Flexible Arbeitszeiten

Welche Argumente sprechen für flexible Arbeitszeiten?

Flexible Arbeitszeiten sind ein Gewinn – für Arbeitgeber und Beschäftigte. Werden Arbeitszeitmodelle richtig umgesetzt, profitieren beide Seiten gleichermaßen.
Arbeitgeber können qualifizierte Beschäftigte halten und neue gewinnen, sparen Wiedereingliederungskosten und können besser auf Nachfrageschwankungen reagieren. Außerdem können Unternehmen sich als attraktive Arbeitgeber positionieren.
Beschäftigte erhalten die notwendige Flexibilität und Verlässlichkeit, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen oder etwa die Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen zu verbessern, aber auch um anderen, privaten Angelegenheiten nachzugehen.
Des Weiteren steigen durch die zunehmende Digitalisierung die Möglichkeiten für flexible und mobile Arbeitsformen, zum Beispiel durch Breitbandverbindungen, mobile Endgeräte und Cloud-Dienste. Analog zur Industrie 4.0 spricht man hier vom Arbeiten 4.0.
Ein weiteres Argument betrifft die wachsende Mobilität. Verkehrsaufkommen und damit Staus und Umweltbelastungen können ebenso durch flexible und mobile Arbeiten vermindert werden.

Welche flexiblen Arbeitszeitmodelle gibt es?

Mittlerweile existiert eine ganze Bandbreite an flexiblen Arbeitszeitmodellen. Die Art richtet sich hier nach einer Flexibilisierung des Arbeitsortes und/oder einer Flexibilisierung der Arbeitszeit. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl dieser Modelle.
Teilzeit
Jedes Arbeitsverhältnis, dessen Arbeitszeit geringer ist als die betrieblich vereinbarte Regelarbeitszeit, wird als Teilzeitarbeitsverhältnis verstanden. Das Spektrum reicht dabei von zeitlich sehr geringen bis zu vollzeitnahen Beschäftigungsverhältnissen (über 30 Stunden).
Grundsätzlich kann Teilzeit in allen Branchen umgesetzt werden. Zielgruppen sind in der Regel alle Beschäftigten, die ihre Arbeitszeiten reduzieren möchten. Inzwischen gibt es auch Führungskräfte, die erfolgreich in Teilzeitmodellen arbeiten. Den grundsätzlichen Anspruch auf Teilzeitarbeit hat der Gesetzgeber im Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBFG) verankert.
Gleitzeit
In Gleitzeit können Beschäftigte im Rahmen bestimmter Regeln Beginn, Ende und gegebenenfalls auch die Länge der Arbeitszeit selbst bestimmen. Sie verschafft sowohl Beschäftigten als auch Unternehmen mehr zeitliche Flexibilität, denn beide Seiten können bedarfsorientierter agieren.
Das Gleitzeitmodell ist – mit Einschränkungen (z. B. im Bau oder in der Logistik) – für alle Branchen geeignet. Die Einführung ist an die Einrichtung von Arbeitszeitkonten (Gleitzeitkonten) geknüpft, um die tägliche Arbeitszeit zu dokumentieren.
Vertrauensarbeitszeit
Bei Vertrauensarbeitszeit bestimmen Beschäftigte selbst, wann und wie lange sie arbeiten. Die Messung der Leistung erfolgt anhand der Arbeitsergebnisse und nicht anhand der Arbeitszeit.
Vertrauensarbeitszeit setzt sehr gut organisierte Beschäftigte voraus. Außerdem muss zwischen Unternehmen und Beschäftigten ein gewisses Maß an Vertrauen herrschen, um diese Form der Arbeitszeitgestaltung umzusetzen. Vertrauensarbeitszeit wird vorzugsweise in projektorientierten Wirtschaftszweigen sowie in Forschung und Entwicklung angewandt. Darüber hinaus eignet es sich besonders auf der Führungsebene.
Mobiles Arbeiten
Unter Mobilem Arbeiten versteht man das telekommunikationsgestützte Arbeiten an einem flexiblen Ort außerhalb des Unternehmens (meistens von zu Hause aus). Häufig werden innerhalb dieses Arbeitszeitmodells bestimmte Tage in der Woche als Tage für Mobiles Arbeiten deklariert, während die restliche Zeit am eigentlichen Arbeitsplatz gearbeitet wird.
Grundsätzlich ist Mobiles Arbeiten für alle Beschäftigten geeignet, deren Arbeiten EDV-gestützt sind und die alle notwendigen Informationen elektronisch unter Berücksichtigung von Datenschutzerfordernissen zur Verfügung gestellt bekommen. Beschäftigte müssen ebenso ihre Arbeitsergebnisse elektronisch übermitteln können.
Jobsharing
Jobsharing ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem ein Arbeitsplatz in der Regel durch zwei Beschäftigte wahrgenommen wird, die in Teilzeit arbeiten. Die kooperierenden Beschäftigten sollten möglichst verschiedene Zeitbedürfnisse haben, ähnliche Qualifikationen aufweisen oder sich ergänzen. Zudem ist ein hohes Maß an Teamfähigkeit erforderlich.
Für Jobsharing gibt es keinen spezifischen Branchenfokus. Ein weiterer Anwendungsbereich ist der Übergang zum Renteneintritt, um Nachfolger einzuarbeiten.
Lebensarbeitszeit
Ein Lebensarbeitszeitkonto ist für die Sammlung von langfristigen Guthaben gedacht. Das Modell erfordert die Einrichtung von Arbeitszeitkonten, um die tägliche Arbeitszeit zu dokumentieren. Beschäftigte können entsprechend individueller Lebensphasen über dieses Konto zusätzlich geleistete Zeit ansparen und aufbrauchen, indem sie ihre Arbeitszeit wieder reduzieren. Unternehmen und Beschäftigte haben hier einen langfristigen Planungsansatz, bei dem idealerweise die gesamte Zusammenarbeit von Unternehmenseintritt bis Ruhestand geplant wird.
Lebensarbeitszeitkonten sind an keine bestimmte Branche gebunden. Das Modell eignet sich jedoch eher für Teilzeitbeschäftigte, weil es bei Vollzeitbeschäftigten schnell zur Überlastung kommt, wenn Extrastunden auf dem Lebensarbeitszeitkonto gesammelt werden sollen.
Es gibt keine Patentrezepte. Jedes Unternehmen muss die eigene Situation gründlich analysieren und auf das Unternehmen zugeschnittene Maßnahmenpakete entwickeln. Gefragt sind letztlich die Einsicht in die Notwendigkeit, für Fach- und Führungskräfte ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, und der Wille des Arbeitgebers zur Flexibilität. Manchmal reicht es bereits, einige Stellschrauben zu drehen, um sich auf die Lebens- und Arbeitssituation der Mitarbeiter besser einzustellen.

Wann sind Arbeitszeitmodelle in der Praxis erfolgreich?

Es gibt keine Patentrezepte. Jedes Unternehmen muss die eigene Situation gründlich analysieren und auf das Unternehmen zugeschnittene Maßnahmenpakete entwickeln. Gefragt sind letztlich die Einsicht in die Notwendigkeit, für Fach- und Führungskräfte ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, und der Wille des Arbeitgebers zur Flexibilität. Manchmal reicht es bereits, einige Stellschrauben zu drehen, um sich auf die Lebens- und Arbeitssituation der Mitarbeiter besser einzustellen.
Einige Beispiele für den erfolgreichen Einsatz von Arbeitszeitmodellen in der Praxis finden Sie demnächst hier.

Welche Grenzen gibt es?

Für flexible Arbeitszeitmodelle sind klare Strukturen, verbindliche Regeln, Verlässlichkeit und eine gute Kommunikation unabdingbar. Weiterhin gehören eine entsprechende Unternehmenskultur und Kompetenzen auf Seiten der Führungskräfte und der Beschäftigten dazu.
Betriebliche Erfordernisse wie Kundenwünsche, Maschinenlaufzeiten, Service- und Öffnungszeiten sind mit den Wünschen der Beschäftigten in Einklang zu bringen. Zudem sind verschiedene rechtliche und technische Rahmenbedingungen zu beachten. Hierzu gehören beispielsweise:
  • Arbeitszeitrecht (z. B. maximale tägliche Arbeitszeit, Pausen- und Ruhezeiten, Zeiterfassung)
  • Arbeitsschutz (z. B. Arbeitssicherheit und Schutzmaßnahmen, Gefährdungsbeurteilung)
  • Datenschutz (z. B. technische und organisatorische Maßnahmen zum Schutz persönlicher Daten, IT-Sicherheitskonzept)
  • tarifrechtliche Regelungen
  • Betriebsvereinbarungen
  • technische Arbeitsmittel
  • Kommunikationsmittel und -Möglichkeiten

Wo finden Sie hilfreiche Informationen?

Hier finden Sie Handlungsleitfäden und Tipps für die Einführung flexibler und mobiler Arbeitsformen.
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