22.10.2024

Aktueller IHK-Konjunkturbericht für das 3. Quartal 2024

Regionale Wirtschaft gerät immer stärker unter Druck
Das konjunkturelle Stimmungsbild in der Region Heilbronn-Franken hat sich im 3. Quartal 2024 erneut deutlich eingetrübt. Die Unternehmen bewerten ihre aktuelle Lage nun so ungünstig wie zuletzt im Herbst 2020 nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Die positiven Stimmen überwiegen nur noch geringfügig. Nach der Aufhellung im Vorquartal überwiegt bei den Geschäftserwartungen wieder deutliche Skepsis. Die regionale Wirtschaft gerät immer stärker unter Druck. Das sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Heilbronn-Franken, an der sich 343 Betriebe aller Branchen und Größenklassen mit insgesamt rund 80.500 Beschäftigten aus dem gesamten IHK-Bezirk beteiligt haben.
Die Linien geben jeweils den Saldo der Prozentanteile positiver und negativer Urteile der Unternehmen aller Branchen zur aktuellen Geschäftslage sowie zur erwarteten Geschäftslage an.
TIPP: zum Hineinzoomen in die Grafik, diese anklicken und mit gehaltener linker Maustaste nach rechts und nach unten ziehen.

Industrie in Schwierigkeiten

Die Kernbranchen der regionalen Industrie stecken in Schwierigkeiten. Angesichts trüber Aussichten und eines verschärften Auftragsmangels fallen die Lageurteile in der Industrie erstmals seit Herbst 2020 wieder negativ aus. Auch die Handelsunternehmen melden aufgrund verunsicherter Konsumenten eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Den einzigen Lichtblick liefern das Baugewerbe, in dem sich die Lage stabilisiert hat, und der Dienstleistungssektor. Bei den Dienstleistern fallen die Lageeinschätzungen im Branchenvergleich am günstigsten aus. Gegenüber dem Vorquartal haben die Geschäfte jedoch auch hier an Schwung verloren.

Regionale Wirtschaft weiter in schwierigem Fahrwasser

Nach den Stabilisierungstendenzen im 2. Quartal 2024 hat sich die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation im 3. Quartal 2024 per saldo wieder verschlechtert. 27 Prozent (Vorquartal 29 Prozent) der regionalen Unternehmen melden eine gute aktuelle Lage. 48 Prozent (Vorquartal 53 Prozent) sprechen von einer zufriedenstellenden Lage. Ein Viertel (Vorquartal 18 Prozent) zeigt sich unzufrieden über den aktuellen Geschäftsverlauf. Der Saldo der Lageurteile liegt mit zwei Prozentpunkten deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt (24 Prozentpunkte). Die Geschäftsaussichten für die kommenden Monate werden ungünstiger als im Vorquartal eingeschätzt. Es überwiegt nun wieder die Skepsis. 14 Prozent (Vorquartal 23 Prozent) der Betriebe erwarten eine bessere, 27 Prozent (Vorquartal 20 Prozent) eine schlechtere zukünftige Entwicklung.

Top-Risiko Binnennachfrage

Das größte Geschäftsrisiko sehen die Betriebe in der Inlandsnachfrage mit 66 Prozent (Vorquartal 57 Prozent), gefolgt vom Fachkräftemangel mit 55 Prozent (Vorquartal 61 Prozent), den Arbeitskosten (50 Prozent) und den hohen Energiepreisen (43 Prozent). Das Risiko wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen beklagen nun 42 Prozent (Vorquartal 36 Prozent).

Schwache Konjunktur belastet zunehmend Arbeitsmarkt

Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen hat weiter abgenommen. 12 Prozent (Vorquartal 16 Prozent) planen einen Personalaufbau, während 30 Prozent (Vorquartal 23 Prozent) eine sinkende Beschäftigung erwägen.

Unternehmen leiden unter strukturellen Standortproblemen - klares Aufbruchsignal nötig

Die strukturellen Standortprobleme haben die regionale Wirtschaft fest im Griff. Weder eine besser laufende Weltwirtschaft noch sinkende Inflationsraten haben bisher einen Wachstumsimpuls auslösen können. Die Unternehmen sind durch strukturelle Herausforderungen, insbesondere hohe Kosten für Energie, Löhne und Steuern, überbordende Bürokratie, lange Genehmigungsverfahren bei Investitionen sowie den Arbeitskräftemangel belastet. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland machen unternehmerische Aktivitäten zunehmend unattraktiv. Produktionsverlagerung und Geschäftsschließungen nehmen zu, Investitionen bleiben aus. Die Politik muss dringend gegensteuern. Die Unternehmen brauchen ein deutliches Aufbruchssignal, um wieder richtig durchstarten zu können.
Die vollständigen Ergebnisse enthält der Wirtschaftslagebericht (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1094 KB) zum Download.

Das Interview “3 Fragen an Dorothee Kienzle” gibt es auf dem IHK-Youtube-Kanal.

Die Ergebnisse der nächsten Umfrage werden im Februar 2025 veröffentlicht.