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Auf Kurs zur Klimaneutralität: Wie der Hamburger Hafen seine nachhaltigen Ziele erreichen kann

Der Hamburger Hafen ist ein zentraler Wirtschaftsmotor für die Stadt und ein bedeutender Knotenpunkt für den internationalen Handel. Doch wie kann dieser gigantische Umschlagplatz klimaneutral werden? Das sind die wichtigsten Maßnahmen und Strategien.
Hamburg strebt Klimaneutralität an. Der hiesige Hafen – der drittgrößte in Europa – spielt dabei eine entscheidende Rolle. Seine Strahlkraft reicht weit über die Elbe hinaus und beeinflusst zahlreiche Branchen, von der verarbeitenden Industrie bis hin zu Transport und Logistik. Laut einer Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung aus 2021 hatten deutschlandweit rund 606.700 Beschäftigte einen Bezug zum Hamburger Hafen. Direkt von ihm abhängig waren etwa 114.400 Arbeitsplätze, die eine Bruttowertschöpfung von rund 9,8 Milliarden Euro sowie Steuereinnahmen in Höhe von rund 2,57 Milliarden Euro generierten.
Diese enorme Wirtschaftskraft macht den Hafen auch zu einem Seismographen in Sachen Nachhaltigkeit. Wo steht er aktuell auf dem Weg zur Klimaneutralität? Wie lassen sich Emissionen dort weiter reduzieren? Und wie können alle Beteiligten – von Unternehmen über die Hafenbehörde bis hin zu den Mitarbeitenden – an einem Strang ziehen, um ihn dabei zu unterstützen?
Die OECD-Studie "Klimaneutralität 2040 für die Hamburger Wirtschaft“ in Zusammenarbeit mit der Handelskammer Hamburg liefert Antworten. Hier stehen die wichtigsten Handlungsempfehlungen für das „Tor zur Welt” auf Kurs in Richtung grüne Zukunft.

Erste Maßnahmen für einen nachhaltigen Hafenbetrieb

Die Elektrifizierung des Hafenbetriebs und die Entwicklung einer CO₂-neutralen Treibstoffinfrastruktur sind zentrale Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität. Beim Thema Landstrom hat der Hamburger Hafen bereits eine führende Rolle eingenommen und macht beim Ausbau der Schiffsliegeplätze gute Fortschritte. Perspektivisch können damit nicht nur Kreuzfahrtschiffe, sondern auch immer mehr Containerschiffe während ihrer Liegezeiten Landstrom nutzen, statt ihre eigenen Aggregate laufen zu lassen und Schiffsdiesel zu verbrennen. Der Ausbau emissionsfreier Treibstoffe für die Schifffahrt selbst steht dagegen noch am Anfang. Erste Reedereien setzen bei ihren Neubestellungen auf Methanol, das – mit erneuerbaren Energien hergestellt – eine klimaneutrale Lösung sein kann. Eine Treibhausgaseinsparung von bis zu 90 Prozent gegenüber fossilen Treibstoffen versprechen Biokraftstoffe, die angesichts begrenzter Mengen als Beimischung in konventionellen Motoren eingesetzt werden können. Ein Treibstoff völlig ohne Kohlendioxid-Emissionen ist Ammoniak. Hier ist die Handhabung allerdings anspruchsvoller. Die Umstellung auf solche erneuerbaren Energieträger bedarf nicht nur auf Seiten der Schiffseigner großer Investitionen, sondern auch auf Seiten der Hafenstandorte in die notwendige Bunkerinfrastruktur, Importterminals und – bei Herstellung vor Ort – in Erzeugungskapazitäten.

Die letzte Meile im grünen Wandel

Im Hafen angekommen, sorgen intelligente Lagerverwaltungssysteme für die Platzierung der Container. So werden unnötige Transportwege im Hafen reduziert. Zudem beschleunigen automatische Krananlagen den Umschlag und verringern den Energieverbrauch. Die kleinen Carrier fahren zum Teil mit Strom und am Container Terminal Altenwerder sogar autonom. Weitere Investitionen in elektrische Hafenmanövrierboote, emissionsfreie Frachtumschlagsgeräte und intelligente Energiespeichersysteme sind darüber hinaus maßgeblich.
Ein großer Vorteil ist die starke Schienenanbindung des Hamburger Hafens. Für den Güterzugtransport vom Hafen in die Zielregion wurden Leichtwagons entwickelt, die etwa 4.000 Kilo weniger wiegen als herkömmliche Containerwagons, weniger Rollwiderstand haben und damit energieeffizienter sind. Sie transportieren den Container emissionsarm zum Beispiel von Hamburg nach München. Für Kurz- und Mittelstrecken sollten zusätzlich Elektro-LKW gefördert und die notwendige Ladeinfrastruktur geschaffen werden. Das bietet eine kosteneffiziente und emissionsfreie Alternative zu Dieselfahrzeugen und maximiert die Nutzung pro Fortbewegungsmittel.

Je digitaler, desto nachhaltiger

Die Integration digitaler und autonomer Systeme kann die Effizienz des Hamburger Hafens steigern und gleichzeitig die Umweltbelastung reduzieren. Diese Technologien können auch in anderen Branchen und selbst bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erhebliche Vorteile bringen. Digitale Plattformen unterstützen etwa den Hinterlandtransport per Schiene. Fortschrittliche Zugsteuerungs- und Signalsysteme, die kabellose Kommunikation zur Überwachung der Züge nutzen, könnten die Kapazität auf vielen Netzstrecken ohne zusätzliche Gleise um mehr als 20 Prozent erhöhen. Kurz: Durch Digitalisierung wird der Hamburger Hafen schneller in der Lage sein, den steigenden Anforderungen des globalen Handels gerecht zu werden und gleichzeitig seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Ein Blick in die Wasserstoff-Zukunft

Hamburg hat das Potenzial, ein Zentrum für grünen Wasserstoff zu werden. Dieser ist wichtig, um Emissionen in schwer zu elektrifizierenden Sektoren zu verringern, darunter die Stahl- und Kupferproduktion. Ein Innovationscluster wie das Clean Ports and Logistics (CPL) kann dabei helfen, die Nutzung von Wasserstoff in der Hafentechnik und -logistik voranzutreiben. In Hamburg sind Unternehmen und Institutionen wie die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen aktiv an der Initiative beteiligt. Laut International Energy Agency (IEA) steigt die weltweite Wasserstoffnachfrage bis 2031 um rund 50 Prozent. Um diesen hohen Bedarf zu decken, ist eine Infrastruktur für den Transport, die Speicherung und die Verarbeitung erforderlich.
Zusammengefasst: Der Hamburger Hafen hat das Potenzial, eine führende Rolle beim Erreichen der Klimaneutralität zu spielen. Mit einer klaren Vision, der Zusammenarbeit aller Beteiligten und dem Einsatz moderner Technologien kann der Hafen nicht nur seine Emissionen reduzieren, sondern auch seine Wettbewerbsfähigkeit stärken. Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen noch größer.