New-Work-Arbeitsmodell

Jobsharing

Jobsharing ist mehr als ein reines Arbeitszeitmodell. Es ist ein innovatives Management-Tool als Maßnahme zur Fachkräftesicherung und -bindung und kann zu mehr Vielfalt in Führungspositionen beitragen. Durch die vielfältigen Ausgestaltungsmöglichkeiten von Jobsharing und die damit verbundenen spezifischen Vorteile dieser Art der Arbeitsplatzteilung geht das Thema weit über die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinaus.

Im Tandem zum Erfolg

Jobsharing, also das Aufteilen einer Stelle auf zwei oder mehr Personen, ist eine immer beliebtere Option bei der Gestaltung der Arbeitszeit, besonders in Verbindung mit Führungsverantwortung. Durch die vielfältigen Möglichkeiten ein Tandem zu besetzen, muss Jobsharing vom Unternehmen, aber auch von den Jobsharing-Partnerinnen und -Partnern im Voraus gut vorbereitet und durchdacht sein. Welche Positionen im Unternehmen sollen im Jobsharing besetzt werden? Mit welchem Ziel? Und wie sieht es mit der konkreten Passung der jeweiligen Partnerinnen und Partner aus? Dabei ist dieses innovative Arbeitsmodell nicht nur für Frauen und nicht nur für Eltern geeignet, sondern kann die komplette Vielfalt an Beschäftigten in einem Unternehmen abbilden.
Auch die Handelskammer Hamburg hat seit 2021 eine Führungsposition im Jobsharing besetzt: Anna Heidenreich und Michaela Beck leiten gemeinsam als “Team HEIDECK” den Geschäftsbereich Fachkräfte und Lebenswerte Metropole.
Nachgefragt: Was halten Sie von Jobsharing? In der Rubrik „Nachgefragt“ stellt die HW-Redaktion eine Frage zu unterschiedlichen Themen, auf die jeweils fünf Hamburger Geschäftsleute beziehungsweise Personen bestimmter Einrichtungen oder Institutionen antworten.

Podcast „Vereinbarkeits-Espresso: Wie funktioniert Führen im Tandem?”

Hören Sie rein und lassen Sie sich von den Erfahrungen von Team HEIDECK der Handelskammer Hamburg inspirieren, die sich in diesem Podcast des Unternehmensnetzwerkes "Erfolgsfaktor Familie" mit Thomas Maier, Referent des Netzwerkbüros, über das vielschichtige Thema des Topsharings unterhalten. Erfahren Sie mehr über die Voraussetzungen, damit das Führen im Tandem für beide Seiten – die Führungskräfte sowie für die Organisation – zum Erfolg wird.

Tandem-Modelle

Die konkreten Ausgestaltungsmöglichkeiten des Jobsharings sind äußerst vielfältig. So gibt es sehr viele verschiedene Tandem-Modelle und die unterschiedlichsten Möglichkeiten im Jobsharing eine Tandem-Konstellation zu bilden. Ein Topsharing-Tandem teilt sich beispielsweise die Führungsverantwortung einer Stelle und die Tandem-Partnerinnen und -Partner ergänzen sich im Rahmen eines stärkenorientierten Einsatzes mit Ihren Fähigkeiten und Kenntnissen. Zudem gibt es die Option im Rahmen einer Nachfolge-Regelung vorübergehend Succession-Tandems einzusetzen mit Senior- und Junior-Mitarbeitenden oder Peer-Tandems für Stellen mit vielfältigen Kompetenzanforderungen und hohem Arbeitsvolumen. Diversity-Tandems nutzen die Vielfalt der Tandem-Partnerinnen und -Partner als Erfolgsfaktor: geschlechtergemischt, generationenübergreifend, mit oder ohne Kinder, verschiedene Nationalitäten, unterschiedliche Hintergründe, … Der Mannigfaltigkeit der Ausgestaltung eines (Führungs-)Tandems sind keine Grenzen gesetzt. Jedes einzelne Modell verfügt über jeweils eigene, spezifische Vorteile. Daher ist das Thema weit größer als der bloße Aspekt “Vereinbarkeit von Familie und Beruf”.

Wichtig für das (Führungs-)Tandem: Spielregeln

Die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Tandem ist ein gemeinsames Arbeits- und Führungsverständnis sowie eine übereinstimmende Vision der geteilten Stelle. Neben einer ausgeprägten Teamfähigkeit, Vertrauen und einer offenen und regelmäßigen Kommunikation braucht es zudem klare und im Voraus definierte „Spielregeln“, die der engen und strukturierten Zusammenarbeit im Tandem einen Rahmen geben.

Podcast „Führungsfragenkarussell“

Doch wie kann die alltägliche Ausgestaltung einer Tandem-Stelle im Jobsharing konkret aussehen? Eine gemeinschaftliche Bewerbung zu Beginn, ein gemeinsamer Team-Name oder die Nutzung derselben E-Mail-Adresse? Einen Einblick in ihre Erfahrungen und ihren Arbeitsalltag geben Anna Heidenreich und Michaela Beck als “Team HEIDECK” im Podcast „Führungsfragenkarussell“ mit Susanne Ringen. Hören Sie rein!

Vorteile von Shared Leadership

Als effektive Maßnahme zur Fachkräftesicherung und -gewinnung ist dieses New-Work-Arbeitsmodell nicht als reines Arbeitszeitmodell zu verstehen.
1 + 1 = 3; ein Führungstandem ist weit mehr als die zwei Teilzeit-Köpfe, die zusammenkommen. Es steckt so viel mehr als die reine Arbeitszeit dahinter.“ Team HEIDECK (Anna Heidenreich und Michaela Beck), Leiterinnen des Geschäftsbereich Fachkräfte und Lebenswerte Metropole der Handelskammer Hamburg
Das Vorurteil, dass Shared Leadership für ein Unternehmen teurer sei, stellt nur eine von vielen Perspektiven und den monetären Aspekt dieses Themas dar. Ganzheitlich betrachtet geht es um viel mehr: um das Risikomanagement eines Betriebes – eine Risikoverteilung durch geteilte Stellenbesetzung. Zudem ist es eine Möglichkeit, die vorhandene Vielfalt in der Belegschaft gewinnbringend für das Unternehmen einzusetzen und insbesondere mehr Frauen für Führungspositionen zu gewinnen. Das Unternehmen profitiert dabei nicht nur von mehr Kenntnissen, mehr Arbeitsleistung und mehr Produktivität, Jobsharing beinhaltet zahlreiche weitere Vorteile für einen Arbeitgeber.

Vorteile für den Arbeitgeber:

  • Gegenseitige Vertretung – „es ist immer jemand da“
  • Gesteigerte Effizienz und Produktivität
  • Doppelte Kompetenz: 1 + 1 = 3
  • Risikoverteilung
  • Managen von Wissenstransfer u.a. im Rahmen einer Nachfolge-Regelung
  • Reflektierte Entscheidungen
  • Employer Branding/ Fachkräftesicherung und -bindung
  • Erhöhung von Diversität in Führung
  • Verbesserte Gesundheit der Mitarbeitenden und Resilienz
  • Vorbildcharakter für Change-Prozesse im Unternehmen mit Blick auf New-Work
Auch Arbeitnehmenden bietet die Arbeitsplatzteilung – insbesondere in einem Führungs-Tandem – eine große Anzahl an Vorzügen. Eine gute Work-Life-Balance und das leichtere Koordinieren von persönlichen Projekten neben dem Beruf beschreiben eine Facette dieses innovativen Arbeitsmodells. Das individuelle Gefühl, dass sich während des eigenen Urlaubs um sämtliche Belange des eigenen Aufgabenbereichs gekümmert wird, ermöglicht eine nachhaltige Erholung sowie verbesserte Gesundheit, Motivation und Resilienz der Tandem-Partnerinnen und -Partner.

Vorteile für das Tandem:

  • Persönliche und fachliche Weiterentwicklung durch Sparring: das Matching verschiedener Kompetenzen
  • Reflexion durch gegenseitiges Coaching
  • „Partner in Crime“ – es wird nicht nur das Arbeitspensum geteilt, sondern auch Einfluss, das persönliche Netzwerk, Anerkennung, Erfolg und Misserfolg
  • Geteilte Verantwortung
  • Höhere Zufriedenheit, Motivation und Gesundheit
  • Work-Life-Balance – mehr Zeit für Familie, ehrenamtliches Engagement, Freizeit
  • Karriere in Teilzeit möglich – ein möglicher Weg aus der „Teilzeit-Falle“

HW-„Tandem“-Artikelserie

Jobsharing in Führungspositionen wird zunehmend beliebt und bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile.
Die Artikel-Reihe auf HW Online porträtiert einige dieser Tandems und stellt Beispiele und Konzepte, Vorteile und Herausforderungen vor.

Hamburger “Tandem-Roundtable”

Der von der Handelskammer Hamburg initiierte "Tandem-Roundtable" ist eine Initiative zur Förderung und Bekanntmachung von Jobsharing als New-Work-Arbeitsmodell. Die regelmäßig zweimal jährlich stattfindenden Treffen werden von Anna Heidenreich und Michaela Beck organisiert, die in der Handelskammer als „Team HEIDECK“ im Jobsharing arbeiten. Seit der Einführung im Juni 2022 konzentriert sich das Projekt darauf, hamburgweit Aufmerksamkeit für dieses innovative Arbeitsmodell als effektive Maßnahme zur Fachkräftesicherung und -gewinnung und zur Erhöhung von Vielfalt und Frauen in Führungspositionen zu gewinnen.
Nächster Termin:
Der nächste Termin steht noch nicht fest. Wir informieren an dieser Stelle und über LinkedIn, wann der nächste "Tandem-Roundtable“ stattfinden wird. Das Treffen steht allen Interessierten offen.
Die Hauptzielgruppen umfassen Jobsharing-Paare aus Wirtschaft und Verwaltung, Unternehmen verschiedener Branchen, die an innovativen Arbeitsmodellen interessiert sind, Führungskräfte und Mitarbeitende, die sich für Jobsharing interessieren sowie Frauen, die in Führungspositionen aufsteigen möchten und sich über Möglichkeiten informieren möchten, wie dies in Teilzeit möglich ist.
Durch den umfangreichen Input des ständig wachsenden Netzwerkes und die Zusammenstellung eines Pools an Expertinnen und Experten für das Thema zeigt der „Tandem-Roundtable“ die vielfältigen Ausgestaltungsmöglichkeiten des Jobsharing-Arbeitsmodells auf und stellt die gesammelten Erfahrungen interessierten Arbeitgebern aus Wirtschaft und Politik zur Verfügung. Über Artikel- und Vortragsreihen sowie Podcasts wird das Modell und seine Vorteile mit Blick auf Arbeitgeberattraktivität, Familienfreundlichkeit und den Erfolgsfaktor Vielfalt in der Führung bekannter gemacht. Durch die Marketingmaßnahmen des Projektes war Jobsharing beispielsweise eines der Schwerpunkthemen bei Formaten wie dem „Tag des Mittelstands 2023: Fachkräfte finden und binden“.
“Eine zentrale Vision des “Tandem-Roundtable” ist es, Hamburg zur Tandem-Hauptstadt Deutschlands zu machen und die Vorteile von Jobsharing und New-Work-Modellen in der lokalen Wirtschaftslandschaft zu verbreiten.” Team HEIDECK (Anna Heidenreich und Michaela Beck), Leiterinnen des Geschäftsbereich Fachkräfte und Lebenswerte Metropole der Handelskammer Hamburg
Das Projekt zeichnet sich durch seine Einzigartigkeit in Deutschland, die branchen- und unternehmensübergreifende Vernetzung und den intensiven Erfahrungsaustausch aus.
Netzwerken über LinkedIn:
Möchten Sie mehr über Best Practice-Beispiele im Jobsharing erfahren, sich austauschen oder am nächsten „Tandem-Roundtable“ teilnehmen?
Treten Sie der LinkedIn-Gruppe „Tandem-/Jobsharing-Roundtable der Handelskammer Hamburg“ bei.
Das Netzwerk und die Anzahl der Teilnehmenden des „Tandem-Roundtable“ wächst seit 2022 kontinuierlich. Gestartet mit ungefähr 20 Interessierten, sind inzwischen hamburgweit über 100 Personen im Tandem-Netzwerk aktiv: Jobsharing-Paare von Unilever, Google, Beiersdorf, HASPA, Dr. Brill Institute, Hamburger Kunsthalle, Bürgerschaftskanzlei, Accenture, Airbus, Lufthansa Technik, Tchibo, Otto Group und vielen weiteren Unternehmen sowie Personalberater und Coaches.

Inspirationen vom „Tandem-Roundtable“ am 14. März 2024 bei der Beiersdorf AG