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„Ja, das machen wir!“
Mit viel Mut, hochmotiviert aber auch mit nur wenig Erfahrung in der Unternehmensleitung haben Marielis Kern und Peter Pelikan 2017 nach dem Tod des Inhabers das Management der Thüringer Fiber-Trommel GmbH (TFT) in die Hände genommen. Sie haben Betriebsabläufe umgestellt und sowohl in Technik als auch in Personalentwicklung investiert. Seit Juni 2023 sind sie nun stolze Inhaber der traditionsreichen Firma aus Rositz.
Marielis Kern und Peter Pelikan
© TFT
Nachhaltiges Verpackungsmittel seit 1965
TFT ist seit 1965 einer der drei wichtigsten Anbieter von Fibertrommeln in Deutschland. Diese aus Papier und Spezialklebstoff hergestellten Behälter sind in der chemischen Industrie, der Pharmazie, bei Lebensmittelherstellern aber auch bei einigen Metallverarbeitern gefragt. „Unsere Fibertrommeln sind als Gefahrgutbehälter zugelassen. Lacke und Farben, Pulver oder Pasten, aber auch Düngemittel können in ihnen transportiert und gelagert werden. Wir haben auch Kunden, die Draht und Kabel darin verpacken“, zählt Marlies Kern einige Nutzungsmöglichkeiten auf. Als nachhaltiges Verpackungsmittel könnten die Fibertrommeln eine attraktive Alternative zu Kunststoff- oder Metallbehältern sein. „Gemeinsam mit unseren Kunden sind wir in unserer Entwicklungsabteilung dabei, immer neue Einsatzmöglichkeiten zu erschließen.“
Zäsur und Neuanfang
Während sie begeistert die Produkte ihrer Firma vorstellt, erinnert sie sich an ihren ersten Arbeitstag in der Firma zum Jahresbeginn 2017. „Ich hatte keine Ahnung, was Fibertrommeln sind“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Das Unternehmen steckte damals mitten in einem Sanierungsprozess und die studierte Volkswirtin sollte sich langfristig in die Geschäftsführung einarbeiten. Doch dafür blieb nicht viel Zeit, denn wenige Wochen später starb der Inhaber und alleinige Geschäftsführer Rainer Pöhlmann.
„Er hatte 1992 die Firma von der Treuhand gekauft und viel Herzblut in die Modernisierung des Maschinenparks und die Gebäudesanierung investiert. Mit viel Engagement hat er die Produktion, Kundenkontakte und Geschäftsbeziehungen gemanagt“, erzählt sie mit viel Respekt für seine Lebensleistung. „Sein Tod war für alle eine Zäsur. Sein Wissen und seine Erfahrungen hatte er nicht mehr weitergeben können.“
Jeden Tag ein neues Problem
Vor die Frage gestellt, wie es nun weitergehen soll, stellte Marielis Kern sich „hochmotiviert und auch ein bisschen naiv“ der Herausforderung, das Unternehmen als Geschäftsführerin zu leiten. An ihrer Seite stand von Anfang an Peter Pelikan, auch er mit noch wenig Erfahrung in der Branche. Er absolvierte gerade eine Ausbildung zum Packmitteltechnologen in der Firma und parallel dazu ein Studium zum Wirtschaftsingenieur. „Das waren sportliche zwei Jahre“. Trotzdem war für beide klar: „Ja, das machen wir!“
„Mitten im Sanierungsprozess stehend, kam jeden Tag ein neues Problem auf den Tisch, für das wir eine Lösung brauchten: Kredite, Steuern, Abschreibungen, Betriebsabläufe neu organisieren“, sagt Marielis Kern. Viel Unterstützung bekamen die beiden Geschäftsführer damals aus den eigenen Reihen, von den Kollegen „der zweiten Führungsriege“. Das sei noch heute so und dafür sind sie dankbar.
In Technik investieren und Mitarbeiter motivieren
Die beiden Geschäftsführer haben viel Zeit und Energie investiert. Neben Investitionen in Technik und Maschinenpark war ihnen besonders wichtig, die Mitarbeiter zu motivieren. Außer der Gewissheit, dass es weitergeht, waren ihnen viele vermeintlich kleine Neuerungen wichtig: Kostenloses Wasser und Kaffee, einheitliche Firmenkleidung, Angebote für ein Job-Rad oder regelmäßige Teamevents sorgen heute für ein gutes Betriebsklima. „Ein wichtiger Schritt war im Oktober 2022 die Einführung einer 4-Tage-Woche – auch in der Produktion“, sagt Marielis Kern. Vor diesem Hintergrund gelingt es der Firma auch, neue Mitarbeiter und junge Leute für eine berufliche Zukunft durch Ausbildung bei TFT zu begeistern. „Wir haben kein Fachkräfteproblem“, zeigt sie sich selbstbewusst und optimistisch.
Von angestellten Geschäftsführern zu Eigentümern
„Nach intensiver Arbeit“, so die beiden Geschäftsführer, „haben wir heute eine gesunde Firma mit einem guten Ruf bei den Kunden und unseren 150 Mitarbeitern.“ Da sei es ein logischer, nächster Schritt gewesen, von angestellten Geschäftsführern zu Eigentümern zu werden. 2023 sind Marielis Kern und Peter Pelikan diesen Schritt gegangen. Und natürlich haben sie jede Menge Pläne für die Zukunft: „Wir wollen verstärkt in neue Maschinen und Anlagen investieren. Auch Automatisierung ist ein großes Thema, das wir anpacken wollen.“
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