Erneuter Stimmungseinbruch als Alarmsignal
IHK-Konjunkturumfrage: Lage der Ostthüringer Wirtschaft ist angespannt und Ausblick von Unsicherheit geprägt
Nach Pandemie und den Folgen der geopolitischen Krisen stehen die Ostthüringer Unternehmen zum dritten Mal in Folge vor einem schwierigen Winter. Der IHK-Konjunkturklimaindex, das Stimmungsbarometer für die aktuelle Geschäftslage und Perspektiven, verschlechtert sich im Herbst auf nur noch 87,6 Punkte. Er entfernt sich damit wieder unverkennbar von der 100-Punkte-Marke, der Grenze zwischen positiver und negativer Gesamtstimmung. Im Vergleich zur letzten Umfrage im Frühjahr ist das ein Rückgang um 11 Punkte. Die Stimmungseintrübung resultiert vorrangig aus den deutlich schlechteren Erwartungen an die künftigen Geschäfte. An der aktuellen Umfrage der IHK Ostthüringen zu Gera haben 365 Unternehmen mit zusammen 16.090 Beschäftigten teilgenommen.
Entsprechend des herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Umfelds bewerten die Ostthüringer Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage zurückhaltend. Zwar überwiegen weiter die positiven Urteile gegenüber den negativen (31 Prozent gegenüber 26 Prozent), aber im Vergleich zum Frühjahr ging auch der Lageindex um fünf Saldenpunkte nach unten.
Die Erwartungen der Unternehmen gehen deutlich zurück. Über nahezu alle Branchen hinweg blicken die Betriebe negativer auf die kommenden Monate. Nur noch jede neunte Firma rechnet aktuell mit günstigeren Geschäften. Als größtes Risiko nennen die Unternehmen erstmals die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, gefolgt von Energiepreisen sowie Arbeitskosten.
Die gedämpften Erwartungen spiegeln sich in zurückhaltenden Personal- und Investitionsplänen bei vielen Unternehmen wider. Nur noch knapp zehn Prozent der Umfrageteilnehmer (minus zwei gegenüber Frühjahr 2023) planen zusätzliche Stellen. Die große Mehrheit der hiesigen Betriebe (72 Prozent) erwartet eine unveränderte Beschäftigtenzahl, während 18 Prozent der Unternehmen (plus drei) einen Personalabbau erwägen.
Gestiegene Zinsen, hohe Kosten und Unsicherheiten bezüglich der Nachfrageentwicklung belasten das Investitionsklima. So plant ein gestiegener Anteil von 31 Prozent der Unternehmen keine Investitionsausgaben in den nächsten 12 Monaten. Ein größeres Investitionsbudget ist bei unverändert 16 Prozent der Betriebe vorgesehen, weitere 35 Prozent (minus zwei) erwarten konstante Ausgaben.
Verschlechtert hat sich die Stimmung vor allem unter den Industrieunternehmen durch Preissteigerungen, Materialengpässe und Auftragsrückgänge. Dem Handel macht nach wie vor die Konsumflaute zu schaffen. Als stabilisierender Faktor im unruhigen konjunkturellen Fahrwasser präsentiert sich die Dienstleistungsbranche, wenngleich auch hier der Ausblick auf die kommenden Monate zurückhaltend ausfällt. Positive Impulse sendet das Gastgewerbe. Hier hat sich das Konjunkturklima im Herbst verbessert, die Branche zeigt sich zufrieden mit dem Saisongeschäft.
„Die Ergebnisse der Konjunkturbefragung sind ein Alarmsignal an die Politik. Hohe Energiepreise, Arbeits- und Materialkosten, weiter steigende bürokratische Belastungen und ein wirtschaftlich schwieriges Umfeld führen zu Frust und Verunsicherung bei den Unternehmen bis hin zu Existenzängsten. Die Politik muss dringend handeln: Genehmigungsverfahren beschleunigen, wettbewerbsfähige Energiepreise langfristig sichern, Bürokratie deutlich abbauen und unternehmerische Freiheiten stärken mit nachhaltigen Anreizen für Investitionen in den Wirtschaftsstandort Deutschland. Nur so kann das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort – und damit auch die Konjunktur – wieder gestärkt werden“, betont Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie bei der IHK Ostthüringen.
20.10.2023, ba