Konjunkturumfrage der IHK Karlsruhe zum Frühsommer
Bürokratie-Stopp dringend notwendig
IHK-Präsident Grenke: Erholung vorerst vertagt
Das konjunkturelle Klima in der regionalen Wirtschaft hat sich im Frühsommer 2024 im Vergleich zum Jahresbeginn geringfügig verbessert, allerdings ausschließlich aufgrund der leicht gestiegenen Geschäftserwartungen. Hingegen wird die aktuelle Geschäftslage erneut schlechter eingeschätzt. Im Branchendurchschnitt ist der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen in einem Wert darstellt, von 107 Indexpunkten zum Jahresbeginn 2024 auf 109 Punkte im Frühsommer 2024 angestiegen. Mit diesem Niveau ist er noch weit von seinem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 125 Punkten entfernt. IHK-Präsident Grenke: „Die noch schwache Nachfrage, der Fachkräftemangel, hohe Kosten bei Energie und Personal, eine aberwitzige Bürokratie, die wenig unterstützende Wirtschaftspolitik und die auf absehbare Zeit nicht zu lösenden geopolitischen Krisenherde drücken auf die Stimmung.“
Bei dieser Gemengelage erwartet Grenke für die kommenden Monate noch keine signifikante Erholung: „Folglich halten sich die Unternehmen bei den Investitionen noch stark zurück – zumal die Kapazitäten zuletzt immer weniger ausgelastet waren. Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen am Standort Deutschland laden nicht gerade zu verstärkter Investitionstätigkeit ein. Unsere neulich durchgeführte Blitzumfrage zum Thema Bürokratie bestätigte einducksvoll, dass der Abbau bürokratischer Hemmnisse und Regulatorien das wichtigste wirtschaftspolitische Anliegen der hiesigen Unternehmen ist.“
Erwartungen eilen der Lage voraus
Im Frühsommer 2024 hat sich im Branchendurchschnitt die Zufriedenheit der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage wieder etwas verschlechtert. 34 % der Unternehmen nach zuvor 36 % berichten von (noch) gut laufenden Geschäften. Weiterhin 53 % der Betriebe melden eine zufriedenstellende Gesamtsituation. Der Anteil der Unternehmen mit kritischem Geschäftsverlauf hat sich um 2 Prozentpunkte auf 13 % erhöht. Gegenüber der Vorumfrage ist der Geschäftslagesaldo somit um 4 Punkte auf aktuell 21 Punkte gefallen. Der Rückgang der Auftragseingänge hat sich in den vergangenen Monaten wieder verstärkt. Weniger Unternehmen melden steigende Umsätze, gleichzeitig mehr Unternehmen sinkende Erlöse. Während sich im Dienstleistungsbereich das bereits gute Niveau fortsetzte, verbesserte sich die Lagebeurteilung im Bau, Einzelhandel und dem Gastgewerbe. In der Industrie ist der Anteil der positiven Stimmen deutlich zurückgegangen. Im Großhandel melden weiterhin mehr Unternehmen eine schlechte als eine gute Geschäftslage.
Abnehmender Pessimismus
Im Frühsommer 2024 fällt der Blick auf die kommenden zwölf Monate nicht mehr ganz so pessimistisch aus wie noch zu Jahresbeginn, insgesamt bleibt die Skepsis in den Unternehmen jedoch weiter bestehen. Der Geschäftserwartungssaldo ist im Branchendurchschnitt von minus 7 Punkten auf aktuell minus 2 Punkte angestiegen. Hoffnung auf bessere Geschäfte hegen aktuell 22 % der Unternehmen nach zuvor 21 %. Der Anteil der Skeptiker ist von 28 % auf 24 % zurückgegangen. Mit Ausnahme des per Saldo positiv nach vorne schauenden Dienstleistungssektors liegen die Erwartungssalden der übrigen Wirtschaftszweige trotz teils deutlichen Anstiegs weiter im negativen Bereich.
Top-Risiko Inlandsnachfrage
Top-Geschäftsrisiken sind aus Unternehmenssicht die Entwicklung der Inlandsnachfrage (70 % gegenüber 64 % zu Jahresbeginn), der Fachkräftemangel (weiterhin 60 %), die hohen Arbeitskosten (48 %) und mit aktuell abnehmender Tendenz die Energiepreise (44 %). Mehr als ein Drittel der Unternehmen sieht in den in Deutschland vorherrschenden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung.
Die Bereitschaft für Neueinstellungen ist zurückgegangen. Die Beschäftigungserwartungen der Unternehmen sind erstmals seit Herbst 2022 per Saldo wieder leicht in den negativen Bereich gerutscht. Im Frühsommer 2024 planen noch 21 % der Unternehmen mit zusätzlichem Personal, 22 % werden in den kommenden zwölf Monaten über Stellenabbau nachdenken.
Maue Investitionsplanungen
Der Saldo der Investitionsabsichten ist von minus 13 Punkten auf minus 15 Punkte weiter abgesackt. Nach derzeitigem Planungsstand wollen 21 % der Betriebe in den kommenden zwölf Monaten mehr investieren. 43 % der Unternehmen möchten die Investitionsausgaben konstant halten. 24 % der Betriebe wollen ihre Investitionsbudgets (weiter) reduzieren, 12 % werden komplett auf Investitionen verzichten. Hauptinvestitionsmotiv bleibt die Ersatzbeschaffung (62 %). Die unternehmensinterne Digitalisierung voranzutreiben steht bei 49 % der Unternehmen im Fokus. Dritthäufigstes Investitionsmotiv sind Produkt- oder Prozessinnovationen (36 % gegenüber 44 % zu Jahresbeginn). Aus Kostengründen und angesichts der schwierigen Suche nach Fachkräften erwägen 30 % der Unternehmen weitere Rationalisierungsmaßnahmen. Die rückläufige Tendenz bei Investitionen in Umweltschutz und Energieeffizienz setzt sich fort (30 %). Ebenfalls immer geringer wird der Anteil der Betriebe, die über eine Erweiterung des Geschäftsbetriebes nachdenken (21 %). Mehrfachnennungen waren möglich.