Konjunkturelle Lage

Konjunkturbarometer der Hamburger Wirtschaft

Hamburger Wirtschaft insgesamt

Ausgeprägte Herbstflaute

Die Einschätzungen Hamburger Unternehmen zu ihrer aktuellen und künftigen Geschäftslage sowie zu ihren Personal- und Investitionsplanungen fallen im Herbst 2024 noch etwas mäßiger als im Sommer aus. Alle vier Konjunkturindikatoren weisen nun per saldo negative Vorzeichen auf. Ein gewisser Lichtblick bleiben die Exportaussichten, die noch etwas optimistischer als bei der Handelskammerumfrage vor drei Monaten sind.
685 Antworten von Hamburger Unternehmen liegen dem Handelskammer-Konjunkturbarometer zum Ende des dritten Quartals 2024 zugrunde. Auch der Befragungszeitraum vom 19. September bis zum 7. Oktober 2024 zeichnet sich durch eine anhaltende ökonomische Schwächephase in Deutschland mit verschiedenen strukturellen Herausforderungen aus.
Zum Ende des dritten Quartals 2024 misst der Geschäftsklimaindikator für die Hamburger Wirtschaft 89,5 Punkte (Skala: 0 bis 200 Punkte) und somit 5,0 Punkte weniger als bei der Handelskammerbefragung im Vorquartal (94,5 Punkte). Ausschlaggebend für diese negative Entwicklung ist, dass die antwortenden Unternehmen insgesamt sowohl ihre aktuelle als auch ihre künftige Geschäftslage noch schlechter als vor drei Monaten einschätzen. Wie in den zehn Quartalsbefragungen zuvor liegt auch gegenwärtig das Geschäftsklima unterhalb des langfristigen Mittelwerts (107 Punkte seit dem Jahr 2000).
Für knapp die Hälfte der an der Handelskammerbefragung teilnehmenden Hamburger Unternehmen (46,1 %) ist die eigene aktuelle Geschäftslage zum Ende des dritten Quartals 2024 „befriedigend bzw. saisonüblich“. Aus den Antworten „gut“ (24,4 %) und „schlecht“ (29,5 %) ergibt sich ein Übergewicht der negativen Einschätzungen (Saldo: -5,1; Werte im Vorquartal und Vorjahresquartal: +0,9 bzw. -3,8). Besonders negative Lagebeurteilungen herrschen derzeit im Einzelhandel (Saldo: -20,2), Verarbeitenden Gewerbe (-29,3) und vornehmlich im Groß- und Außenhandel (-47,4) vor. Auf der anderen Seite überwiegen positive Lagebeurteilungen bei personenbezogenen Dienstleistern (Saldo: +24,8), in der Gesundheitswirtschaft (+26,6) und im Finanzsektor (+36,3).
Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate rechnet mehr als die Hälfte der Unternehmen (57,6 %) zum Ende des dritten Quartals 2024 mit einer in etwa gleichbleibenden eigenen Geschäftslage. 28,9 % der Unternehmen sehen eine „eher ungünstigere“ Geschäftslage und 13,5 % hingegen eine „eher günstigere“ Geschäftslage voraus. Damit dominieren in der Hamburger Wirtschaft insgesamt – wie in den zehn Quartalen zuvor – die pessimistischen Einschätzungen (aktueller Saldo: -15,4; Vorquartal: -11,5; Vorjahresquartal: -23,5). Dies gilt aktuell vor allem für das Baugewerbe (Saldo: -30,4), Gastgewerbe (-34,6), die Medienwirtschaft (-38,3) sowie den Groß- und Außenhandel (-45,6). Hingegen gibt es mit der IT-Wirtschaft (Saldo: +6,1) und dem Finanzsektor (+8,6) auch Branchen mit einem alles in allem optimistischen Ausblick auf die kommenden zwölf Monate.
Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen – dazu zählen unter anderem Bürokratie und Regulierungen – sind die Top-Benennung unter den größten Risiken bei der Entwicklung des eigenen Unternehmens in den kommenden zwölf Monaten (Mehrfachnennungen möglich). Benannt von 61,4 % der antwortenden Unternehmen zum Ende des dritten Quartals 2024 liegt der Anteil wieder auf dem Niveau der Befragung vor drei Monaten (61,6 %) und deutlich über dem entsprechenden Wert vor einem Jahr (52,0 %). Auf dem zweiten Platz unter den größten Geschäftsrisiken rangiert die Inlandsnachfrage (aktuell: 58,4 %; Vorquartal: 50,3 %; Vorjahresquartal: 53,4 %). Auch die beiden Geschäftsrisiken Fachkräftemangel (aktueller Saldo: 56,6 %; Vorquartal: 61,0 %; Vorjahresquartal: 65,2 %) und Arbeitskosten (52,9 %; 50,7 %; 52,0 %) werden von jeweils mehr als der Hälfte der antwortenden Unternehmen benannt. Jedes dritte Unternehmen sieht Belastungen durch die Energie- und Rohstoffpreise voraus (aktuell: 32,6 %: Vorquartal: 31,9 %; Vorjahresquartal: 52,4 %). In der Rangliste der größten Geschäftsrisiken folgen die Punkte Auslandsnachfrage (aktuell: 21,8 %; Vorquartal: 17,4 %; Vorjahresquartal: 25,6 %), Finanzierungsschwierigkeiten (9,6 %; 13,8 %; 15,9 %) sowie Wechselkursrisiken (3,4 %; 1,9 %; 3,5 %).
Wenig Dynamik kennzeichnen auch die inländischen Personalplanungen, wenn 15,8 % der Unternehmen einen höheren und 18,1 % einen geringeren eigenen Personalbestand vorsehen (Saldo: -2,3; Vorquartal: +1,4; Vorjahresquartal: -5,9). Zu beachten ist, dass angesichts von Fachkräftemangel, Fluktuationen und Renteneintritten Unternehmen in der Regel fortlaufend Personal suchen, auch wenn der Beschäftigtenstand insgesamt zum Beispiel konstant bleibt. Mehr Beschäftigung zeichnet sich im Finanzsektor (+20,7), bei personenbezogenen Dienstleistern (Saldo: +22,6) sowie in der Gesundheitswirtschaft (+29,1) ab.
Die andauernde wirtschaftliche Schwächephase spiegelt sich auch zum Ende des dritten Quartals 2024 in den inländischen Personal- und Investitionsplanungen wider. Die meisten der an der Handelskammerbefragung teilnehmenden Hamburger Unternehmen streben in den kommenden zwölf Monaten einen in etwa gleichbleibenden Personalbestand (66,1 %) bzw. ein in etwa gleichbleibendes Investitionsvolumen (46,6 %) an. Höhere Investitionsausgaben planen 23,8 % der Antwortenden, geringere Ausgaben hingegen 29,6 % (Saldo: -5,8; Vorquartal: +1,0; Vorjahresquartal: -2,7). Die Hauptmotive für Investitionen im Inland sind vielfältig: Ersatzbedarf (benannt von 64,7 % der investierenden Unternehmen), Rationalisierung (32,7 %), Produktinnovation (27,3 %), Kapazitätsausweitung (21,5 %) sowie Umweltschutz (22,6 %).
Zum Ende des dritten Quartals 2024 haben sich die Exportaussichten der Gesamtwirtschaft noch etwas weiter aufgehellt. Von den außenwirtschaftlich aktiven Hamburger Unternehmen erwarten 32,3 % in den kommenden zwölf Monaten eine Erhöhung ihres eigenen Exportvolumens, 18,2 % hingegen eine Verringerung (Saldo: +14,1; Vorquartal: +10,5; Vorjahresquartal: +3,8). Entsprechend entfallen die Hälfte der Antworten (49,5 %) auf „in etwa gleichbleibendes Exportvolumen“. Die Exportaussichten sind derzeit im Verarbeitenden Gewerbe (Saldo: +15,6; Vorquartal: +22,5; Vorjahresquartal: +17,7) und bei Dienstleistern mit internationalen Aktivitäten (+13,0; -4,7; -28,0) ähnlich.
Ihre eigene Finanzlage stufen zum Ende des dritten Quartals 2024 rund drei von vier der Unternehmen (73,3 %) als unproblematisch ein – in etwa wie bei den Befragungen vor einem halben und vor einem Jahr (Anteile von 71,7 % bzw. 75,7%). Hingegen spüren 12,5 % der Unternehmen aktuell finanzielle Belastungen durch Eigenkapitalrückgänge (Mehrfachnennungen möglich). Zunehmende Forderungsausfälle kennzeichnen bei 10,9 % der Befragten die aktuelle Finanzlage, bei 9,4 % sind es Liquiditätsengpässe. Erschwerten Zugang zu Fremdkapital benennen 6,5 %, hohe Fremdkapitalbelastungen 5,9 %. Insolvenz droht bei 1,7 % der Unternehmen.

Einzelne Wirtschaftszweige

Ähnlich wie in der Hamburger Wirtschaft insgesamt (89,5 Punkte) ist zum Ende des dritten Quartals das Geschäftsklima im Baugewerbe (87,8 Punkte; Wert im Vorquartal: 71,1 Punkte). Überdurchschnittliche Werte sind bei Public-Relations- und Unternehmensberatungen (aktuell: 93,0 Punkte; Vorquartal: 108,3 Punkte), in der IT-Wirtschaft (95,5 Punkte; 107,3 Punkte), im Verkehrsgewerbe (96,9 Punkte; 83,8 Punkte), im Grundstücks- und Wohnungswesen (97,5 Punkte; 110,9 Punkte), bei überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistern (98,2 Punkte; 106,0 Punkte), in der Gesundheitswirtschaft (104,0 Punkte; 99,3 Punkte), bei überwiegend personenbezogenen Dienstleistern (105,8 Punkte; 102,5 Punkte) sowie vor allem im Finanzsektor (121,7 Punkte; 120,7 Punkte) zu verzeichnen. Schlechter als in der Hamburger Wirtschaft insgesamt ist das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe (aktuell: 80,4 Punkte; Vorquartal: 100,9 Punkte), im Einzelhandel (80,0 Punkte; 87,5 Punkte), in der Medienwirtschaft (79,0 Punkte; 89,1 Punkte), im Gastgewerbe (75,4 Punkte; 71,8 Punkte) und insbesondere im Groß- und Außenhandel (53,5 Punkte; 73,4 Punkte).

Aktuelle HWWI-Konjunkturprognose: Holprige deutsche Konjunktur

Nach einem kleinen Plus zu Jahresbeginn gab es für die deutsche Wirtschaft im 2. Quartal erneut einen leichten Rückschlag. Insgesamt „dümpelt“ sie nun schon seit Anfang 2022, nach der Coronakrise, ohne klare Richtung herum. Industrie und Bauwirtschaft stecken weiterhin in der Krise; die Investitionen sinken. Die Konjunkturhoffnungen beruhen auf dem privaten Konsum. Die Realeinkommen der privaten Haushalte steigen wieder merklich und mit Normalisierung der Sparneigung sollte sich dieser beleben. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) erwartet deshalb für die deutsche Wirtschaft im weiteren Verlauf von 2024 und dann auch für 2025 eine leichte Erholung; in den Jahresdurchschnitten 2024 bzw. 2025 dürfte das Wachstum 0,2 % bzw. 1 % betragen.
Die Inflationsrate für die Verbraucherpreise ist zuletzt zwar unter die Stabilitätsmarke von 2 % gesunken, allerdings dank Basiseffekten und günstiger Energiepreise und deshalb wohl zunächst nur vorübergehend. Die Kerninflationsrate liegt noch bei 2,7 %. Ein nachhaltiges Erreichen der Stabilitätsmarke dürfte schwierig bleiben, vor allem bremsen die infolge höherer Löhne deutlich steigenden Dienstleistungspreise den Disinflationsprozess. So wird für die Verbraucherpreise für 2024 und 2025 jeweils mit einem durchschnittlichen Anstieg von knapp über 2 % gerechnet.
Die anhaltenden geopolitischen, aber auch innenpolitischen Unsicherheiten beinhalten einige Risiken für diese Prognosen. Deshalb dürfte auch der erwartete Erholungsprozess eher holprig verlaufen.

50 Jahre Handelskammer-Konjunkturbefragungen

Seit 1971 geben Mitgliedsunternehmen der Handelskammer Hamburg regelmäßig Auskunft zur wirtschaftlichen Lage und den Perspektiven. Ihrem Engagement ist die Ausstellung "50 Jahre Konjunkturbefragungen" gewidmet: Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf Booms und Krisen, Aufschwung und Rezession – und auf die Stellschrauben der Politik im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Inflation: www.hk24.de/konjunkturgeschichte.
Weitere Konjunkturdaten und umfangreiche Statistiken der Handelskammer unter www.hk24.de/konjunktur beziehungsweise www.hk24.de/zahlen. Unser 2023 aktualisiertes Standortportrait “Wirtschaftsstandort Hamburg – Metropole der Zukunft” finden Sie hier.

Konjunkturbeobachtung von DIHK und Handwerkskammer

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) führt dreimal jährlich eine Konjunkturumfrage bei den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland durch. Die aktuellen Umfragen und Prognosen sowie Auswertungen aus den letzten Jahren veröffentlicht die DIHK auf ihrer Website. Weitere Informationen zum Thema “Konjunktur und Wachstum" finden Sie ebenfalls auf der DIHK-Website.
Die Handwerkskammer befragt zweimal jährlich Handwerksbetriebe zur aktuellen wirtschaftlichen Lage. Die Ergebnisse werden in den Konjunkturberichten der Handwerkskammer Hamburg veröffentlicht. Darüber hinaus fließen die Daten in die Konjunkturberichterstattung auf Bundesebene ein, deren Ergebnis vom Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht wird.