THEMA JUNI 2024

Agieren, nicht reagieren

Wenn man durch die Innenstadt Pößnecks geht, erlebt man ein ansprechendes Umfeld, ein vielfältiges Angebot an Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen – kurzum: es ist „Leben“ in der Stadt. Trotzdem findet man hier, so wie in vielen anderen Ostthüringer Städten, auch leerstehende Geschäfte und Häuser. Um dem etwas entgegenzusetzen, geht das Mittelzentrum neue Wege, die Frank Bachmann, Fachbereichsleiter Bau und Stadtentwicklung, mit „Agieren statt reagieren“ auf den Punkt bringt.

Dienstleistungen in den Fokus gerückt

Demografischer Wandel, Wettbewerbsdruck durch Onlinehandel, durch vielschichtige Krisen von Pandemie und Krieg bis Inflation verunsichertes Konsumverhalten, gehen auch an den Handels- und Dienstleistungsbetrieben des Mittelzentrums Pößneck nicht spurlos vorbei. „Auch in unserer Stadt gibt es Ladensterben und wenn etablierte Traditionsgeschäfte ohne Nachfolger aufgeben, ist das eine besorgniserregende Entwicklung, die uns zum Handeln zwingt“, sagt er und verweist auf das Integrierte Stadtentwicklungskonzept „ISEK Pößneck 2035“. Im Fokus bei der Innenstadtentwicklung stehen vielfältige Dienstleistungen und nicht wie oft üblich der Handel. „Wir haben Reisebüros, Friseurgeschäfte aber auch Beratungsangebote und die Büros der Stadtverwaltung und des Finanzamtes in die Innenstadt ‚geholt‘. Dadurch entstanden vielfältige Anlaufpunkte für unsere Bürger. Das belebt die Innenstadt, wovon auch Handel und Gastronomie profitieren.“

Modellprojekt „Vitale und resiliente Innenstadt Pößneck“

Gleichzeitig wird nach „strategischen Lösungsansätzen für die Stabilisierung und den Erhalt wichtiger Einkaufsanker“ gesucht, wie es in einem Stadtratsbeschluss heißt. Wichtige Impulse gab dabei der Austausch im Thüringer Aktionsbündnis „Innenstädte mit Zukunft“ – unter anderem bei der Frage, wie man Investoren unterstützen kann, die ein Ladengeschäft übernehmen wollen. Ausgangspunkt war das „Haus der Geschenke“, das seit 1848 fest zur Innenstadt gehört und seit Februar 2024 geschlossen ist. Ein Investor, der das Ladengeschäft fortführen will, wurde schnell gefunden, braucht aber aufgrund von hohen Investitionsausgaben in der Startphase finanzielle Unterstützung. Die Lösung: Die Stadt entwickelte ein experimentelles Modellprojekt „Die vitale und resiliente Innenstadt Pößneck“. Gefördert durch die Städtebauförderung des Freistaates Thüringen, können damit auch Neuansiedlungen und Nachfolgeregelungen unterstützt werden. „Das erste geförderte Einzelvorhaben ist das ‚Haus der Geschenke‘. Das Projekt soll perspektivisch aber auch für alle ähnlichen Innenstadtinvestitionen offen sein“, so Frank Bachmann.

Sanierung statt Verfall

Für den Bauamtsleiter hat Leerstandmanagement in der Stadt noch eine weitere Komponente: ungenutzte und sanierungsbedürftige Häuser. Statt mühsamer Suche nach Käufern und langsamen Verfall habe sich die Stadt vor zehn Jahren entschieden, solche Gebäude selbst zu sanieren und anschließend an Investoren zu verkaufen, die dann den Innenausbau übernehmen – ein tragfähiges Nutzungskonzept vorausgesetzt. „Durch die Kombination von Wohnen und Gewerbe werden solche Häuser attraktiver für Käufer und können wesentlich schneller, spätestens nach fünf Jahren, wieder das Stadtbild bereichern.“ Das sei nach seinen Erfahrungen der effizienteste Weg. Aktuell sind es sieben Projekte, die wiederbelebt werden sollen. Insgesamt wurden so bisher acht Gebäude saniert.
Thüringer Aktionsbündnis „Innenstädte mit Zukunft“
Eine wesentliche Grundlage für die Stärkung der Thüringer Innenstädte ist die intensive und zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen der Landespolitik, den Kommunen und deren Bewohnern sowie allen innenstadtrelevanten Akteuren. Das Thüringer Aktionsbündnis ist dafür die Kommunikations-, Austausch- und Arbeitsplattform. Die Geschäftsstelle des Aktionsbündnisses, angesiedelt bei der LEG Thüringen, bündelt gemeinsam mit den Bündnispartnern die vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen und strukturiert den Entwicklungsprozess mit dem Ziel, wirkungsvolle Maßnahmen zur Stärkung unserer Innenstädte vorzubereiten und in die praktische Umsetzung zu führen.

leg-thueringen.de/thueringer-aktionsbuendnis-innenstaedte-mit-zukunft
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