THEMA JUNI 2024

Etwas tun, nicht nur reden

Anfang März hat Hermsdorf mit Aktionen und Angeboten viele Menschen in die sonst eher ruhige Innenstadt gelockt. „Hermsdorf macht auf“ war nicht nur das erste Innenstadt-Event seit langem, sondern auch ein Erfolg für alle Beteiligten, so die Einschätzung von Organisator und Innenstadthändler Holger Günthel. Seine Vision, die bessere Vernetzung der Innenstadtakteure untereinander und mit der Stadt, hat damit eine erste Hürde genommen.

Lebenswertes Umfeld – für Einwohner und Wirtschaft 

Holger Günthel ist seit über 50 Jahren in der Region zu Hause. Er kennt die Stadt und hat ihre Entwicklung miterlebt. Viele Industriebetriebe seien auf dem Tridelta-Gebiet entstanden und böten Arbeitsplätze. Weitere Ansiedlungen seien geplant. Aber in der Innenstadt werde es immer stiller. Nur wenige Menschen kommen noch zum Einkaufen in die Eisenberger Straße, in der die meisten Geschäfte angesiedelt sind. Er selbst betreibt dort sein Geschäft „ArtVillaAdorno“, ein Juwelier- und Modefachgeschäft, und kennt die Zwänge, mit denen die Händler zu kämpfen haben: immer weniger Kunden, Leerstände in der Nachbarschaft, Personalmangel und in der Folge reduzierte Öffnungszeiten. „Lebendiges Stadtleben mit Handel, Gastronomie, Dienstleistungen und Kultur ist aber ein wichtiger Faktor für ein lebenswertes Umfeld – sowohl für die Einwohner als auch für die Firmen, die Mitarbeiter binden und neue gewinnen wollen“, sagt er.
Gerade in kleinen Städten sei Stadtmarketing und Stadtentwicklung ein sehr komplexes und differenziertes Thema. „Größere Städte haben ein Budget und Personal für professionelle Entwicklungskonzepte. Das können kleine Orte nicht leisten.“ Umso wichtiger sei es, selbst aktiv zu werden, Zeichen zu setzen. Für ihn das Allerwichtigste: „Kommunikation – mit der Kommune aber auch untereinander.“ 

Aktionstage: Gemeinsam aktiv werden

Mit diesem Gedanken ging Holger Günthel auf andere Hermsdorfer Händler und Innenstadtakteure zu. Seine Idee: Ein Aktionstag, an dem alle gemeinsam ihre Geschäfte öffnen, kleine Events für Kunden anbieten und so ein Zeichen setzen. „Fast bei allen fand ich Zuspruch und so konnten wir am 1. und 2. März zu ‚Hermsdorf macht auf‘ einladen“, freut er sich noch heute über die erfolgreiche Zusammenarbeit. „Jeder hat sich mit eigenen Ideen eingebracht – vom Buchladen bis zur Sparkasse. Es gab beispielsweise eine Autorenlesung, Kinderschminken, Straßenmusik und viele weitere Aktionen.“ Organisation und Marketing haben die Akteure in die eigene Hand genommen. Holger Günthel übernahm die Koordination und die Gestaltung der Werbeflyer. „Sowohl von den beteiligten Händlern als auch von vielen Gästen und Kunden habe ich positives Feedback bekommen. Das macht Mut für weitere Projekte.“ 
An Ideen mangelt es dem umtriebigen Händler nicht: Das geplante Campusfest des Tridelta Campus nutzen, um auch in der Innenstadt Aktionen zu organisieren, einen Markttag ins Leben rufen, an dem regionale Erzeuger selbst geerntete und verarbeitete Produkte anbieten und natürlich „Hermsdorf macht auf“ regelmäßig fortzuschreiben und mehr Akteure und auch Vereine einzubeziehen – zum Beispiel aus der Gastronomie oder aus der Region.
Eines steht für ihn (und alle anderen Beteiligten) aber fest: Ohne enge Vernetzung und die aktive Unterstützung der Stadt geht es nicht. 

Konkurrenzdenken überwinden und Stadt einbeziehen

Um die erfolgreiche Zusammenarbeit fortzusetzen, treffen sich die Hermsdorfer Innenstadt-Unternehmer regelmäßig zum Gewerbestammtisch. Bei den Diskussionsrunden mit dabei: Vertreter der Stadt. Im Mittelpunkt vieler Gespräche stehen Ideen und Lösungsansätze zur Belebung der Innenstadt. „So haben wir beispielsweise vorgeschlagen, freiwerdende Gewerberäume nicht für andere Nutzungen umzuwidmen und wollen auch bei Entwicklungskonzepten und Infrastrukturentwicklung die Sicht der ansässigen Unternehmer einbringen.“ 
Der Stammtisch trägt aber auch dazu bei, dass sich die Unternehmer stärker miteinander vernetzen. Nicht nur bezogen auf gemeinsame Aktionen bringe die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt Nutzen für alle. „Warum nicht über die Angebote anderer auch im eigenen Geschäft informieren – zum Beispiel mit Auslage von Flyern?“, nennt Holger Günthel einen Ansatz. „Brücken bauen, statt Konkurrenzdenken“, so sein Fazit, sei ein guter Weg, gemeinsam ein Zeichen für eine lebendige Innenstadt zu setzen.
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