Gründung, Sicherung, Nachfolge
DIHK-Analyse: Unternehmensnachfolge – leider oft Fehlanzeige
Für Unternehmerinnen und Unternehmer war es noch nie schwieriger, eine geeignete Nachfolge zu finden. Besonders alarmierend ist dabei, dass ein Viertel sogar erwägt, den Betrieb vorzeitig zu schließen. Das geht aus dem aktuellen Report Unternehmensnachfolge 2023 hervor, den die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) jetzt vorgestellt hat.
Der Unternehmensnachfolgereport, für den bundesweit rund 24.000 Kontakte von IHK-Beraterinnen und -Beratern im Jahr 2022 ausgewertet wurden, zeigt: Hochgerechnet auf sämtliche Inhaberinnen und Inhaber ab 60 Jahren könnten in den kommenden fünf Jahren etwa eine Viertelmillion Unternehmen von solchen vorzeitigen Schließungen betroffen sein.
„Das sind einschneidende Entwicklungen für den Standort Deutschland“, sagt DIHK-Präsident Peter Adrian. „Immer mehr Unternehmen – gerade kleine und mittlere – verschwinden so und hinterlassen Lücken in Wirtschaft und Gesellschaft."
Dem Report zufolge gibt es in der IHK-Nachfolgeberatung mehr als dreimal so viele Angebote wie Übernahmeinteressenten. Nicht einmal halb so viele potenzielle Nachfolgeinteressierte wie vor der Corona-Pandemie erkundigen sich bei ihrer IHK nach geeigneten Betrieben (gut 2.000 nach gut 4.300 im Jahr 2019). Das ist ein historisches Tief seit Beginn der Statistik im Jahr 2007.
Ein wichtiger Grund für das schwindende Interesse ist die demografische Entwicklung, die per se die Generation potenzieller Nachfolgerinnen und Nachfolger ausdünnt. Allein dadurch ist aber der starke Rückgang in den letzten beiden Jahren nicht zu erklären. Die Unternehmen berichten den IHKs von starker Verunsicherung über die wirtschaftliche Zukunft, immer weiter steigenden Kosten für Energie, Fachkräftemangel sowie von enormer Regulierungsdichte.
Die geplanten Initiativen im Wachstumschancengesetz, dem Vierten Bürokratieabbaugesetz oder auch im Beschleunigungspakt von Bund und Ländern seien zwar ein Anfang, so Adrian. Aber: „Ausschlaggebend ist, dass die Erleichterungen schnell in der Unternehmenspraxis ankommen. Die Betriebe müssen die Entlastung konkret spüren können.“
Beim Wachstumschancengesetz komme es bei den Beratungen im Vermittlungsausschuss nun darauf an, die gerade auch für den Mittelstand guten Ansätze nicht zu verwässern. Zuletzt seien eine Reihe ursprünglich geplanter Verbesserungen bereits eingeschränkt worden, wie etwa bei den Anpassungen der Verlustverrechnung oder bei der Besteuerung von einbehaltenen Gewinnen in Personenunternehmen.
„Wir müssen in Deutschland agiler, effizienter und auch innovativer werden“, fordert der DIHK-Präsident. Dazu brauchen wir eine bessere Infrastruktur, eine funktionierende Digitalisierung sowie eine zukunftsgewandte Standortpolitik, die die Transformation unserer Wirtschaft ermöglicht. Wir brauchen mehr Vertrauen in die Kreativität von Unternehmerinnen und Unternehmern."
Der Mittelstand gehöre "zur DNA der deutschen Wirtschaft", so Adrian. "Wir müssen alles tun, damit dies so bleibt." Dafür sei es unter anderem wichtig, frühzeitig mit ökonomischer Bildung zu beginnen und an Schulen und Hochschulen das Thema Unternehmertum zu verankern: "Wenn immer mehr kleine und mittlere Betriebe schließen müssen, wird der Standort geschwächt. Wir müssen deshalb wieder die Lust auf Selbstständigkeit und Unternehmertum wecken."
Die kompletten Ergebnisse der Analyse auf der Website der DIHK zum Download:
Angebote der IHK:
Die IHK Hannover bietet umfassende Unterstützung bei der Unternehmensnachfolge. Das Angebot umfasst neben grundlegenden Informationen, die Unternehmensbörse „nexxt change“, spezielle Seminare und Workshops sowie Beratungsgespräche.
Aktuelle Seminare zum Thema:
- „Unternehmensbewertung: Grundlagen und Besonderheiten“
- am 6. Februar 2024
- „Der Notfallkoffer: Ihre systematische Vorsorge für Unternehmen und Familie“ am 16. Februar 2024
Stand: 11.12.2023