Pressemeldung vom 20. Juni 2024

Wirtschaft fordert: Hamburger Innovationspolitik muss auf den Prüfstand

Benchmarking-Studie empfiehlt eine neue ganzheitliche Cluster-Strategie und den Aufbau eines leistungsfähigen Innovationsökosystems
Hamburg braucht eine Neuausrichtung der Innovations- und Clusterpolitik, damit die Wirtschaft weiter erfolgreich Innovations- und Transformationsprozesse vorantreiben kann. Das ist das Ergebnis einer Benchmarkingstudie (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 3614 KB) der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH im Auftrag der Handelskammer Hamburg, der Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein e.V. (UVNord) und des Industrieverband Hamburg e.V. (IVH).
„Um in Hamburg erfolgreich Innovationen zu fördern, müssen wir uns auf die besonderen Stärken und Potentiale des Standorts konzentrieren. Der Ansatz einer Clusterpolitik ist grundsätzlich richtig. Aber die Einrichtung und Umsetzung eines Clusters muss sorgfältig belegt und mit dem Gesamtinteresse der Hamburger Wirtschaft abgestimmt sein. Mit der vorliegenden Studie wollen wir einen Impuls geben, um die Cluster gemeinsam weiterzuentwickeln, damit die Hamburger Wirtschaft auch in Zukunft wettbewerbsfähig aufgestellt ist”, betont Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust.
„Cluster wie Hamburg Aviation, Life Science Nord oder die Logistik Initiative haben zweifelsohne zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts beigetragen. Angesichts der vielfältigen Transformationsherausforderungen gerät die aktuelle Clusterpolitik allerdings heute an ihre Grenzen“, so Studienleiter Dr. Gerd Meier zu Köcker. Insbesondere fehle es an einer umfassenden clusterpolitischen Gesamtstrategie. Notwendig seien sowohl eine fundierte Evaluation als auch eine verbesserte Koordination. Die Clusterpolitik müsse in ein leistungsfähiges städtisches Innovationsökosystem integriert werden, das zeigten Best Practices etwa aus Rotterdam, Seattle oder Marseille. „Nur so wird die Hamburger Wirtschaft auch zukünftig ihre nationale und internationale Wettbewerbsposition halten und ausbauen können“, ist Meier zu Köcker überzeugt.
„Cluster dürfen niemals Closed Shops sein“, betont UVNord-Präsident Dr. Philipp Murmann. Die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Start-ups als wichtige Innovations- und Transformationstreiber ist dabei ein wichtiger Aspekt. Zudem müssten die Cluster konsequent und regelmäßig an Zukunftsfeldern ausgerichtet werden. Auch wenn die Beteiligung der Politik in Clustern hilfreich sein kann, sollte unbedingt eine zu starke Einflussnahme vermieden werden. Fehlentwicklungen etwa in der Schwerpunktsetzung könnten die Folge sein und notwendige Agilität verhindert werden.
„Künftig sollten in Hamburg innovative Formate, wie Reallabore oder eine H2-Strategie, in die Clusterpolitik integriert werden. Derzeit läuft noch zu vieles, ohne dass ein übergreifendes Gesamtkonzept, also der rote Faden der Hamburger Clusterpolitik, sichtbar wäre. Daran wollen wir nun gemeinsam arbeiten“, betont Hubert Grimm, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Hamburg. 
Zusammenfassend werden folgende Anpassungen der Hamburger Clusterpolitik und der damit verbundenen Clusterstrukturen empfohlen – in enger Partnerschaft mit führenden Akteuren im Hamburger Innovationskontext wie Kammern und Verbänden:
  1. Erarbeitung einer ganzheitlichen Strategie mit regelmäßiger Evaluation und Wirkungsmessung.
  2. Überprüfung des aktuellen Clusterportfolios auf Basis transparenter Kriterien.
  3. Neugestaltung der Koordination zwischen Verwaltung/Politik und Clustern über Behördenressorts hinweg.
  4. Verbesserung der Zusammenarbeit und Aufgabenteilung zwischen Clustern und weiteren Innovationstreibenden.
  5. Einbindung der Cluster in neue Innovationsorte und -formate, wie Living Labs, Reallabore oder Innovation Districts.
  6. Gezielte Förderung wichtiger Zukunftsfelder und engere Verzahnung zwischen Clustern und Wissenschaft.
Lesen Sie die gesamte Benchmarkingstudie und die Hintergründe.
Hintergrund: Die Ergebnisse aus den untersuchten Benchmarkregionen bilden eine Reihe an guten Maßnahmen im Umgang mit Clustern ab. So hat die Region Aix Marseille Provence nach einer detaillierten Analyse zum Ist-Stand des regionalen Innovationsökosystems und dessen Entwicklungsbedarfen verschiedene Aktionsfelder definiert. Unter Einbeziehung verschiedener Innovationsintermediäre wurde gemeinsam eine Club Innov Provence Roadmap entwickelt mit vier wesentlichen Handlungsfeldern, die aufzeigen, in welche Richtung sich das regionale Innovationsökosystem im Sinne der Stadt/Region entwickeln soll. Ein anderes Beispiel ist die in der Region Rotterdam etablierte Markenallianz ROTTERDAM.MAKE IT HAPPEN. Verschiedene Innovationspartner tragen mit einer gemeinsamen Stadtmarke, einem gemeinsamen Tonfall, Stil und Markenversprechen dazu bei, Rotterdam international für Talente, Unternehmen und Besucherinnen und Besucher zu profilieren und einen Beitrag zur wirtschaftlichen Wertschöpfung mit sozialen Auswirkungen auf die Stadt zu leisten.