IHK-Neujahrsempfang 2024
“Machen ist wie wollen, nur krasser”
Dr. Sven Körner als Keynote-Speaker beim IHK-Neujahrsempfang.
© Fotoatelier Christiane
Körners Plädoyer in seiner mitreißenden Keynote: „Nutzt die KI wo sie Euch helfen kann, ändert das Mindset, lasst Alexa die Lautstärke auf der Skala von 0 bis 10 einfach mal auf 11 drehen.“ Körner erinnerte dabei an das „Archiv der Pessimisten“ „Wir Deutschen haben oft Probleme mit technischen Neuerungen. Große Ängste hatten wir beispielsweise schon bei der Erfindung von Spiegeln und Fahrrädern.“
IHK-Präsident Wolfgang Grenke beim IHK-Neujahrsempfang 2024.
© IHK Karlsruhe/Tom Kohler
“Nehmen Sie nie den Menschen aus der Gleichung heraus”
Und hierauf gaben Körner, aber auch Prof. Dr. Steffen Kinkel, Professor für Innovationsmanagement, International Management und International Business Networks im Fachbereich Wirtschaftsinformatik der Hochschule Karlsruhe eine ganz klare Antwort: „Bitte nehmen Sie nie den Menschen aus der Gleichung heraus.“
Sonst könne es passieren, dass ein Marmorkuchenrezept für den Posten des Vice-Presidents ausgewählt würde, wie es einmal der in Personalabteilungen genutzten Bewerberauswahl-KI passiert ist, die in der Bewerbung verschlüsselten Empfehlungen blind geglaubt hat.
Bei aller Heimatschelte kamen aber auch die Stärken der Deutschen in der von Nicole Köster moderierten Diskussionsrunde nicht zu kurz: „Wir sehen Karlsruhe und die TechnologieRegion als Forschungsstandort innerhalb Deutschlands und auch Europas gut aufgestellt. Weltweit sind wir zwar abgehängt, was aber gar nicht so schlimm ist, wenn wir die internationalen Innovationen nutzen lernen“ so Kinkel. „Unsere ethische Denkweise sollte uns aber auch in Sachen KI nicht verlassen. Die Ethische KI könnte ein Mehrwert und Alleinstellungsmerkmal in Deutschland und Europa sein.“
IHK-Präsident Wolfgang Grenke bei der Neujahrsrede.
© Tom Kohler
IHK-Präsident Wolfgang Grenke bei der Neujahrsrede.
© Tom Kohler
74 Zettabyte Daten haben die Menschen angesammelt
Gebraucht werde die KI schon allein zum Ordnen und Sortieren der enormen Datenmenge von 74 Zettabyte oder 74 Billionen Gigabyte, die von der Menschheit bisher aufgehäuft wurde, 90 Prozent davon in den vergangenen zwei Jahren. Das entspricht laut Körner einem Lkw-Konvoi mit Festplatten von Hamburg bis München.
Frank Roth, Geschäftsführer der Ettlinger AppShere AG und Vorsitzender des IHK-Arbeitskreises „KI und digitale Innovation“ hat einen Zukunftstraum: „Wenn die KI uns bei unangenehmen arbeitsintensiven Aufgaben unterstützt, haben wir vielleicht eines Tages eine Drei- oder Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich.“
Frank Roth, Geschäftsführer der Ettlinger AppShere AG und Vorsitzender des IHK-Arbeitskreises „KI und digitale Innovation“ hat einen Zukunftstraum: „Wenn die KI uns bei unangenehmen arbeitsintensiven Aufgaben unterstützt, haben wir vielleicht eines Tages eine Drei- oder Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich.“
Getreu Körners erster Regel der KI: „Die schweren Dinge für den Menschen einfach machen.“
Grenzen der KI
Man müsse aber auch die Grenzen der KI kennen. Noch immer klappe es nicht mit dem autonomen Fahren. Auch bei Fragestellungen, die für uns Menschen sehr leicht sind, müsse die KI oft passen. So weiß ChatGPT nur, was häufig im Netz auftaucht.
Wie erfolgreich aber die menschliche Intelligenz „gepromptet“ werden kann, bewiesen die rund 800 Besucherinnen und Besucher des Neujahrsempfangs, die problemlos be-kannte Songs nach den Einstiegsworten weitersingen konnten. Bei nicht bekannten Songs schwieg der Saal. „Ein Vorteil, den wir Menschen immer noch haben. Wir wissen, was wir nicht wissen“, so Körner und schloss mit einem Aufruf: „Lassen Sie uns den Status Quo beerdigen und experimentieren.“ Oder anders gesagt: „Machen ist wie wollen, nur krasser!
Energieformen der Zukunft
Neben all den Chancen und dem Nutzen der Künstlichen Intelligenz, ließ es sich der IHK-Präsident allerdings nicht nehmen, auch noch andere für die Wirtschaft dringliche Themen in seiner Rede anzusprechen. Zum Beispiel die Energieformen der Zukunft: „Es wird immer deutlicher, dass grüner Wasserstoff als Energieträger Solar- und Windkraft ideal ergänzt. Grüner Wasserstoff kann damit einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen leisten. Ich bin fest überzeugt davon, dass die Wirtschaft ihren Beitrag leisten kann und wird – wenn die politischen Rahmenbedingungen verlässlich sind -- und die Betriebe nicht in Bürokratie ersticken.“
Dr. Arne Rudolph, Frank Roth, Dr. Sven Körner,, Nicole Köster (mit Körners Gitarre), Prof. Dr. Sven Kinkel, und Wolfgang Grenke.
© Tom Kohler
Glücklicherweise gebe es inzwischen Pläne, bestätigt der Fernleitungsnetzbetreiber Gascade, die Technologieregion mittels einer Stichleitung von Ludwigshafen nach Karlsruhe in das projektierte deutsche Wasserstoff-Kernnetz mit einzubeziehen.
Auch bei weiteren Themen wie dem Bürokratieabbau und der Fachkräftesicherung bringe sich die IHK aktiv in Diskussion und Umsetzung ein. „Wir bleiben im Dialog mit der Politik“, erklärte Grenke. „Die IHK-Vollversammlung ist als demokratisch gewählte Vertretung der Wirtschaft ein wichtiges Instrument, und mit unseren abgestimmten Positionen zu regionalen Wirtschaftsfragen bringen wir klare Forderungen ein: Bürokratieabbau – jetzt! Eine Willkommenskultur für internationale Fachkräfte – jetzt! Und auch jetzt: Die TechnologieRegion Karlsruhe stärken - als Innovationsregion für KI-Anwendungen und Wasserstoffwirtschaft.“
Die Kolleginnen der IHK-Rechtsabteilung versorgten die Gäste mit Smoothies und Eis.
© Anika Hegmann
Der Neujahrsempfang im Video
Karlsruhe; 09.01.2024