Digitalisierung

Digitales Umfeld für Unternehmen und Start-ups

Im Ausschuss Digitales und Innovation wurde ein Thesenpapier erarbeitet, das in der Vollversammlung am 30. November 2021 beschlossen wurde.
Unternehmen und Start-ups mit digitalen Produkten oder Services haben sich in den vergangenen 15 Jahren von einer Nischenbewegung zu einem der wesentlichen globalen Wachstumstreiber entwickelt. Deutschland hat in der entsprechenden Grundlagenforschung und Entwicklung eine Spitzenposition, versteht es aber nicht, diese in wirtschaftlich attraktive Unternehmungen oder in optimalen Rahmenbedingungen für Wachstum und Gründungen umzusetzen.
Auch die IHK-Region Köln bleibt mit ihren guten Voraussetzungen und Potenzialen hinter ihren Möglichkeiten zurück und hat einen großen Abstand zu der führenden Digitalstadt in Deutschland, Berlin. Um vorhandene Potenziale für die Zukunft zu heben, empfehlen wir folgendes:

Köln als Digitalstandort positionieren

Weder in der aktuellen Kommunikation der Stadt Köln noch im Verständnis der Digitalszene wird Köln als eine besonders digital-affine Stadt gesehen. Köln mit seiner Region muss sich mit seinen Voraussetzungen zum westlichen Pendant von Berlin entwickeln.
  • Es muss ein Konzept zum Digitalstandort Köln im Dialog von Wirtschaft und Verwaltung erarbeitet und vermarket werden, das Faktoren, wie Zugang zu den nötigen Ressourcen für Start-ups, wie qualifiziertes Personal, günstige Flächen und einem aktiven Kontakt- und Unterstützernetzwerk sowie einem „digital spirit“ enthält. Ebenso sollten digitale Leuchtturmprojekte in unterschiedlichen Handlungsfeldern oder in den vor Ort stark vertretenen Branchen definiert werden, mit denen unser Standort im Vergleich merkbar wahrgenommen wird. Die Ansiedelung von digitalen Unternehmen und Gründungen muss als Kernaufgabe einer Wirtschaftsförderung mit entsprechenden Ressourcen ausgestaltet und priorisiert werden. Dabei bedarf es einer umfassenden und weiteren Sichtweise von einfachen Startbedingungen, wie günstige und innovative Arbeitsumgebungen oder einfacher Verwaltungsgänge und Ansprechpartner, bis hin zu besseren Rahmenbedingungen im Wachstum.
  • Mit Start-ups und innovativen Unternehmen, Technologie- und Kompetenzzentren, dem sehr guten Bildungsstandort, bekannten Messen und Kongressen besitzt unser Standort hervorragende Voraussetzungen für einen führenden Digitalstandort, die nun auch im Austausch und mit den Stärken der umliegenden Regionen zu einem gemeinsamen, digitalen Ökosystem mit gemeinsamen Zielen vereint werden müssen.
  • Neben ausgewählten Unterstützungsleistungen sollte die Stadt Köln die Vermittlerrolle zwischen Nachfragern und Anbietern wichtiger Ressourcen für die Digitalisierung einnehmen. Services, vor allem IT-nahe, Personal und Büroinfrastruktur sollten über einen durch die Stadt moderierten Marktplatz vermittelt werden.
  • Die Stadt Köln sollte ausgewählte Leistungen anbieten, die dem Wachstum und der Attraktivität der Stadt als Digitalstandort zuträglich sind. Hierzu zählen beispielsweise günstige Bürostandorte. Hier können auch Übergangsflächen genutzt werden, statt diese Flächen – in Erwartung städtischer Entwicklungen – abzureißen, wie am und um den Großmarkt herum. Aber auch attraktive Auszeichnungen/Preise und Veranstaltungen könnten ein Anreiz sein, Köln für die Digitalszene interessanter zu machen.

Digitale Infrastrukturen schaffen

Basis einer erfolgreichen Digitalisierung ist ein schneller Internetanschluss. Die andauernde Corona-Pandemie hat zudem den dringenden Handlungsbedarf bei dem weiteren Ausbau der digitalen Infrastrukturen und dem Aufbau der digitalen Souveränität in den Vordergrund gerückt.
  • Ziel muss es sein, so schnell wie möglich eine flächendeckende Glasfaser- sowie 5G Mobilfunkversorgung zu erreichen. Der Ausbau erfolgt durch die Telekommunikationsunternehmen im Wettbewerb. Die Aufgabe der Stadt ist es, alle Voraussetzungen zu schaffen, damit der Ausbau zügig und möglichst abgestimmt erfolgt. Hier könnte sich die Stadt Köln von anderen deutschen Großstädten differenzieren, indem sie dem Ausbau von digitalen Infrastrukturen eine klare Priorität einräumt und dies innerhalb der Verwaltung kommuniziert und lebt.
  • Damit die digitalen Infrastrukturen in der Region Köln entstehen, braucht es einen Austausch und Unterstützung zwischen der Stadt Köln und den angrenzenden Kommunen über Förderprojekte und Genehmigungsverfahren.
  • Eine souveräne Nutzung der Daten wird zunehmend über die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft entscheiden. Dabei geht es neben der Möglichkeit der Nutzung für künftige datengestützte Dienstleistungen auch um die sichere Speicherung der Daten. Viele der Fragen in diesem Zusammenhang kann kein Unternehmen, Institution oder Kommune allein für sich beantworten oder lösen, sondern es braucht einen gemeinsamen Austausch und ein gemeinsames Vorgehen, um die digitale Souveränität der Zukunft zu gestalten.

Digitale Stadtverwaltung neu denken

Grundüberlegung für eine Stadt wie Köln sollte sein, die Aufgaben der Kommunen im Föderalismus neu zu verteilen, damit sich die Verwaltung auf kommunale Kernbereiche konzentrieren kann: die Daseinsvorsorge, die digitale Stadtgesellschaft und die digitalen Verwaltungsangebote, die man wirklich vor Ort regeln muss – wie eine Baugenehmigung oder Aufgaben im Sozialbereich. Anders ist das bei Services wie beispielsweise bei einem digitalisierten Kfz-Zulassungsprozess. Hier stellt sich die Frage, ob sich Köln überhaupt noch mit einer eigenen IT für ein Zulassungsverfahren beschäftigen muss oder ob man auf eine zentrale Infrastruktur setzen kann.
  • Lag der Fokus bei den digitalen Services in Köln in der Vergangenheit vornehmlich auf digitalen Services für Bürger, müssen zügig mehr und mehr Services für Unternehmen in den Fokus rücken.
  • Vergleichbar zum Bürgerhaushalt sollte die Stadt ihre Unternehmen stärker in die Entscheidungsprozesse der Digitalisierung einbeziehen.
  • Die wichtigsten Services für die Unternehmen müssen identifiziert und fokussiert werden.
  • Die Umsetzung des OZG sollte genutzt werden, um in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft digitale Verwaltungsleistungen einfach und praxisnah zu entwickeln. Hier ist die IHK als Interessenvertretung der Unternehmen aufgerufen, den Prozess zu unterstützen.
  • Eine regionale Zusammenarbeit und Abstimmung mit den umliegenden Kommunen bei Anwendungen und Projekten ist erforderlich, um Doppelstrukturen sowie Parallelentwicklungen zu vermeiden und Synergien zu fördern.

Digitale Bildung

Neben den physischen, digitalen Infrastrukturen braucht es auch digitale Infrastrukturen des Wissens, denn dort wo Bildung und Digitalisierung ein Ökosystem sind, entstehen neue unternehmerische Ideen und wächst die Wirtschaft. In den Schulen haben Köln und viele der angrenzenden Kommunen die notwendigen digitalen Infrastrukturen geschaffen oder sie werden geschaffen. Jetzt gilt es diese in den Unterricht zu integrieren und gemeinsam mit den ansässigen Hochschulen und der Wirtschaft einen Wissensaustausch zu starten. Unternehmen benötigen zukünftig gut ausgebildete „digital natives“. Durch einen frühen Austausch könnten diese in der Region gebunden werden.
  • Die Stärken unseres Wissenschafts- und Bildungsstandortes müssen im Zielbild der führenden Digitalstandorte deutlich hervorgehoben und auch mit den hervorragenden Qualifizierungsmöglichkeiten der gesamten Rheinlandregion erweitert werden.
  • Es bedarf eine engere und strukturierte Verzahnung und Bindung von künftigen digitalen Fachkräften, Spin-Offs oder den Start-up-Programmen an Fach-/und Hochschulen mit der Stadt und der regionalen Wirtschaft.
  • Es bedarf einer Aufwertung der technischen Ausstattung von Bildungseinrichtungen und Weiterbildung von Lehrkräften unter anderem auch durch Ausschöpfung von Digitalisierungsangeboten von Bund und Ländern.

Zentrale Einheit und Verantwortung schaffen

Statt wie bisher verteilte Verantwortung, empfehlen wir eine zentrale Institution/Dezernat/Person/Zuständigkeit, die zur Aufgabe hat, ein Konzept zur Positionierung der Stadt Köln als Digitalzentrum Deutschlands zu entwickeln und umzusetzen. Ihre Aufgabe ist es, im Wesentlichen, Betreiber eines „Ökosystems Digitalisierung“ zu werden. Diese Einheit soll mit ausreichend Ressourcen und Kompetenzen ausgestattet sein, um schnell und frei agieren zu können.

Budget zur Verfügung stellen

Ein ausreichend großes personelles und finanzielles Budget/Volumen muss seitens der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Seitens der Unternehmerschaft wird es sicherlich Bereitschaft geben, Ressourcen der Stadt zu „spiegeln“, um so gemeinsam ausreichende Mittel aufzubringen.

Regelmäßig und offen berichten

Um zu fördern, dass die angestrebten Ziele nicht oder nur verspätet erreicht werden, sollte der Öffentlichkeit halbjährig Bericht über den Status der Digitalbemühungen erstattet werden. Dies unterstützt die Motivation von Wirtschaft und Gesellschaft, die Positionierung Kölns als Digitalstadt zügig zu entwickeln. Dies kann Bevölkerung und Unternehmerschaft motivieren, einen aktiven Beitrag zu leisten.