Prädikatsvergabe "Familienbewusste Kommune plus" in der IHK
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Ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nur eine Utopie? Anhand einer schlüssigen Argumentationslinie kommt Prof. Christel Althaus, Vorsitzende des Landesfamilienrats Baden-Württemberg, in ihrem Vortrag in der IHK Karlsruhe zu einer klaren Antwort: „Nein. Die Vereinbarkeit ist keine Utopie, sondern essenzielle Realität.“ Wie weit sich die Rahmenbedingungen aber von dieser Realität noch immer unterscheiden, damit beschäftigte sie ich gemeinsam mit den weiteren Gästen der Gemeinschaftsveranstaltung der IHK, des Unternehmensforums Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der AG Netzwerk Familie Baden-Württemberg.
Letztere gab mit der Verleihung des Qualitätsprädikats Familienbewusste Kommune plus den Rahmen für die Veranstaltung. Fünf Städte und Kommunen in Baden-Württemberg durften sich entweder über ein Folgeprädikat (Bad Herrenalb, Balingen, Sontheim und Steißlingen) oder. ein Erstprädikat (Friedrichshafen) freuen. Patrik A. Hauns, Leiter des Fachbereichs Bildung, Soziales und Kultur der Stadtverwaltung Kehl und Stellvertretender Vorsitzender der AG Netzwerk Familie Baden-Württemberg moderierte die Verleihung, bei der die Kommunen unter anderem mit einem Seniorenclub, Familienparkplätzen, einem Queer Café oder einem Spielplatz-Checker gepunktet haben. Überreicht wurden die Prädikate von Iris Fahle, Vorsitzende der AG Netzwerk und Simone Höckele-Häfner, Ministerialdirigentin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration. Baden-Württemberg. „Meine Kinder sind schon groß und ich kann, ironisch gesprochen, arbeiten wie ein Mann“, so die Ministerialdirigentin in ihrem Grußwort. Die Regierung fördere im Übrigen ganz gezielt die partnerschaftliche Aufteilung von Pflege und Kinderbetreuung.
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Vereinbarkeit steht bei Firmen stärker im Fokus
IHK-Vizepräsidentin Daniela Bechtold stellte in ihrem Grußwort die Frage: „Was nützen uns hervorragend ausgebildete Fachkräfte, wenn sie – sobald sie Eltern werden – dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen? Oder wenn sie zumindest nicht mehr so zur Verfügung stehen, wie Sie selbst oder auch ihr Arbeitgeber es gerne hätten?“ Laut der Geschäftsführenden Gesellschafterin der Karlsruher big. Bechtold-Gruppe haben die Betriebe inzwischen die Bedeutung von familienfreundlichen Maßnahmen als Standortfaktor für die Wirtschaft klar erkannt. Gerade vor dem Hintergrund des zunehmenden Wettbewerbs um qualifizierte Fachkräfte und verstärkt auch um Arbeitskräfte insgesamt stehe für viele Unternehmen deshalb die Vereinbarkeit von Familie und Beruf viel stärker im Fokus.
„Ein zentrales Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist und bleibt aber die Kinderbetreuung – und die einfache Erkenntnis zu diesem Thema heißt: Wenn keine gute Kinderbetreuung gewährleistet ist, leiden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber darunter.“ Ein besonderes Herzensanliegen ist Daniela Bechtold deshalb die frühkindliche Bildung. Mit der von ihr gegründeten „Netzwerk Mensch ggmbh“ betreibt sie derzeit drei Kitas in der Region und steht in den Startlöchern für weitere. „Allerdings gibt es viele Hürden bei der Ansiedlung von Kindertagesstätten.“ Bechtold appellierte an die Kommunen, in Sachen Betriebskitas mehr Unterstützung zu leisten.
Aber zurück zur Utopie, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Beruf nicht sein sollte, aber durch die fehlenden Betreuungsangebote ein stückweit noch immer ist. Christel Althaus erinnerte an die 70er Jahre als der Mann noch gesetzlich verankertes Familienoberhaupt war. Sie nannte Begriffe wie Rabenmutter und Schlüsselkind, die glücklicherweise inzwischen aus unserem Sprachgebrauch verschwunden sind. Dennoch ist noch immer das Hauptmodell unserer Familien: Vater in Vollzeit, Mutter in Teilzeit. „Oft kann man es sich schlichtweg nicht anders leisten. Noch immer sind die typisch weiblichen Berufe schlechter bezahlt“, so die Expertin. „Vereinbarkeit ist eigentlich eine gesellschaftliche Aufgabe. Notwendige Ressourcen müssten vom Staat bereitgestellt werden. Es gibt in Europa überall dort mehr Kinder, wo Vereinbarkeit funktioniert. Man kann da von den skandinavischen Ländern einiges lernen.“ „Eigentlich ist das Ganze nicht nur ein ethisches, sondern auch ein wirtschaftliches Problem“, so die Professorin. „Außerdem kommt jetzt noch dazu, dass die Öffnungszeiten der Kitas wegen des Fachkräftemangels verkürzt wurden“, ergänzte Daniela Bechtold. „Das ist eine katastrophale Entwicklung.“
„Ein zentrales Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist und bleibt aber die Kinderbetreuung – und die einfache Erkenntnis zu diesem Thema heißt: Wenn keine gute Kinderbetreuung gewährleistet ist, leiden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber darunter.“ Ein besonderes Herzensanliegen ist Daniela Bechtold deshalb die frühkindliche Bildung. Mit der von ihr gegründeten „Netzwerk Mensch ggmbh“ betreibt sie derzeit drei Kitas in der Region und steht in den Startlöchern für weitere. „Allerdings gibt es viele Hürden bei der Ansiedlung von Kindertagesstätten.“ Bechtold appellierte an die Kommunen, in Sachen Betriebskitas mehr Unterstützung zu leisten.
Aber zurück zur Utopie, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Beruf nicht sein sollte, aber durch die fehlenden Betreuungsangebote ein stückweit noch immer ist. Christel Althaus erinnerte an die 70er Jahre als der Mann noch gesetzlich verankertes Familienoberhaupt war. Sie nannte Begriffe wie Rabenmutter und Schlüsselkind, die glücklicherweise inzwischen aus unserem Sprachgebrauch verschwunden sind. Dennoch ist noch immer das Hauptmodell unserer Familien: Vater in Vollzeit, Mutter in Teilzeit. „Oft kann man es sich schlichtweg nicht anders leisten. Noch immer sind die typisch weiblichen Berufe schlechter bezahlt“, so die Expertin. „Vereinbarkeit ist eigentlich eine gesellschaftliche Aufgabe. Notwendige Ressourcen müssten vom Staat bereitgestellt werden. Es gibt in Europa überall dort mehr Kinder, wo Vereinbarkeit funktioniert. Man kann da von den skandinavischen Ländern einiges lernen.“ „Eigentlich ist das Ganze nicht nur ein ethisches, sondern auch ein wirtschaftliches Problem“, so die Professorin. „Außerdem kommt jetzt noch dazu, dass die Öffnungszeiten der Kitas wegen des Fachkräftemangels verkürzt wurden“, ergänzte Daniela Bechtold. „Das ist eine katastrophale Entwicklung.“
Vorstellung des Unternehmensforums
Um die Betriebe zu unterstützen, haben die IHK Karlsruhe, die Handwerkskammer Karlsruhe und die Agentur für Arbeit, damals noch gemeinsam mit dem Karlsruher Bündnis für Familie und der TRK, vor zwölf Jahren das „Arbeitgeberforum Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der TechnologieRegion Karlsruhe“ gegründet. Die „Gründungsmütter“ Silke Harnapp von der HWK und Claudia Nehm von der IHK, stellten gemeinsam mit Patricia Montbrun, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit, das heutige „Unternehmensforum Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ vor. Mit dem Forum bieten die drei Institutionen Unternehmen eine Plattform, sich zu Themen rund um die Arbeitgeberattraktivität auszutauschen, sich zu vernetzen, gegenseitig zu informieren und Maßnahmen zu entwickeln. Die nächste Veranstaltung rund um die Fachkräftesicherung für Väter findet am 13. November um 14 Uhr in der Bildungsakademie der Handwerkskammer statt.
Einer der ersten Referenten war damals François Dugimont, Personalchef der Heel GmbH Baden-Baden, der auch jetzt Teil der von Patricia Montbrun moderierten Podiumsdiskussion war. Dugimont ist noch immer stolz auf seine betriebseigene Kita, mit der die Eltern bei Heel in Sachen Kinderbetreuung unterstützt werden. „Unsere Herausforderung sind jetzt noch die unterschiedlichen Anforderungen der Berufsgruppen Büro und Labor. In letzterer ist nun einmal kein mobiles Arbeiten möglich Diesen Kolleginnen und Kollegen müssen wir eine andere Form der Flexibilität bieten.“ Stolz ist Dugimont auf die mittlerweile auch im Labor gemischten Teams, eine Laborchefin, auf das Drei-Schicht-Modell und die teilweise in Teilzeit arbeitenden Mitarbeitenden.
Daniela Bechtold, Christel Althaus und Iris Fahle, die den Wiedereinstieg mit drei Söhnen erfolgreich gemeistert hat, waren sich einig, dass man bei der Vereinbarkeit auf individuelle Lebensentwürfe eingehen müsse. Daniela Bechthold erinnerte sich an die Zeit als sie als Geschäftsführerin eines 3.000 Mitarbeitenden-starken Unternehmens quasi parallel zur Arbeit ihr Kind bekommen hat. „Heute würde sie manches anders machen. Manchmal wäre ich gerne mehr Mutter gewesen.“ Zwei Jahre nach Geburt ihres Sohnes hat sie den Schritt gewagt und sich tatsächlich zwei oder drei Nachmittage die Zeit für das Privatleben genommen. „Man sollte Frauen viel häufiger die Frage stellen: Was wollt Ihr? Frauen fordern oft nicht genügend ein, was sie wirklich brauchen.“