Lateinamerika

Lateinamerika weckt Interesse: Veranstaltung in Hannover bietet Infos und Kontakte

Andere Zeiten, andere Antworten: Deutschland nimmt neuen Anlauf auf Lateinamerika. Mit welchen Chancen? Darüber informiert die IHK Hannover zusammen mit Expertinnen und Experten aus Sao Paulo, Buenos Aires und Mexiko am 4. Mai in der IHK Hannover im Rahmen des Events „Comeback in Lateinamerika“.
Keine persönlichen Kontakte aber dafür einen kompakten Überblick über die Geschäftschancen in Lateinamerika und der Karibik bietet eine neue kostenfreie Publikation, die die Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) in Lateinamerika und der Karibik gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade and Invest (gtai) veröffentlicht haben. Unter anderem werden hier die Ergebnisse aus der Sonderauswertung Lateinamerika des AHK World Business Outlook Herbst 2022 vorgestellt. Zudem gibt es länderbezogene Zahlen und Fakten zu den Themen erneuerbare Energien, Rohstoffe, Lithium, Öl und Gas, Agribusiness, Nahrungsmittelproduktion, Bau- und Wasserwirtschaft sowie Medizintechnik und Digitalisierung. Letztes Kapitel: Ein Statusbericht der aktuellen wirtschaftspolitischen Lage in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Paraguay, Peru, Uruguay, Venezuela sowie Zentralamerika und der Karibik.
Ergebnisse aus dem AHK World Business Outlook Herbst 2022
Lateinamerika ist sicherlich keine „Insel der Seligen“. Nicht wenige Länder leiden unter Korruption, schwachen staatlichen Institutionen oder organisiertem Verbrechen. Dennoch bewerteten in Lateinamerika und der Karibik ansässige deutsche Unternehmen die Geschäftssituation im Herbst 2022 als überwiegend gut. Ihre Geschäftserwartungen für die Region: Deutlich optimistischer als im globalen Durchschnitt. Dies sind die Ergebnisse einer Sonderumfrage von 400 in der Region ansässigen AHK-Mitgliedsunternehmen, die im Detail im AHK World Business Outlook Herbst 2022 nachgelesen werden können.
Der Branchen-Check
Erneuerbare Energien in Lateinamerika?
Das geht auf jeden Fall. Platz für die Geschäfte deutscher Unternehmen gibt es eigentlich in der gesamten Energiewertschöpfungskette: Photovoltaik in Chile oder Mexiko. Offshore und grüner Wasserstoff in Brasilien oder Kolumbien. Die Bedingungen für die Gewinnung von Strom aus Wasser, Sonne und Wind in Lateinamerika und der Karibik gehören zu den Besten weltweit. Und einen Rahmen für die Geschäfte deutscher Unternehmen vor Ort gibt es ebenso: Durch Energiepartnerschaften mit Brasilien, Chile oder Mexiko oder die im November 2022 geschlossene Klimapartnerschaft mit Peru zum Beispiel. Oder durch zahlreiche Projekte deutscher Unternehmen vor Ort.
Rohstoffpartner mit gewaltigem Potenzial:
Kupfer, Silber und Lithium. Blei, Eisen, Gold, Grafit, Zink und Zinn. Molybdän, Selen und Kobalt. Zahlreiche andere seltene Erden. Neue Rohstofflieferanten finden sich in Lateinamerika auf jeden Fall: Mit Chile und Argentinien befinden sich zwei der weltweit interessantesten Produzenten von Lithium in Lateinamerika. Öl gibt es in Lateinamerika auch. Etwa ein Fünftel der weltweiten Reserven. In Venezuela zum Beispiel. Aber auch in Argentinien, Guayana und anderen Ländern der Region wurden in den vergangenen Jahren neue, große Öl- und Gasfelder entdeckt. Was hier gilt, gilt auch in Bezug auf andere Vorkommen – viele Lagerstätten sind noch lange nicht bekannt. Auf Deutschland warten werden sie aber nicht. Dafür ist das weltweite Interesse zu groß.
Agribusiness: Wichtig. Schwierig. Mit gemischten Geschäftsaussichten.
Bei der Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung sind Lateinamerika und die Karibik definitiv Schwergewichte: Brasilien, Mexiko und Argentinien gehören zu den prominentesten Agrarexporteuren der Welt und auch Chile, Costa Rica, Ecuador, Paraguay und Uruguay präsentieren sich als wichtige Nettoexporteure. Produktivität und Wachstumsaussichten der Landwirtschaft werden allerdings zunehmend durch den Klimawandel beeinflusst: Dürre in Chile, „La Niña“ in Argentinien, Basilien und Paraguay. Und damit ist die Liste längst nicht erschöpft. Ein Ausweg? Technologien, Maschinen und Geräte zum effizienteren Einsatz der vorhandenen Ressourcen wären ein Ansatz. Hier gibt es für deutsche Unternehmen zahlreiche Anknüpfungspunkte.
Als Absatzmarkt für deutsche Nahrungsmittel und Getränke ist Lateinamerika hingegen bisher noch relativ unbedeutend. Große deutsche Hersteller wie die Dr. Oetker-Gruppe, Haribo oder Melitta sind hier durchaus mit eigenen Produktionen vertreten. Viele sind es aber nicht und die meisten von ihnen in Brasilien. Auch der Export deutscher Produkte ist mit weniger als ein Prozent der Gesamtexporte aus Deutschland relativ unbedeutend - ein bisschen Schokolade, ein wenig Gebäck, besonders gute Wurst- und Käsewaren, bekanntes deutsches Bier oder auch ein edler Wein. Das geht.
Interessanter ist die Region für deutsche Maschinisten, die diese Branche beliefern. So gehört Mexiko zum Beispiel zu den zehn größten Exportmärkten für deutsche Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen.
Vom großem Nachholbedarf in der Infrastruktur:
Dass es sowohl in den großen Metropolen aber auch insbesondere in den ärmeren Vierten rund um die Megacitys einen großen Nachholbedarf in der Infrastruktur gibt, wird deutschen Unternehmen bei einer Reise in die Region schnell klar. 660 Millionen Einwohner – das ist ein Markt für die Bauwirtschaft. Ein Markt für Wohnungen, Transport- und Verkehrssysteme, Wasser- und Abfallmanagement. Bisher haben jedoch nur wenige deutsche Baufirmen den Schritt in den Markt gewagt. Lieferanten von Maschinen sowie Beratungsdienstleistungen werden hingegen vergleichsweise stark nachgefragt. Insbesondere bei der Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung sind ausländische Unternehmen gut positioniert. Die Deutschen sind hier für die anspruchsvolleren Produkte beliebt. Und für ihre Beratungsdienstleistungen.
Medizintechnik zwischen Mexiko und Feuerland:
Länderübergreifend treiben in Lateinamerika und der Karibik eine alternde Bevölkerung, die Zunahme chronischer Krankheiten und eine Ausweitung der Gesundheitsversorgung die Nachfrage nach Medizintechnik an. Spannend ist der Markt aufgrund der hohen Bevölkerungszahl damit allemal. Deutsche Unternehmen wie B. Braun, Siemens Healthineers, Ottobock, Fresenius oder Dräger sind in der Region schon lange sehr aktiv und auch viele kleinere und mittlere Unternehmen aus Deutschland verweisen auf gute Geschäfte in der Region. Wichtigster Absatzmarkt ist Mexiko, gefolgt von Brasilien und Kolumbien. Chile steht an vierter Stelle, weist aber den höchsten Absatz pro Kopf aus.
Digitalisierung – mit viel Luft nach oben:
Im Vergleich zu den führenden Industrieländern in Asien, Europa und Nordamerika ist in Lateinamerika bei der Einführung digitaler Produktionstechnologien in der Industrie noch sehr viel Luft nach oben. Aber man ist dran und so helfen immer mehr deutsche Unternehmen bei der Automatisierung und Digitalisierung von Produktionsprozessen. Dies vor allem in Brasilien, Mexiko, Argentinien und Kolumbien. Für Industrieroboter ist Mexiko ein sehr interessanter Markt – Bosch Rexroth, Volkswagen oder Thyssenkrupp Automation sind Beispiele deutscher Unternehmen die nicht nur das Interesse, sondern auch das Potenzial dieses Marktes beispielhaft gut demonstrieren.
Lateinamerika auf einen Blick: Statusbericht Januar 2023
Aufwärts, Abwärts, Konstant? Wie werden „gesellschaftliche Stabilität", "Politik" und "Wirtschaft" für Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Paraguay, Peru, Uruguay, Venezuela sowie Zentralamerika und die Karibik im Januar 2023 beurteilt? Wirtschaftlich rechnet man vor allem in Brasilien, Ecuador, Kolumbien, Mexiko, Paraguay oder auch Uruguay mit einer guten Entwicklung. Über der Wirtschaftsmetropole Buenos Aires Wirtschaft sind die Wolken jedoch schwarz. Die zeigen sich jedoch auch in Lima – allerdings eher in Bezug auf die gesellschaftliche Stabilität.
Der Wirtschaftsführer mit diesen und weiteren Informationen kann kostenlos bei den AHK-Büros vor Ort sowie auf der Website der AHK Uruguay (nicht barrierefrei) bezogen werden.
Stand: 12.04.2023