Ostthüringer Wirtschaft: Pessimismus macht sich breit

Preisexplosion und Ukraine-Krieg trüben die Stimmung

Der Krieg in der Ukraine und die Preisexplosion bei Energie und Rohstoffen drücken die Stimmung unter den Ostthüringer Unternehmen. Während die aktuelle Lage noch vergleichsweise günstig eingeschätzt wird, haben sich die Erwartungen in der regionalen Wirtschaft deutlich eingetrübt. Nur noch jeder siebte Firmenchef zeigt sich mit Blick auf die künftigen Monate zuversichtlich. Das sind zentralen Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen zu Gera im Frühjahr 2022, an der 386 Unternehmen mit zusammen 12.400 Beschäftigten beteiligten.
Knapp die Hälfte der Betriebe (41 Prozent), und damit deutlich mehr als noch zu Jahresbeginn, blickt pessimistisch auf die kommenden Monate. 45 Prozent erwarten eine gleichbleibende Entwicklung. Der IHK-Konjunkturklimaindikator für Ostthüringen gibt im Vergleich zum Jahreswechsel um zwei Punkte nach.
Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage bleiben auf vergleichsweise hohem Niveau. 41 Prozent der Unternehmen bewerten diese als gut, weitere 38 Prozent als befriedigend oder saisonüblich und 21 Prozent der Umfrageteilnehmer als schlecht.
Nicht unerwartet verzeichnen die energie- und rohstoffintensiven Wirtschaftszweige Bau und Verarbeitendes Gewerbe laut IHK-Umfrage den stärksten Stimmungsrückgang. Unter den Dienstleistern und im Gastgewerbe hat sich mit Wegfall der meisten Pandemie-bedingten Einschränkungen das Konjunkturklima indes verbessert.
„Das unwägbare Kostenrisiko erreicht immer bedrohlichere Größenordnungen. Vier von fünf Betriebe sehen derzeit in den Energie- und Rohstoffpreisen eine ernstzunehmende Gefahr für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Hinzu kommen Lieferkettenschwierigkeiten und nicht zuletzt Fragen der Versorgungssicherheit mit Gas, mit denen die Unternehmen angesichts des Krieges in der Ukraine konfrontiert sind“, erklärt Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie in IHK Ostthüringen. Sie verweist auf die IHK-Beratungsangebote zum Thema Gasversorgung unter gera.ihk.de/notfallplan
Angesichts des Fachkräftemangels sorgen die Unternehmer mit ihren Personalplänen für die Zukunft vor. Drei Viertel von ihnen wollen ihre Mitarbeiter im Unternehmen halten. 14 Prozent der Firmen wollen überdies zusätzliche Stellen schaffen. „Die Unsicherheit schlägt sich allerdings in zurückhaltenden Investitionsabsichten nieder“, so Weinert. Nur noch 51 Prozent der Unternehmen planen mehr oder gleich hohe Investitionen (vorher 58 Prozent).
Auch Thüringenweit kühlt sich die Stimmung in der Wirtschaft ab. Branchenübergreifend bewerten 77 Prozent der befragten Unternehmen aller drei Thüringer Industrie- und Handelskammern ihre aktuelle Geschäftslage noch mit gut oder befriedigend. Der Blick auf die nächsten Monate fällt jedoch deutlich verhaltener aus. Lediglich 14 Prozent erwarten eine Verbesserung der Situation, 43 Prozent rechnen dagegen mit einer ungünstigeren Entwicklung. So bleibt der Thüringer Konjunkturklimaindex mit 89 Punkten im Vergleich zum Jahresbeginn (90 Punkte) nahezu unverändert niedrig. Der langjährige Durchschnitt beläuft sich auf 109 Punkte. Als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens sehen 87 Prozent der Thüringer Firmenchefs die enorm steigenden Energie- und Rohstoffpreisen, gefolgt vom Fachkräftemangel und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit jeweils 58 Prozent. Das spiegelt sich auch thüringenweit in den Investitionsplänen wider. Während 18 Prozent der Befragten ihr Budget erweitern wollen, planen 46 Prozent weniger oder keine Investitionen. Auf dem Arbeitsmarkt haben die erschwerten Rahmenbedingungen bislang kaum Auswirkungen gezeigt. 13 Prozent der Thüringer Firmen wollen ihr Personal aufstocken, 76 Prozent die derzeitige Zahl an Mitarbeitern konstant halten und elf Prozent kalkulieren Stellenkürzungen ein.
Den ausführlichen Konjunkturbericht finden Sie unter gera.ihk.de/konjunktur
12.5.2022, Sf