Unternehmensförderung

Mezzanine Finanzierungsformen

Was sind Mezzanine?

Der Begriff „Mezzanine“ stammt aus der Architektur und bezeichnet ein „Zwischengeschoss", das zwischen zwei Hauptstockwerken steht. Im übertragenen Sinne verbindet Mezzanine-Kapital die Charakteristika von Fremd- und Eigenkapital. Je nach Ausgestaltungsform ist es bilanziell näher dem Eigenkapital oder dem Fremdkapital zuzuordnen.
Kreditinstitute definieren diese Mittel als Eigenkapital, wenn sie langfristig sind (wichtig: meist wird eine längere Laufzeit als die der vorhandenen Bankdarlehen vorausgesetzt) und eine Rangrücktrittserklärung abgegeben wurde. Die Vergütung unterteilt sich regelmäßig in eine feste laufende Verzinsung plus eine variable (häufig erfolgsabhängige) Zinskomponente.
Die Mezzanine-Mittel werden in der Regel über Private-Equity-Gesellschaften (Eigenkapitalgeber) oder Banken zur Verfügung gestellt. Häufig liegen die Mindestbeträge bei 2,5 bis 5 Mio. Euro. Einzelne Gesellschaften oder Banken bieten bereits ab 250.000 bis 500.000 Euro Mezzanine-Produkte an. Sollte der Finanzierungsbedarf geringer sein, kann es sich lohnen, den Einsatz von Förderprodukten der KfW–Mittelstandsbank in Form des Unternehmerkapitals (z.B. Mikromezzaninfonds) zu prüfen.
Typische Merkmale von Mezzanine-Finanzierungen sind…
  • ihre Nachrangigkeit in Bezug auf andere Gläubiger;
  • der Verzicht auf Sicherheiten;
  • ihre Vorrangigkeit gegenüber Stammkapital/Grundkapital und Rücklagen;
  • die höhere Verzinsung für die Kapitalüberlassung als bei klassischem Fremdkapital;
  • die langfristige Finanzierung mit zeitlicher Befristung.

Wann sind Mezzanine-Finanzierungen geeignet?

Mezzanine-Lösungen bieten sich generell für Unternehmen mit solider Ausgangsposition und hohem Wachstumspotenzial an. Besonders eignen sie sich als Finanzierungsinstrument …
  • bei Firmenübernahmen durch externe oder interne Manager;
  • bei einer Erweiterung der Produktionskapazitäten;
  • für die Erschließung neuer Märkte;
  • für die Entwicklung neuer Produkte.
Mezzanine-Kapital ist eine Finanzierungsform, die - als Ergänzung zu Eigen- und Fremdkapitalfinanzierungen - flexibel auf die jeweiligen Bedürfnisse kapitalsuchender Unternehmen ausgestaltet werden kann. Es besteht für die Unternehmen die Möglichkeit, die Eigenkapitalbasis zu verbessern ohne (sofort) Gesellschaftsanteile abgeben zu müssen. Kapitalgeber bekommen Investitionsmöglichkeiten im eigenkapitalähnlichen Bereich mit adäquaten Renditechancen, ohne auch das Exit-Risiko tragen zu müssen.
Insgesamt ist im Bereich der Unternehmensfinanzierung ein zunehmendes Interesse für mezzanines Kapital zu beobachten. Es bleibt freilich festzuhalten, dass durch Mezzanine-Kapital nicht zwangsläufig eine Verbesserung der Bilanzstruktur und damit des Ratingergebnisses einhergeht. Dies ist im Einzelfall von der Ausgestaltung und der vertraglichen Gestaltung abhängig.

Vertragsformen

Die typischen Formen von Mezzanine-Finanzierungen sind:
  • Nachrangdarlehen
    Die Kapitalgeber eines Nachrangdarlehens treten im Rang hinter die Forderungen aller übrigen Fremdkapitalgeber zurück. Im Fall einer Insolvenz des Unternehmens werden sie nachrangig bedient. Aus Sicht der Fremdkapitalgeber haben Nachrangdarlehen Eigenkapitalcharakter, weil sie zur Bedienung ihrer Forderungen zur Verfügung stehen. Aufgrund der Nachrangigkeit und der fehlenden Besicherung sind die Zinsen höher als bei Bankkrediten.
  • Stille Beteiligungen
    Der Kapitalgeber beteiligt sich als stiller Gesellschafter an einem Unternehmen. Er tritt nach außen nicht in Erscheinung. Gegen Leistung einer Einlage in das Unternehmensvermögen erhält er eine Gewinnbeteiligung. An einem Verlust nimmt er maximal in Höhe der eingezahlten Einlage teil. Die Einlage stellt i. d. R. kein reines Eigenkapital dar. Häufigste Form ist die typisch stille Beteiligung. Hiermit sind keine Mitspracherechte, wohl aber Kontroll- und Informationsrechte verbunden.
  • Genussscheine
    Genussscheine sind Urkunden, die dem Kapitalgeber bestimmte Rechte verbriefen. Der Kapitalgeber erwirbt hierbei weder einen Unternehmensanteil noch eine Gesellschafterposition, sondern stellt für einen bestimmten Zeitraum Kapital als Gläubiger zur Verfügung. Als Gegenleistung erhält er Genussrechte, i. d. R. Gewinnbeteiligungen. Üblicherweise erfolgt zusätzlich eine Verlustbeteiligung. Hiermit sind keine gesellschaftsrechtlichen Mitwirkungsrechte verbunden. Die Genussscheine können einem festverzinslichen Wertpapier oder einer Aktie entsprechen. Handelt es sich um eine langfristige Beteiligung mit Nachrangvereinbarung, hat das durch die Genussscheinausgabe beschaffte Kapital Eigenkapitalcharakter.
  • Wandel- und Optionsanleihen
    Wandelanleihen sind Schuldverschreibungen, die dem Kapitalgeber das Recht gewähren, bei Fälligkeit entweder die Rückzahlung des gewährten Kapitals oder die Lieferung von Aktien zu verlangen. Bei Optionsanleihen hat der Kapitalgeber das Recht, zusätzlich zum Rückzahlungsanspruch eine bestimmte Anzahl von Aktien gegen Barzahlung zu erwerben.

Vorteile mezzaniner Finanzierungsformen

  • Mezzanine haben Eigenkapitalcharakter durch Rangrücktritt hinter dritte Gläubiger, stärken daher die Eigenkapital-Position, ohne zwingend bestehende Eigentümerverhältnisse zu verändern.
  • Mezzanine verbessern die Bilanzstruktur und damit die Bonität.
  • Mezzanine stellen Liquidität ohne Sicherheiten bereit.
  • Mezzanine erhalten den Kreditspielraum aufrecht bzw. ermöglichen ggf. sogar dessen Erweiterung.
  • Mezzanine besitzen flexible Ausgestaltungsmöglichkeiten der Rückzahlungsmodalitäten und können somit die unternehmensinterne Liquiditätssituation berücksichtigen.
  • Gesellschafterrechte sind mit Mezzanine-Finanzierungen in der Regel nicht verbunden.

Nachteile mezzaniner Finanzierungen

  • Das höhere Risiko des Kapitalgebers wird durch eine im Vergleich zur Kreditfinanzierung höhere Verzinsung vergütet.
  • Im Vergleich zum „reinen“ Eigenkapital erfolgt eine nur zeitlich befristete Kapitalüberlassung.
  • Es ist ein stabiler Cash-Flow nötig, um den Kapitaldienst zu leisten.
  • Eine besondere Problematik kann sich ergeben, wenn Mezzanine-Programme als Kapitalmarktinstrument mit festen Laufzeiten verbrieft werden und damit nicht dem jeweiligen Bedarf des Unternehmens individuell angepasst werden. Trifft das jeweilige Unternehmen während der Laufzeit des Programms keine Vorsorge, dass es das Kapital am Ende der Laufzeit zurückzahlen kann, kann es in erhebliche Zahlungsschwierigkeiten kommen, wenn auch eine Refinanzierung – wie im Sog der letzten Wirtschafts- und Finanzkrise teilweise geschehen – nicht erreicht werden kann. Solche Schwierigkeiten haben ihre Ursache dabei oft aus tiefer liegenden strukturellen Problemen der Unternehmen, die durch die Aufnahme des mezzaninen Kapitals zunächst nicht entdeckt und womöglich noch verstärkt werden. Zur Vermeidung solcher Probleme gilt es, bereits bei Aufnahme Kapitals die Unternehmenssituation genau zu analysieren und das danach passende Angebot sorgfältig auszuwählen oder bei Bedarf nach Möglichkeit anzupassen. Darüber hinaus muss der Rückzahlungszeitpunkt beobachtet und rechtzeitig Maßnahmen zur Rückzahlung oder Refinanzierung des Kapitals eingeleitet werden.

Wo kann man sich über Mezzanine-Finanzierungen informieren?

  • spezialisierte Rechtsanwälte
  • Steuerberater
  • Unternehmensberater
  • Die Informationen des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) können helfen, herauszufinden, welche Gesellschaft für ein spezielles Finanzierungsvorhaben der richtige Partner ist (www.bvkap.de).
Die Wahl des Investors hängt u. a. entscheidend vom Finanzierungsvolumen ab. Zum Thema Mezzanine-Finanzierungen beraten zudem entsprechende Anbieter und Hausbanken. Teilweise wird Mezzanine-Kapital auch als Variante eines Förderdarlehens sowie von Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften angeboten. Sprechen Sie daher auch Ihre Förderbank an.