorgen gemeinsam dafür, dass unsere Region hier gut aufgestellt sein wird. Abseits von Partikularinteressen. Hier geht es uns allen darum, dass das Rheinland nicht abgehängt wird.
Sie vertreten im Vorstand die beiden größten Metropolen Köln und Düsseldorf – gibt es sie noch, die vielbeschworene Konkurrenz?
Stephan Keller: Ich habe schon vor meiner Wahl zum Vorsitzenden klar gesagt, dass auch Köln im Vorstand der MRR vertreten sein muss. Denn die starke Achse Köln –Düsseldorf ist der Schlüssel des Erfolgs für die Metropolregion Rheinland. Da ich in beiden Städten schon gearbeitet habe und mein Vater aus Düsseldorf und meine Mutter aus Köln kommt, bin ich quasi die lebendige Völkerverständigung. In Köln ist das Kölsch und der Karneval ein bisschen besser, dafür setzt Düsseldorf in den auch nicht unwichtigen Fragen wie Sicherheit, Sauberkeit und funktionierende Verwaltung die Maßstäbe.
Uwe Vetterlein: Ich bin ja selbst kein Kölner, sondern, wie man hier sagt, ein „Immi“. Aber ich bin vor drei Jahren voller Überzeugung zur IHK Köln als Hauptgeschäftsführer zurückgekehrt, auch weil ich die Stadt so mag. Köln ist eine Stadt mit unglaublich viel „Jeföhl“, einer unglaublichen Anziehungskraft, einer starken Wirtschaft und einem unglaublichen Zusammenhalt. Wenn Düsseldorf so etwas wie der Verstand des Rheinlandes ist, ist Köln ganz klar das Herz. Und die Zusammenarbeit macht wirklich viel Spaß, auch weil wir alle so unterschiedlich sind. Die Stärke in der Führung der MRR ist aber, dass wir unsere Unterschiedlichkeiten schätzen, immer gemeinsam zu guten Lösungen kommen und niemanden ausgrenzen, der eine andere Meinung vertritt.

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