Pressemeldung vom 20. Oktober 2022

Hamburgs Wirtschaft blickt sehr besorgt auf den Winter

Konjunkturbarometer unterstreicht Forderung nach wettbewerbsfähigen Energiepreisen
Der Ausblick für Hamburgs Wirtschaft ist im Herbst 2022 noch einmal schlechter geworden. Laut aktuellem Konjunkturbarometer der Handelskammer hat sich das Geschäftsklima in der Stadt, im Vergleich zu den Vorquartalen, zum vierten Mal in Folge eingetrübt. Bei der Frage nach den größten Geschäftsrisiken haben die Energie- und Rohstoffpreise einen Betroffenheitsgrad erreicht, den es so in den vergangenen zwölf Jahren nicht gegeben hat.
Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer: „Hamburgs Wirtschaft hat sich bis hierhin robust gezeigt und schnell auf die Krise reagiert, ist aber voller Sorge. Die Politik hat leider erst mit Verzögerungen wichtige Forderungen der Wirtschaft aufgegriffen, auch die Umsetzung verläuft bisher schleppend. Es darf nicht passieren, dass vor der Krise gesunde Unternehmen in die Insolvenz gehen müssen. Eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen muss daher das Ziel aller politischen Entscheidungsträger sein.”
Die Reaktionen der Hamburger Unternehmen auf die hohen Strom-, Gas- und Kraftstoffpreise fallen differenziert aus. Knapp die Hälfte gibt die gestiegenen Preise zum Großteil an die Kunden weiter. Aber auch die Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen werden von rund 42 Prozent der Befragten als eine Antwort auf die Preiserhöhungen genannt. Dazu Malte Heyne: „Die Hamburger Wirtschaft legt vor und arbeitet entschlossen an dem Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden. Die Politik ist gefragt, über das aktuelle Krisenmanagement hinaus, eine mittel- bis langfristige Strategie zu entwickeln, um einer schleichenden Deindustrialisierung zu begegnen. Zentral sind hierbei ein neues, schnelles Planungs- und Genehmigungsrecht sowie der konsequente Ausbau der erneuerbaren Energien.”
Aus Sicht des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) zeichnet sich mit anhaltendem Krieg und eingeschränkter Gasverfügbarkeit vorerst ein Abschwung ab. „Wir stehen vor einem wirtschaftlich schwierigen Winterhalbjahr, in dem die deutsche Wirtschaft aller Voraussicht nach in eine Rezession fallen wird“, sagt Prof. Dr. Michael Berlemann, wissenschaftlicher Direktor des HWWI. „Wir müssen trotzdem die nächsten Monate nutzen, unsere Wirtschaft resilienter zu machen, damit wir unabhängig vom Fortgang des Kriegs in der Ukraine im nächsten Herbst nicht vor den gleichen Problemen stehen wie heute.“
Hintergrund: 510 Unternehmen haben sich vom 27. September bis zum 13. Oktober 2022 an der Umfrage zum Konjunkturbarometer der Handelskammer Hamburg beteiligt. Bei den Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate rechnen 51,5 Prozent der Betriebe mit einer „eher ungünstigeren“ Entwicklung. Lediglich 4,3 Prozent rechnen mit einer „eher günstigeren Geschäftslage“. Besonders düster sind die Erwartungen im Baugewerbe und im Verkehrssektor. Vergleichsweise gut ist dagegen der Ausblick im Finanzsektor.
Im Ranking der größten Geschäftsrisiken nennen 72,3 Prozent der teilnehmenden Unternehmen die Energie- und Rohstoffpreise. Zum Befragungszeitraum war allerdings unklar, wie die von der Bundesregierung angekündigte, aber noch nicht konkretisierte Gaspreisbremse in die Erwartungen der Unternehmerinnen und Unternehmer einfließt.
Der negative Ausblick auf die kommenden Monate dämpft die Bereitschaft, den Personalstamm zu vergrößern oder anderweitig zu investieren. 67,7 Prozent kalkulieren mit einer gleichbleibenden Anzahl an Beschäftigten. 47,8 Prozent planen mit stabilen Investitionen im Inland.
Die komplette Auswertung des Konjunkturbarometers für das dritte Quartal 2022 finden Sie hier.