Ostthüringer Wirtschaft: Stimmung erhält erneut einen Dämpfer

IHK-Konjunkturumfrage regional: Kaum Anzeichen für eine Trendumkehr

Die Konjunktur macht eine Rolle rückwärts. Während sich noch im Frühjahr ein Ende der Talfahrt andeutete, geht es im Herbst mit der Stimmung unter den Unternehmen wieder bergab. Im Vergleich der Landkreise und kreisfreien Städte gibt es nur wenig Lichtblicke, die Hoffnung auf eine Trendumkehr machen. Große Sorgen bereiten den Unternehmen die unzuverlässigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die gestiegenen Kosten für Energie und Personal sowie die Nachfrageentwicklung. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen zu Gera, für die rund 1.100 Unternehmen aller Branchen und Regionen Ostthüringens befragt wurden.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer im konjunkturellen Herbstblues verbreitet zumindest die Wirtschaft in der kreisfreien Stadt Gera. Der Konjunkturklimaindikator, das geometrische Mittel der Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen, steigt hier zum zweiten Mal in Folge und notiert aktuell bei 97,5 Punkten. Im regionalen Vergleich ist das der Spitzenwert, wenngleich die Wachstumsschwelle von 100 Punkten auch in Gera derzeit nicht überschritten wird. Die Unternehmen sind geringfügig zufriedener mit ihren laufenden Geschäften. Jedes dritte Unternehmen meldet eine gute Geschäftslage, weitere 43 Prozent sind zufrieden. Jeder vierte Befragte fällt jedoch ein negatives Urteil. Bei den Erwartungen nimmt der Anteil ungünstiger Einschätzungen zu (auf 22 Prozent). Mit einer Verbesserung rechnet jedoch nur jedes zehnte Unternehmen.
In der kreisfreien Stadt Jena hat sich die Stimmung in der Wirtschaft hingegen erneut abgekühlt. Die Bewertungen zur Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen gehen merklich zurück. Knapp 30 Prozent der Betriebe rechnen mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung in den nächsten 12 Monaten, 61 Prozent der Firmen erwarten keine Veränderung. Das hat Auswirkungen auf die Investitionsabsichten, die zum dritten Mal in Folge rückläufig sind. 51 Prozent der befragten Unternehmen aus der Lichtstadt planen weniger oder keine Investitionsausgaben. Auch bei Neueinstellungen halten sich die Unternehmen zurück. Nur in acht Prozent der Firmen sollen zusätzliche Stellen entstehen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Viele Unternehmen melden eine verhalten bis schwache Nachfrage. 67 Prozent der Unternehmen registrieren ein im Vorjahresvergleich unverändertes Auftragsvolumen, bei 30 Prozent der befragten Betriebe sind die Auftragseingänge sogar zurückgegangen. Eine Trendwende zeichnet sich im Landkreis derzeit nicht ab. 41 Prozent der Unternehmen am Saalebogen erwarten eine ungünstigere Entwicklung, 37 Prozent der Befragten keine Veränderung. Die äußerst zurückhaltendenden Investitions- und Personalpläne lassen zudem kaum Wachstumsimpulse erwarten.
Im Saale-Holzland-Kreis verschlechtert sich die Geschäftslage der Unternehmen wieder. Nur noch 23 Prozent der Befragten (minus sieben gegenüber der Vorumfrage) vergeben die Note „gut“, während sich deutlich mehr Unternehmen unzufrieden zeigen (39 Prozent, plus sieben). 43 Prozent der Betriebe rund um das Hermsdorfer Kreuz verzeichnen weniger Auftragseingänge. Die Nachfrageentwicklung zählt für jedes zweite Unternehmen zu den größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung. Die Erwartungen bleiben daher zurückhaltend. Nur sieben Prozent der Firmenchefs geben eine positive Geschäftsprognose ab.
Auch im Saale-Orla-Kreis hält der konjunkturelle Abwärtstrend an. Der IHK-Konjunkturklimaindikator für den Landkreis geht zum dritten Mal in Folge zurück, rangiert mit aktuell 67,0 Punkten deutlich unterdurchschnittlich. Die aktuelle Lage wird von den Unternehmen erneut ungünstiger bewertet. Auch der Ausblick bleibt insgesamt trüb. Fast die Hälfte aller Befragten erwartet eine schlechtere Geschäftsentwicklung, während nur noch neun Prozent zuversichtlich sind. Die größten Risiken sehen die Unternehmen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und bei den Kosten für Energie und Arbeit.
Leicht verbessert präsentiert sich die Stimmung unter den Unternehmen im Landkreis Greiz. Dennoch bleiben sowohl die Lage als auch die Erwartungen im langjährigen Vergleich deutlich unterdurchschnittlich. So wird die Geschäftslage von 20 Prozent der Befragten (plus fünf) als gut bewertet, während sich 36 Prozent der Unternehmen (minus vier) gegenteilig äußern. Die Erwartungen der Unternehmen verharren mit -23 Saldenpunkten im negativen Bereich. Immerhin nimmt die Investitionsneigung wieder zu: 54 Prozent der Betriebe im Landkreis wollen künftig mehr oder konstant investieren.
Die Konjunktur im Altenburger Land tritt auf der Stelle. Die schwache Nachfrage belastet bei vielen Unternehmen weiter die Geschäfte. 45 Prozent der Befragten verzeichnen ein geringeres Auftragsvolumen als im Vorjahr. Nur fünf Prozent der Befragten melden mehr Bestellungen. Die Sorgen vor allem um die Inlandsnachfrage spiegeln sich nicht zuletzt auch in den Erwartungen wider. 35 Prozent der Firmenchefs machen eine negative Geschäftsprognose, jeder Zweite rechnet mit keiner Veränderung. Entsprechend schwach sind die Investitionsabsichten: Zwei Drittel der Unternehmen im Landkreis werden ihr Budget kürzen oder gar nicht investieren. Wenn Ausgaben geplant sind, dann meist zur Ersatzbeschaffung.
Angesichts von Null-Wachstum und fehlenden Investitionen hofft Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie bei der IHK Ostthüringen, auf eine schnelle Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik auf allen Ebenen. „Die Lage ist über alle Branchen besorgniserregend. Reformen, vor allem die Entlastung bei Bürokratie, schnelle Genehmigungsverfahren, Investitionsanreize und Kostenabbau bei Energie sind dringend erforderlich, um der angeschlagenen Wirtschaft zu helfen“, so Weinert.
11.11.2024, ba